Geschrieben von Donnerstag, 28 Juli 2005 00:32

Alice Cooper - Zelt Musik Festival, Freiburg


Alice Cooper ist ohne Frage eine lebende Legende. Leider laufen eben gerade lebende Legenden immer Gefahr, sich selbst zu demontieren und so bin ich nach dem eher schwächeren Auftritt beim Bang Your Head 2004 auch eher skeptisch, ob es Alice 2005 noch mit seinem eigenen Ruf aufnehmen kann. Das aktuelle Album „Dirty Diamonds“ und der Vorgänger „The Eyes Of Alice Cooper“ lassen hoffen. 

Wegen der etwas unglücklichen Beschilderung komme ich leider erst an, als die Vorgruppe Evidence One bereits ihr halbes Set gespielt hat. Was die Jungs abliefern, klingt sehr ordentlich und das Publikum lässt sich immer wieder zum Mitklatschen und den obligatorischen Mitsingspielchen animieren. Lediglich der etwas breiige Sound stört etwas, dafür kann aber die Band nichts und auch der Techniker dürfte mit der Location - das Konzert findet in einem Zirkuszelt statt - so seine Schwierigkeiten haben. Nach drei weiteren Songs ist dann auch alles vorbei. Sollte das Konzert pünktlich angefangen haben, durften Evidence One nur eine halbe Stunde spielen, schade eigentlich.

Nach einer recht umfangreichen Umbauspause läutet ein „Phantom der Oper“ Intro den Hauptact ein, und kaum hat Alice die Bühne betreten, wird klar, alle Sorgen waren unbegründet, Cooper ist wieder in Höchstform. Statt wie bei einigen Gelegenheiten in der Vergangenheit stur ein Programm abzuspulen, wirkt Alice so spontan, wie es die durchchoreographierte Show zulässt. Passend zu den beiden letzten Alben, die zum Sound der späten 60er und frühen 70er zurückgingen, werden auch Songs gespielt, die man lange nicht mehr gehört hat und kaum zu erleben gehofft hatte. So hätte ich niemals mehr damit gerechnet, „Be My Lover“ oder „Welcome To My Nightmare“ noch einmal live zu hören. Natürlich werden auch Stücke der neueren Alben gespielt, die sogar recht gut ankommen, wenn auch klar ist, dass das Publikum hauptsächlich die Klassiker sehen will. Zudem werden die von den alten Fans eher ungeliebten Alben „Brutal Planet“ und „Dragontown“ weitgehend ausgeklammert.
In Sachen Show gibt es nichts zu meckern. Alice verprügelt kurz vor seiner Ballade „Only Women Bleed“ seine blonde Gespielin, die im Verlauf auch noch als Paris Hilton Lookalike über die Bühne stolzieren darf. Auch die Zwangsjacke kommt zum Einsatz und püntlich zu „I Love The Dead“ rollt dann auch Coopers Kopf, nur um bei „School’s Out“ (wieder fest auf Alice’ Schulter) mit weißem Frack und Zylinder auf die Bühne zurück zu kehren. Der Zugabeblock fällt dann recht kurz aus und nach ziemlich genau 100 Minuten ist dann auch endgültig Schluss. Wegen der Backofentemperaturen im Zelt stört das aber auch niemanden so wirklich, und enttäuscht dürfte an diesem Abend niemand das ZMF verlassen haben.