Link: www.staind.com
www.soil-music.com
"STAIND heute AUSVERKAUFT!"
Diesen Hinweis habe ich schon seit einiger Zeit nicht mehr an der unteren Treppe der Markthalle gesehen. Komisch, Beginn soll schon in einer halben Stunde sein aber unten tummeln sich nur ein paar Leute. Wenn es heute tatsächlich ausverkauft sein soll, müsste hier eigentlich mehr los sein. Schnell noch an dem fast leeren Tresen ein Pilsbier holen, und pünktlich um 21.00 Uhr betrete ich den großen Saal der Markthalle. D.h. es ist eher beim Versuch geblieben. Kein Durchkommen. Die Hütte ist voll, aber mal so richtig voll und das obwohl die Vorband noch gar nicht angefangen hat. Sehr ungewöhnlich.
Als SOIL die Bühne betreten, bricht ein wahrer Sturm der Begeisterung los. Etwas verwirrt schaue ich noch mal auf das Ticket - ja heute sollen auch STAIND spielen - ich habe den Headliner also noch nicht verpasst. Wobei man sich bei den Reaktionen auf die Songs und die Anzahl der Besucher schon fragt: „Wer ist hier eigentlich der Headliner?“.
SOIL präsentieren sich äußerst spielfreudig und kommen sehr sympathisch rüber. Musikalisch liegen sie mit STAIND dicht zusammen, allerdings etwas metal-lastiger. Zum Zeitpunkt des Auftritts war das neue Album „True Self“ knapp vier Tage alt, doch scheinen sich die meisten Fans die Scheibe bereits zu Gemüte geführt zu haben. Die neuen Stücke werden jedenfalls gut aufgenommen und abgefeiert. Nach knapp 45 Minuten ist dann leider schon Schluss. SOIL haben wirkliche ein tolles Set mit brettharten Riffs abgeliefert und die Stimme des neuen Sängers gefällt mir sehr gut. Eine Band, die live richtig Spaß macht und offensichtlich auch Spaß hat.
In der Umbaupause gehöre ich zu den Wenigen, die den Saal verlassen. Bei dem Blick auf den Merchandise Stand von STAIND bleibt mir doch glatt die Spucke weg. Für ein Longsleeve € 50,- zu verlangen finde ich mehr als unverschämt, ein Girly für € 35,- ist auch nicht gerade das günstigste Mitbringsel. Dann muss ich das übrig gebliebene Geld halt in Bier investieren - auch eine gute Möglichkeit. Nach zwei bis drei Kaltschalen zwänge ich mich hinter den Soundmann, da die Sicht von dort auf die Bühne einfach am Besten ist. Außerdem geht mir dieses mörderische Gedränge ziemlich auf den Keks. Es ist mit knapp 1.200 Leuten einfach brechend voll.
Das Licht erlischt, der nicht vorhandene Vorhang fällt und STAIND traben entspannt auf die Bühne und legen mit einem Intro los, bevor „Falling“ angestimmt wird. Die Markthalle bebt ein erstes Mal auf. Die Bühne ist in ein hell-orangenes Licht getaucht während Aaron seinen schmerzlichen Text in die Menge wirft. Die Reaktionen des Publikums sind gigantisch - wie der Sänger es schafft, bei dieser positiven und ausgelassenen Stimmung dennoch so traurig und freudlos dreinzublicken ist mir echt ein Rätsel. Ich an seiner Stelle würde wahrscheinlich im Kreis grinsen.
Die Songs werden mit dem gewohnt emotionalen Feeling gespielt. Die rockigen Songs sind heute etwas in der Minderzahl, was der guten Stimmung keinen Abbruch tut. Jeder Song wird von den wippenden, winkenden und mitsingenden Fans frenetisch abgefeiert – eine unglaublich tolle Atmosphäre ist an diesem Tag in der Markthalle. Natürlich muss man sich im Vorwege darüber klar sein, dass die Mosh-Parts hier nicht den Hauptteil der Show bilden. Die Zeiten sind bei STAIND wohl auch vorbei. Doch wenn ich mich so umschaue, scheint das auch niemanden zu stören – überall strahlende und schwitzende Gesichter. Ich denke, da hat die Band alles richtig gemacht, wenn ca. 1.200 Leute zufrieden sind.
Von dem kürzlich erschienen Album „Chapter V“ werden unter anderem „Everything Changes“, „King Of All Excuses“ und „Paper Jesus“ gespielt, das live recht rockig los geht, fast noch einen Zacken besser als auf CD. Dennoch wirken STAIND bei den schnelleren Parts als ob sie mit angezogener Handbremse fahren würden und gern schneller wollten aber nicht können. Aber das empfindet wohl auch jeder anders.
„Fill Me Up“ wird kurzerhand als Akustikversion gespielt, was sich durchaus hören lassen kann. Bei dem letzten Song vor dem Zugabenblock bebt dann die Markthalle ein zweites Mal. Der Grund sind ganz einfach die Anfangstöne von „Outside“, die in dem Jubel schon fast untergehen. Danach gibt’s dann noch drei weitere Stücke aus dem STAIND-Repertoire und dann ist Schluss. Glückliche Gesichter strömen gen Ausgang und freuen sich, dabei gewesen zu sein.
Mein Fazit zu dieser Geschichte: Es war ein gutes, entspanntes Konzert und der Tresen war nicht so überfüllt wie sonst. Hin und wieder hatte ich allerdings den Eindruck, dass die Band nicht so richtig motiviert war – wenn der Sänger fast einen kompletten Song mit dem Rücken zum Publikum singt, dann liegt diese Vermutung schon nahe. Auch die fehlende Begrüßung des Hamburger Publikums, das nun wirklich alles gegeben hat, ist mir nicht gerade positiv aufgefallen. Musikalisch war´s einwandfrei und die Fans von STAIND haben das Rundum- Wohlfühlpaket bekommen. STAIND und SOIL sind ein Tour-Package mit zwei absolut gleichwertigen Bands.