Geschrieben von Kai Donnerstag, 09 Juli 2009 14:56
Born To Lose, Rat City Riot & Heartbreak Stereo - Neue Spinnerei, Dülmen
BORN TO LOSE und RAT CITY RIOT sind alles andere als Unbekannte in Dülmen. BTL müssten mittlerweile auf ihrer vierten Europa-Tour, und auch RCR müssten langsam an dem gleichen Punkt sein. Zu Beginn der RCR-Tour haben die Jungs aus San Diego noch bei uns gepennt, und jetzt sollte also das große Wiedersehen (nachdem sie halb Europa bereist haben) mit ihnen und meinen Jungs aus Austin, Texas sein. Und genau das ist es auch gewesen!
Ein Stunde vor der Show kam BTL-Sänger Klink bei uns an, nahm erstmal eine Dusche und wirkte ganz schön fertig. Aber eine Tour mit BTL bedeutet im Regelfall Alkohol in mehr als großen Mengen, und das konnte man ihm schon anmerken, Aber als wir an der bereits gut gefüllten Spinnerei ankamen, war all die Müdigkeit verflogen und es mussten erstmal Unmengen von Leuten begrüßt werden. Aber ich habe auch selten eine Band erlebt, die so zugänglich ist wie die Texaner - kein Wunder, dass sie so viele Freunde hier haben. Die erste Band aus Belgien haben wir leider verpasst, aber wir waren passend zu HEARTBREAK STEREO da. Und auch die Skandinavier sind nicht neu in Dülmen, und so wurde ihr recht früher Gig bereits ganz gut frequentiert. In meinen Ohren klingen die Jungs wie eine RANCID-Kopie (zumindest besser als z.B. TIME AGAIN), aber ihr Streetpunk-Sound kam gut an und sie legten sich auch wirklich ins Zeug, was vor allem auch bei den Amis wahre Begeisterungsstürme auslöste. Dreckig, rotzig, mit ein wenig Popappeal in den richtigen Momenten und einem Bass, der natürlich versucht, irgendwann mal an Matt Freeman heran reichen zu können.
Danach starteten dann aber auch RCR und legten direkt gut los. Auf einen Vierer geschrumpft, hatten sie dementsprechend Platz auf der Bühne und Sänger Noah rastete eh vor der kleinen Bühne aus. Er sprang wie ein Derwisch und ließ immer wieder das Publikum durch sein Mikro singen. Auf einigen Konzerten in der Neuen Spinnerei musste die Band auf der Bühne schon aufpassen, dass nicht einige Fans auf die Bühne fielen. Hier war es andersrum - so sehr ließ sich Noah vom eigenen Streetpunk N`Roll-Sound tragen. Und da einige Songs bereits Hitcharacter hier genießen („Open Road", „Saturday Night`s Alright", „Revolve And Evolve" usw.), heizten sich Publikum und Band gegenseitig an. Viele Fäuste wurden in die Luft gereckt und viele „Ohohos" wurden mitgesungen. Unter anderem wurde auch ein SLAPSHOT-Cover zum Besten gegeben, was dann auch die etwas Älteren in Bewegung versetzte. Sympathisch wie die Band nun mal ist, lud sie das Publikum immer wieder zum Mitsingen ein, bedankte sich bei allen, die ihnen unter die Arme gegriffen haben und stellten fest, wie gerne sie immer wieder nach Dülmen kommen. Aber bei der Resonanz im Publikum kann man das auch mehr als gut verstehen.
Auch wenn Noah zwar noch ein wenig Platz vor der Bühne hatte, machte sich ein extrem gut gefüllter Konzertsaal bemerkbar. Und es wurden immer mehr Leute, die rein kamen! Und so kam es dann auch irgendwann, dass ich mit anderen Leuten vor dem Eingang stand und einigen sehr enttäuschten Menschen leider erklären musste, dass sie nicht mehr reinkommen werden - es ist ausverkauft. Zuletzt habe ich das vor ca. vier Jahren oder so bei DAILY REASON und DISTANCE IN EMBRACE erlebt. Wow - aber wenn man sich mal das Gelände vor der Spinnerei angesehen hat, hätte man noch einen ganzen Batzen an Leuten rein lassen können, die wir nun aber alle auf die Aftershow-Party im Gekko (Dülmener Kneipe und ab und zu auch Konzertsaal, der durch seine feuchtfröhlichen Aftershowparties schon ein wenig berüchtigt geworden ist und deshalb schon mal in einem Lied der HUDSON FALCONS aus New Jersey besungen wurde) verweisen mussten. Viele ungläubige Gesichter und viele Diskussionen...
Aber was soll`s? Hilft ja nichts. Und so betraten dann BORN TO LOSE zum wiederholten Male die kleine Bühne in der Spinnerei. Und wenn ich bei RCR bereits von einer guten Stimmung und viel Publikum gesprochen habe, muss man hier in allen Belangen noch mal einen drauf setzen! Hier wurde ein Hit nach dem anderen rausgehauen - vor allem die Songs der „Sweet Misery"-Platte wurden abgefeiert, als gäbe es kein Morgen mehr. Allen voran auch der Titeltrack von besagtem Album, den die Texaner immer recht früh im Set spielen - obwohl es wohl eines der bekanntesten Stücke der Band ist. Für mich waren vor allem die beiden neuen Songs der Split mit RCR interessant. „Pray At The Altar" ist meiner Meinung nach eines besten Stücke von BTL, geht so ungemein nach vorne und hat dabei wesentlich weniger von der sonst gerne mal mitgenommenen Bierseeligkeit, die BTL wie eine Art Markenzeichnen vor sich her tragen. Die Band wurde mehr als gebührend abgefeiert, und man wundert sich immer wieder, wie so ein verschlafenes Kaff wie Dülmen zu solchen Höchstleistungen möglich ist. Aber ok, wer sich bei diesem Konzert die Kehle nicht durch die ganzen „Ohohos" wund gesungen hat, ist auch ein wenig selber Schuld.
Danach ging es dann mit der ganzen Bagage in`s Gekko, wo es wie gewohnt noch eine ziemlich lange Nacht wurde, bis dann am Schluss alle wieder bei uns landeten und sich bei bereits strahlendem Tageslicht und zwitschernden Vögeln irgendwelche Schlafplätze organisieren mussten. Bis in die Küche hin war die Wohnung dann auch irgendwann vollgestopft mit schlafenden und stark nach Alkohol riechenden Amis. Hoffentlich im nächsten Jahr wieder genau so!
... und ungefähr so enden dann die Nächte nach dem Gekko. In diesem Fall hat es einen von HEARTBREAK STEREO erwischt. Aber der befindet sich dabei auch in bester Gesellschaft ...
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