Geschrieben von Donnerstag, 25 Juni 2009 14:02

Queensryche & Fatal Smile - Pratteln / Z7

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(24.06.09) Mehrere Jahre hat es mich nicht mehr ins Z7 nach Pratteln verschlagen, dabei hat die kleine Halle nahe der deutsch-schweizerischen Grenze immer ein bunt gemischtes Rock- und Metalprogramm und außerdem Atmosphäre. QUEENSRYCHE sind dabei ein willkommener Anlass, mal wieder vorbei zu schauen. Allerdings geht auch fast immer etwas schief, wenn ich die Eidgenossen besuche. Dieses Mal geht der Bus des Headliners irgendwo auf dem Weg in die Schweiz in die Knie und die Band kommt rund neun Stunden später als geplant am Club an, was alle anderen Planungen an diesem Abend etwas komprimiert.

Die Vorband FATAL SMILE fällt für mich dann zum Großteil dem Interview mit QUEENSRYCHE und dem anschließenden Hick-Hack mit der Gästeliste zum Opfer. Die letzten drei Songs lassen nur einen oberflächlichen Eindruck zu, aber obwohl die Schweden mit ihrem Sleaze-Metal musikalisch deutlich anders gelagert sind als die Hauptband, werden sie vom Publikum wohlwollend aufgenommen und haben auch selbst sichtlich Spaß an ihrem Auftritt.

Da QUEENSRYCHE erst in der Halle angekommen waren, nachdem bereits alles für FATAL SMILE aufgebaut war, hatten die Amerikaner heute keinen Soundcheck. Entsprechend lang dauert die Umbaupause, in der zumindest alle Kanäle kurz getestet werden. Um so überraschender ist der gute Sound, den die Techniker ab dem ersten Ton zaubern. Nur der Gesang könnte in den härteren Passagen etwas mehr in den Vordergrund gemischt werden und kommt nicht immer gegen die Instrumentalfraktion an.
Einen etwas ungewöhnlichen Weg haben QUEENSRYCHE bei der Zusammenstellung der Setlist genommen. Die Band spielt auf dieser Tour drei Suiten, also Blöcke mit Songs von je einem Album. „Rage For Order", das aktuelle „American Soldier" und „Empire" finden auf dieser Tour Berücksichtigung, wobei hin und wieder einzelne Stücke ausgetauscht werden.
Einen kleinen Dämpfer verpasst mir dabei vor allem der recht lange Block vom aktuellen Album. Das Material geht musikalisch sicher in Ordnung, ist aber in meinen Augen eine ganze Ecke von früheren Großtaten entfernt. Ein Problem habe ich allerdings vor allem mit der unkritischen inhaltlichen Ausrichtung. Ist Heldenverehrung für Soldaten angebracht, die für moralisch mehr als fragwürdige Ziele in den Krieg geschickt wurden? Die dann auch noch sehr patriotischen Ansagen in diesem Teil des Auftritts tragen nicht unbedingt dazu bei, mehr Sympathien für die Songs zu wecken. Irgendwie kann ich mich da auch an ältere, ganz andere Statements der Band erinnern, zumindest bei uns in Europa. Zugeben muss ich allerdings, dass das neue Material live sehr viel härter und voluminöser daher kommt als aus der Konserve und die aggressive Atmosphäre des Themas besser transportiert.
Für die meiste Stimmung sorgen erwartungsgemäß die Stücke vom „Empire"-Album, immerhin auch der kommerziell erfolgreichsten QUEENSRYCHE Veröffentlichung. Hier werden deutlich mehr Passagen mitgesungen als in den ersten beiden Teilen der Show, und spätestens bei „Silent Lucidity" sind alle selig mit dabei. Einzige Zugabe ist danach der Titelsong „Empire", bevor sich die Band nach gut 90 Minuten endgültig verabschiedet.

QUEENSRYCHE galten in den letzten Jahren ja oft als sehr stimmungsabhängige Band. Sowohl von großartigen Abenden als auch von lustlosen und schwachen Auftritten war zu hören. In Pratteln ließ sich die Band ihren anstrengenden Tag keinen Moment anmerken und zeigte eine starke Leistung. Besonders Geoff Tate ist in dieser Form über jeden Zweifel erhaben und meistert selbst die meisten hohen Passagen mit Bravur. In der Form sind QUEENSRYCHE zumindest auf der Bühne immer noch eine Macht.

Fotos (c) BurnYourEars / Thorsten Beermann