Geschrieben von Donnerstag, 25 Oktober 2007 22:55

Dimmu Borgir, Amon Amarth & Engel – Berlin / Columbiahalle


Dimmu Borgir
21.10.2007 – Und wieder zu spät... Schleppender Verkehr auf der Autobahn, in der Stadt dann alle Ampeln rot und kein Parkplatz zu finden – der Abend begann ja vielversprechend. Als wir gegen halb neun schließlich leicht abgehetzt die nicht ganz ausverkaufte Columbiahalle betraten, hatten die Schweden ENGEL ihr Set bereits begonnen.

Die Mannen um Niclas Engelin waren für die dänischen Thrasher HATESPHERE eingesprungen, die sich kurz vor Beginn der Tour von ihrem Sänger Jacob Bredahl getrennt hatten, und erhielten so die Chance, die recht junge Band in Europa bekannt zu machen. „Leider“ hatten sie aber pünktlich begonnen, und so wurde bereits der letzte Song angekündigt, als ich noch auf dem Weg in die Halle war. Der Platz vor der Bühne war nur knapp zur Hälfte gefüllt, was einerseits daran liegen konnte, dass noch nicht alle anwesend waren oder aber das Publikum nicht allzu wohlwollend auf den Sound der Engel reagierte – ich selbst kann leider nach nur knapp einem halben Song kein Urteil dazu abgeben...

Nach einer kurzen Umbaupause war es dann auch schon an AMON AMARTH, das Publikum für sich zu begeistern – und die Schweden hatten damit wie immer keine Probleme! Arg zu kämpfen hatten sie allerdings mit dem Sound, denn erst nach etwa der Hälfte des Sets konnte man sich nicht mehr in normaler Lautstärke mit seinem Nachbarn unterhalten...
Nachdem mit „Valhall Awaits Me“ und “Runes To My Memory“ die beiden ersten Songs des aktuellen Longplayers „With Oden On Our Side“ vom Stapel gelassen wurden, begrüßte Johan Hegg die Fans auf Deutsch, was ihm einige Sympathiepunkte einbrachte, und kündigte ohne viel Gerede den Live-Klassiker „Death In Fire“ an. Währenddessen wurde, wann immer es ging, vom Rest der Band die Pommesgabel in die Höhe gereckt und gegrinst, was das Zeug hielt – die Herren Wikinger hatten augenscheinlich ihren Spaß! Dieser ging auch schnell auf das Publikum über und so wurde die Band ordentlich gefeiert, trotz des anfänglich schlechten Sounds und der, vom Band-Banner abgesehen, fehlenden Bühnendeko! Mit „Cry Of The Black Birds“ und „The Fate Of Norns“ folgten zwei aktuellere Songs, um dann mit „Bleed For Ancient Gods“ und dem fulminanten „Victorious March“ auch an die Fans des alten Materials zu denken. Gebangt wurde sowohl auf der Bühne als auch im Publikum was das Zeug hielt, und wie immer schwitzte der Fronter bereits nach dem zweiten Song so stark, dass das Headbangen aufgrund der verklebten Haare mehr zu einer Art „Kinnbangen“ ausartete – immer wieder lustig anzuschauen! Der Rausschmeißer folgte in Form von „The Pursuit Of Vikings“ und sowohl die fehlende Zugabe als auch der insgesamt viel zu kurze Auftritt der Schweden hinterließ einige enttäuschte Gesichter im Publikum.

Weitergehen sollte es nun mit DIMMU BORGIR, die sich noch einmal ordentlich Zeit für den Soundcheck und den Umbau ließen. Was dann schließlich auf der Bühne stand, waren eine Art elektronische Fackeln (strenge Brandschutzverordnung der Columbiahalle?), ein paar Mönche und eine Leinwand, auf der die komplette Show über stilvolle Dias abgespielt wurden.
Nach dem Intro ging es los mit „Progenies Of The Great Apocalypse“ und „Vredesbyrd“ der 2003er Scheibe „Death Cult Armageddon“ sowie „Grotesquery Conceiled“ des ’99er Outputs „Spiritual Black Dimensions“. Von neuen Songs noch keine Spur, dafür aber von argen soundtechnischen Problemen: Die Drums waren viel zu laut, die Lead-Gitarre zu leise und der Gesang des Vortex anfangs überhaupt nicht zu hören. Ebenso konnte man sich, wie schon bei AMON AMARTH, in aller Ruhe mit seinem Nachbarn unterhalten, obwohl man fast direkt vor der Bühne stand... Behoben wurde das Ganze leider erst nach drei oder vier Songs; dafür gab es nun aber auch gleich drei Stücke der aktuellen Scheibe zu hören, welche vom Publikum genauso wohlwollend aufgenommen wurden wie die älteren. Selbst bei der folgenden „Ballade“ „A Succubus In Rapture“ wurde, auch wenns nicht passte, kräftig gepogt, und der Aufruf Shagrath’s im Sinne von „I want all of you to freak out!“ zum später gespielten Song „Puritania“ war nicht wirklich nötig. Anscheinend wollte sich das Publikum im Zuge der DVD-Aufzeichnung von seiner „besten“ Seite zeigen....
Insgesamt boten die Norweger Stücke aus der gesamten Bandgeschichte, lediglich das Erstlingswerk „For All Tid“ wurde außen vor gelassen. Anders als bei AMON AMARTH folgten dann drei Zugaben, bevor nach dem Outro die Deckenbeleuchtung der Columbiahalle wieder anging...

Fazit:
AMON AMARTH erwiesen sich erneut als Garant für mitreißende Live-Performances und haben eigentlich einen Headliner-Status längst inne. Auch DIMMU BORGIR lieferten eine insgesamt runde Show ab. Eigentlich also ein gelungener Abend, wenn da nicht... ja, wenn da nicht noch diese eine Sache einen faden Nachgeschmack hinterlassen hätte....:
Einmal mehr stand der geneigte Banger, wie auch der „normale“ Konzertgänger, vor der Entscheidung: Nach Hinten gehen oder Gefahr laufen, Ellenbogen oder gar Füße an den Kopf geschlagen zu bekommen. Und einmal mehr breitete sich in mir, ob dieser Entscheidung, Unmut aus – denn irgendwo kann es keine Lösung sein, dass alles, was nicht tritt und schlägt, sich die Show von hinten angucken muss, weil einige meinen, sie müssten vor der Bühne ihre rücksichtslose Metalcore-Show abziehen. Wenn inzwischen sogar beim (zugegeben „kommerzielleren“) Black Metal um sich geschlagen wird – na dann gute Nacht... 


Setlist Amon Amarth:

Valhall Awaits Me
Runes To My Memory
Death In Fire
Cry Of The Black Birds
The Fate Of Norns
Bleed For Ancient Gods
Victorious March
The Pursuit Of Vikings

Setlist Dimmu Borgir: (Ohne Gewähr)

Intro
Progenies Of The Great Apocalypse
Vredesbyrd
Grotesquery Conceiled
The Serpentine Offering
The Chosen Legacy
The Sinister Awakening
A Succubus In Rapture
Fear And Wonder
Blessings upon The Throne of Tyranny
Spellbound (by the devil)
__________________________
The Sacrilegious Scorn
Puritania
Mourning Palace
Outro
BYE Redaktion

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