Geschrieben von Montag, 02 Januar 2006 21:20

Caliban & Zoo Army - Köln / Underground


Caliban Band
CALIBAN sind mit ihrem superben vierten Full-Lenght-Album „The Opposite From Within" (2004) von Metalcore-Vorreitern zu Genre-Superstars aufgestiegen. Shows in großen Hallen im Vorprogramm von Szene-Riesen wie In Flames und Machine Head waren die mehr oder weniger logische Folge. Am 08.12. besannen sich die Ruhrpottler auf ihre Roots und spielten im Kölner Traditionsclub Underground vor beschaulichen 300 Leuten. Aber natürlich nicht ganz ohne den Hintergedanken, weiter an Popularität zu gewinnen. Die als Release-Party gedachte Show für ihr im Februar erscheinendes Album „The Undying Darkness" filmte schließlich ein Kamerateam für die WDR-Bootleg-Serie, Monate später exklusiv im Fernsehen zu sehen. Wesentlich fragwürdiger war jedoch die Vorband: mit ZOO ARMY ominös angekündigt, entpuppte sich die Truppe als das neue Projekt von Ex-Bravo-Posterboy/-girl Gil Ofarim (na, ihr wisst schon, Gil)! Aber zum Glück war das nicht auf dem Mist von CALIBAN gewachsen, der WDR allein zeigte sich dafür verantwortlichen. Was die sich bei dieser Kombination gedacht haben, weiß nur der Schwan.


Aber um niemandem Unrecht anzutun, muss man das Ganze aber auch wieder relativieren, denn ZOO ARMY haben gerockt wie Sau! Ehrlich! Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, als ich einen Gil sah, der Kurt Cobain wesentlich ähnlicher war (übrigens, auch Gil ist Linkshänder) als Nick Carter. Die Musik bewegte sich dreckig heavy irgendwo zwischen solch Post-Grunge-Acts wie Staind und Nickelback. Die vier Jungs auf der Bühne - einer davon Gils Bruder - bangten ekstatisch, es wurde gerifft wie seit Helmet nicht mehr, die Refrains waren echte Ohrwührmer. Sogar Ansätze von Breakdowns wurden vom Stappel gelassen und wenn ich jetzt sage, dass der Schlagzeuger auch einmal so richtig Doublebass prügelte, glaubt mir eh keiner. Gils Fans, Spätpubertäre und Mütter, feierten ihren Star ab als würde Robbie Williams persönlich auf der Bühne stehen. Nun, auch ich musste als eingestandener Metaller und Musikkritiker den Daumen ganz weit nach oben bewegen. ZOO ARMY sind nicht peinlich, sondern mindestens ein Ohr wert, wenn das Debütalbum in Februar erscheint. Watch Out!

Nach diesem tollen Aufwärmprogramm ging es aber nun richtig zur Sache; Kinder und Mütter machten die Fliege (die meisten zumindest), Vorhang auf für CALIBAN! Nach dem Intro ging es mit dem Brecher „I Sold Myself" hammerhart los. Die Klassiker „Forsaken Horizon" und „Stigmata" folgten, und damit auch die ersten heftigen Mosh- und Circlepits. Zwar habe ich die Jungs auch schon tighter erlebt, aber der Abend stand mehr im Zeichen der Spontaneität; der Spaß sollte dominieren wie auch ein gut aufgelegter Sänger Andy Dörner bekräftigte. So waren nicht nur Spielfehler erlaubt, sondern auch Fans, die auf die Bühne stiegen, ins Mikro grölten und auch mal die hiesigen Kamera-Männer unsanft berührten. Der Drops war also schnell gelutscht. Mit „Our Burden To Bleed", „Song About Killing" (schöner Titel), „Together Alone" und „I Rape Myself" feierten gleich vier Songs vom kommenden Album „The Undying Darkness" ihre Live-Premiere. Großartige Veränderungen zum Material von „The Opposite From Within" waren nicht auszumachen. Wohlgemerkt, jeder dieser Nummern beinhaltete clean gesungene Refrains. Und da stoßen wir auf ein Problem. Der Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist an dieser Stelle bei CALIBAN nämlich seit jeher sehr groß. Die schwache Gesangsleistung von Gitarrist Denis Schmidt, der mal wieder völlig gequält und unsicher die Clean-Parts trällerte, enttäuschte wie schon so oft. Nichts gegen melodisch gesungene Refrains, aber wenn sie nicht aus dem Herzen kommen, sollte man es vielleicht einfach sein lassen. Was auf Platte „nur" konstruiert klingt, wirkt live im Vergleich auch zur Konkurrenz um Klassen schwächer. Aber CALIBAN sind nicht wegen ihrer melodischen Parts so erfolgreich geworden wie sie es heute sind, sondern wegen dem fiesen Geschrei von Andy Dörner, den Aggressiven Riffs und den vernichtenden Breakdowns. Und diese ließen auch an diesem Tag die Nackenwirbel aus dem Rücken brechen. Die sagenhaft harte Rhythmik der fünf Herren ist einfach nur herrlich geil. Dementsprechend gut war die Stimmung im brodelnden Moshpit. Wenn die Band ihre Stärken weiterhin in ihrer Brutalität sieht, anstatt in melodischen Refrains, gibt es keinen Grund zur Sorge. Die neuen Songs lassen jedoch anderes befürchten... Bis dahin, abwarten und Tee trinken. Eine Gute Nacht!  
     
Playlist
00. Intro
01. I've Sold Myself
02. Forsaken Horizon
03. Stigmata
04. It's Our Burden To Bleed
05. Vicious Circle
06. The Revenge
07. My Little Secret
08. Between The World
09. Song About Killing
10. Beloved And The Hatred
11. Together Alone
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12. I Rape Myself
13. Goodbye

www.calibanmetal.com
www.zoo-army.de
www.rockpalast.de/konzerte/2005/bootleg05_12/
www.roadrunnerrecords.de