Soulfly bringen im September nur knapp ein Jahr nach „Prophecy" ihr fünftes Album „Dark Ages" heraus. Als Appetizer für die Fans und Warm-Up-Gelegenheit kamen Max und sein Tribe für acht Dates auf Deutschlandtour.
Als Support bekam das neueste Roadrunner-Signing Betzefer aus Israel die Chance, seine Live-Qualitäten unter Beweis zu stellen. Die Show vor knapp 600 Soulfly-Anhängern in der Live Music Hall muss für die jungen Israelis eine große Herausforderung gewesen sein, die sie aber auf Anhieb bravourös meisterten. Nicht nur vom Sound her passte das Quintett gut zum Headliner, auch das Acting auf der Bühne war professionell und zeugte vom großen Hunger auf die Sympathien der Metalwelt. Und die bekamen sie. Das Publikum fraß dem Newcomer förmlich aus der Hand, Betzefer bekamen verdientermaßen viel Applaus. Der Einfluss von Pantera ist bei ihnen zwar überdeutlich, auch Groove-Variante von The Haunted könnte man als Umschreibung hinzuziehen, doch derbe dargelegte Smasher wie „Down Low", „Fuckin' Rock 'N' Roll" oder „Running Against" machen einfach keinen Gefangen. Der Kopf rotierte und das Herz groovte - jau, Einstand nach Maß, würde ich sagen!
Dass Soulfly nichts anbrennen lassen würden, war klar. Altmeister Max und seine inzwischen beständige Mannschaft weiß, was das Publikum, das trotz des relativ geringen Abstands zur letzten Tour wieder heiß auf seine Faves war, serviert bekommen möchte: Fetten Tribal-Metal zum bangen, hüpfen und moshen. Hinzu kommt, dass Soulfly mittlerweile so viele Hits im Rucksack haben, dass es eigentlich für zwei Sets reichen würde. Davon spricht allein schon die Tatsache, dass man an diesem Abend den absoluten Sepultura-Evergreen „Chaos A.D." ausgelassen hat. Stattdessen wurden die Fans mit dem „Roots"-Paradestück „Attitude" überrascht. Nicht selbstverständlich war auch der Auftritt des Frontmanns von Eyesburn, mit dessen Unterstützung Soulfly die Metal-Reggae-Crossover-Walze „Moses" vom letzten Album auf die Meute losließen. Cool waren auch die zwei neuen Songs vom kommenden Album, die der Ex-Sepultura-Frontmann uns präsentierte - sehr thrashig und mit kleinen Slayer-Riffs gespickt.
Obgleich dieser drei Ausnahmen war es eine recht routiniert durchgezockte Show, bei der man beim näheren Hingucken vielleicht doch ein paar Punkte bemängeln konnte: Max ist alt geworden - und machte einen nicht mehr ganz so fitten Eindruck. Ich rede dabei nicht von seinem inzwischen extrem ungepflegten Haarmob, den man alles nennen kann, nur nicht Frisur. Nein, Max wirkte an diesem Abend beinahe gebrechlich, seine Gangart erinnerte an Mr. Scheintod Osbourne. Auch spielt er selbst immer weniger Gitarre. Mir scheint es fast so, als sei es Absicht, dass bei jedem Konzert Max' Rhythmus-Klampfe kaum zu Hören ist. Nur gut, dass er die jungen Wilden Marc Rizzo, Bobby Burns und Schlagzeuger Joe Nunez an seiner Seite hat. Aber auch die präsentierten sich nicht in Hochform. Nunez Drums zu schwach, Rizzo nervte zu oft mit Quitsche-Soli und Burns schien ein wenig bocklos zu sein.
Die Fans gingen dennoch tierisch ab. Und auch dass Soulfly schon bald wieder ein neues und bestimmt sehr gutes Album raushauen werden, dürfte den Kids verständlicherweise sehr schmecken. Nun ja, Wenn es nach mir ginge, würde ich Max lieber empfehlen, mal ein oder zwei Jahre richtig Pause zu machen. Dieser schnelle Album-Tour-Rhythmus - möge er noch so erfolgreich laufen - könnte ruhig mal unterbrochen werden. Nicht nur Max zuliebe, sondern auch damit wir uns wieder voller Spannung und Vorfreude auf ein neues Lebenszeichen seines Tribes freuen können. Wie wäre es dann mit einem Doppel-Album - CD 1 super hart, CD 2 voll mit experimenteller World Music? Ach ja, ein Live-Album hätten Soulfly inzwischen auch verdient, denn trotz aller Bedenken sind Soulfly live eine Macht.
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