Geschrieben von Mittwoch, 07 Juni 2006 22:28

Dredg - Bochum / Zeche


Review

 
Magisch. Genial. Ergreifend. Diese drei Wörter würden schon reichen, um das Konzert von DREDG in der Bochumer Zeche kurz und knapp zu beschreiben, aber hole ich doch ein wenig weiter aus, warum sich meine Gänsehaut auch Stunden nach dem Konzert noch nicht gelegt hat.
Es war einfach nur schön zu sehen, mit welch großer Hingabe die vier Männer ihre Instrumente bedienten, ekstatisch, wahnsinnig, ja fast schon fanatisch. Und das kaum 24 Stunden nach einem Rock-Am-Ring-Auftritt um 2 Uhr nachts - von Müdigkeit keine Spur! Wer denkt, DREDG würden live sogar noch einen Gang runterschalten und die poppige Seite ihrer progressiven Musik betonen, der sah sich schnell getäuscht. Ich habe noch nie einen Schlagzeuger gesehen, der dermaßen hart und leidenschaftlich auf seine Felle drischt, dass man jederzeit Angst haben musste, sie könnten reißen. Dass Drummer Dino Campanella dabei etwa 30 Drumsticks verschliss, war ein netter Nebeneffekt für die Fans, die seine Utensilien im Minutentakt fangen durften. Mal brauchte der verrückte Kerl aber auch einfach nur einen Stick, weil er mit der anderen Hand gleichzeitig Klavier gespielt hat! Auch der Bass dröhnte mächtig brummig durch die P.A., und die Gitarrenharmonien waren so laut und bombastisch, sie hätten das Weltall ausfüllen können, hätte es denn Grenzen. Und über allem thronten die himmlischen Gesänge von Frontmann Gavin Hayes. Die gesamte Band klang nahezu perfekt wie auf Platte, ließ mit kleineren Improvisationen, unerwarteten Breaks und irren Schreiattacken aber mehr als genug Live-Feeling aufkommen.
Einzelne Songs zu nennen, wäre der Musik von DREDG nicht gerecht, denn jeder Song war ein Höhepunkt. Das sah auch das stark gemischt Publikum (Normalos, Langhaarige, Emo-Perlen, ältere Männer, Tool-Fans etc.) so, das die Band bis zum letzten Ton abfeierte. Bis zum letzten Schlag sollte ich lieber sagen, denn Felldrescher Dino spielte auch dann noch weiter, als sein Drumkit schon abgebaut wurde. Man könnte dies als blöde Show bezeichnen, aber dass die Jungs mit ganzem Herzen Musiker und wirklich real sind, ist auch nicht zu bezweifeln. Egal wie lange DREDG gespielt haben, nach der letzten Nummer war dann auch wirklich genug. Das meine ich einerseits positiv, denn mehr Gänsehaut hätte ich nicht vertragen, und andererseits negativ, denn das Konzert war übertrieben laut, was die eigentlich ohrenschmeichelnden Klänge auf Dauer etwas anstrengend machte. Das schmälerte aber den euphorisierenden Gesamteindruck nur wenig. An alle: lasst euch DREDG live nicht engehen!    

www.dredg.com