Geschrieben von Deniz Mittwoch, 01 Juni 2005 23:24
Roadrage 2005: Trivium, 3 Inches Of Blood & Still Remains - Bochum / Riff
Roadrage 2005 - das dritte Mal schickte das 25-Jahr-Jubiläum feiernde Metal-Label Roadrunner Records seine heißesten Newcomer unter dem Roadrage-Banner ins Rennen. Und das erste Mal ging die Rechnung nicht auf: im Bochumer Riff versammelnten sich höchstens 150 zahlende Gäste, um das hoffnungsvolle Dreiergespann Trivium, 3 Inches Of Blood und Still Remains auszuchecken. Enttäuschend, wenn man bedenkt wie unglaublich gut die Vorläufer mit Killswitch Engage (2002 erst Insidern bekannt), 36 Crazyfists, Five Pointe O, Ill Nino, Spineshank und Chimaira liefen. An den Bands konnte es nicht liegen, da ihre Roadrunner-Debuts absolute Jahres-Highlights sind und auch von der Fachpresse hoch gelobt wurden.
Anyway, widmen wir uns dem Konzert: Die sechs Jungs von Still Remains aus Michigan machten den Anfang und lösten gleich einen derben Sturm an Power aus. Die windige Mischung aus Soilwork, Metalcore, gemeinen Death-Growls und vereinzelten Emo-Refrains zündet nicht nur auf Scheibe amtlich, sondern konnte auch auf der Bühne vollends überzeugen.
Von Schüchternheit trotz der ersten Bekanntschaft mit dem deutschen Publikum keine Spur, Still Remains legten sich kräftig ins Zeug, um auch ja jede noch so weit hinten stehenden Dumpfbacke zu überzeugen. Was anderes können sich die sympathischen Jungs aber auch nicht erlauben, ist ihre Debut-CD „Of Love And Lunacy" doch erst seit kurzem veröffentlicht und die Publikumsreaktionen noch recht verhalten. Da muss man eben um jeden Fan kämpfen. Bleibt es bei solch Energie geladenen Auftritten und Killer-Songs wie „The Worst Is Yet To Come" stehen Still Remains schon mal auf der guten Seite der Macht.
Als zweiter Act bestiegen die True-Metal-Soldaten von 3 Inches Of Blood die Bretter und degradierten jeden modischen Poser zu einem „Deadly Sinner".
Die Kanadier sind absolute Geschmackssache, keine Frage, aber Kult sind sie jetzt schon. Dicke Baumfäller-Bärte, völlig trendfreie Kleidung und ein Sound der bis in die späten Siebziger reicht - 3 Inches Of Blood sind das genaue Gegenteil von dem, was in der heutigen Hartwurst-Szene angesagt ist. Wer braucht das also? Alle diejenigen deren CD-Sammlung nicht bei Caliban aufhört und die noch richtig Spaß an extrem hohem Reibeisen-Gesang der Marke Udo Dirkschneider/King Diamond haben. Der Sänger war schlichtweg der Hammer. Wer dachte, dass die schrillen Vocals auf der „Advanced And Vanquished" mit Effekten bearbeitet wären oder eine Live-Umsetzung fraglich, der sei mit Cam Pipes, Sänger für die hohen Töne, eines besseren belehrt. Die Songs des zweiten Werks des Kanada-Sechsers sind zwar auf Konserve nicht die Abwechslungsreichsten, garantieren live aber ein hohes Unterhaltungspotential, was auch schnell das Publikum merkte. Klasse Einstand, Freunde!
Obwohl, die Roadrage-Tourneen traditionell allen Bands gleiche Sound- und Lichtbedingungen garantieren und auch die Spielzeit brüderlich geteilt wird, stand der heimliche Headliner vorher schon fest: Trivium, die mit „Ascendacy" ein Klassiker-reifes Metal-Masterpiece abgeliefert haben. Das schienen auch die vier jungen Herren selbst ein wenig zu spüren, so selbstsicher wie sie sich auf der Bühne gaben. Frontmann Matt Heafy ist nicht nur ein Ausnahmegitarrist, allein wegen seines jugendlichen Alters von 19 Jahren (!), sondern auch schon ein gewiefter Entertainer. Da duellierte er im Solo mit seinem Axt-Partner Corey Beaulieu, schlängelte mit der Zunge den Worten seiner Texte nach, stand breitbeinig vor dem Mikrofonständer und forderte die Fans zum wilden bangen auf. In Erscheinung und Rock-N-Roll-Attitüde ist der Bursche eine Mischung aus James Hetfield und Danko Jones.
Groß wie ein Orkan waren auch die acht Songs, die bretthart und ohne technische Makel dargeboten wurden. „Rain", „Pull Harder On The Strings Of Your Martyr" und „Like Light To The Flies" sind auch live gefährliche Killergeschütze. Ein Idiot, wer da noch still steht. Um zu zeigen, woher der Einfluss dieses Melodic-Thrash-Core-Gespanns rührt, schüttelten Trivium als Intermezzo lässig wie nix einfach mal die heiligen Hits „The Trooper" und „Master Of Puppets" aus dem Ärmel. Ein feiner Schachzug! Diese Truppe kennt die Vergangenheit, ihnen gehört die Zukunft!
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