Geschrieben von Mittwoch, 11 Mai 2005 00:39

Molly Hatchet & Dave Evans - Festhalle Durlach & Z7, Pratteln/CH




 

 

 




 

Karlsruhe (30. April)

Nachdem ich Molly Hatchet das letzte Mal im Winter 2001 gesehen haben, bin ich gespannt, wie sich die sechs Jungs aus Florida schlagen werden, zumal in den letzten Jahre abgesehen von Bobby Ingram (Git.), Phil McCormack (Voc.) und Shawn Beamer (Dr.) die gesamte Besetzung ausgetauscht wurde. Ein weiterer Unbekannter ist Dave Evans. Zwar hatte ich im Vorfeld gehört, dass der Australier ein Gründungsmitglied von AC/DC und deren erster Sänger gewesen sein soll, aber über seine musikalischen Qualität war nichts zu erfahren. In strahlendem Sonnenschein komme ich gegen 17:00 an der Festhalle Durlach an. Kaum in der Halle laufe ich Phil über den Weg, der mich strahlend begrüßt. Auch alle anderen Musiker sind freundlich und bestens gelaunt. Offenbar schein die Stimmung im Tross sehr gut zu sein. Nachdem ich schließlich auch Bobby zu einem Interview getroffen habe, kann das Konzert beginnen.
Dave Evans stellt sein aktuelles Album Sinner vor, das einigen Kracher enthält. Außerdem hat Evans eine ausgezeichnete sehr junge Band um sich versammelt, besonders Lead-Gitarrist Ngariki fällt durch seine anspruchvollen Soli auf. Dave Evans Musik erinnert, wie könnte es anders sein, an AC/DC, ist allerdings deutlich rauer und ungeschliffner als die letzten AC/DC Alben. Die Zuschauer brauchen einige Songs, um sich mit der Band anzufreunden, doch im Laufe der Zeit weicht Höflichkeitsapplaus echter Begeisterung. Und spätestens als Dave Evans „seinen“ AC/DC Song Baby, Please Don’t Go zum Besten gibt, brechen alle Dämme. Hier gesellt sich auch Molly Hatchets Phil McCormack dazu und unterstützt Dave Evans mit seiner Mundharmonika. Zum Abschluss folgt Whole Lotta Rosie mit einem unglaublichen Endlossolo. An diesem Abend dürfte Evans viele neue Freunde gewonnen haben.

Nach einer moderaten Umbaupause beginnt das sehr lange Intro von Molly Hatchet. Nach einem Stück von Van Halen und einem von Mötley Crüe und dem bekannten Intro Oh Fortuna starten die Südstaatenrocker mit Whiskey Man den vorletzten Auftritt ihrer Europatournee. Da der eigentlich angekündigte Rückkehrer Dave Hlubek (Git.) noch anderweitig vertraglich gebunden ist, wird er Jimbo Mannion vertreten, der etwas hüftlahm wirkt, obwohl er sich alle Mühe gibt, die Choreographie der Band mitzumachen. Der Rest der Band zeigt sich spielfreudig und gut eingespielt. Auch die Neuzugänge Tim Lindsey (Bass/Ex-Lynard Skynard) und Richie Del Favero (Keys.) fügen sich gut in die Band ein, können aber in Sachen Charisma und Bühnenpräsenz nicht ganz mit ihren Vorgängern mithalten. Nach den beiden Klassikern Bounty Hunter und Gator Country kommt mit Son Of The South der erste Song und einzige Song vom neuen Album. Da das Album erst Mitte Mai veröffentlicht wird, kennen die Zuschauer das Stück noch nicht (auch wenn dieser Song als Promo-CD kostenlos an das Publikum verteilt wird), aber beim zweiten Chorus singen bereits die ersten mit. Edge Of Sundown, leider ohne das legendäre Solo, in einer Akustikversion gespielt und dem kürzlich verstorbenen Ex-Molly Hatchet Sänger Danny Joe Brown gewidmet. Leider kommt der Kultsong als Medley mit Fall Of The Peacemaker etwas zu kurz. Das Drumsolo nach Devil’s Canyon hätte man sich auch sparen können. Shawn Beamer ist zwar kein schlechter Schlagzeuger, aber SO gut nun auch wieder nicht. Im Gegensatz dazu hat das zwei Stücke später folgende Keyboard- und Gitarrensolo durchaus seine Berechtigung. Ein Boogie von Keyboard, Schlagzeug und Bass geht in ein langes Gitarrensolo über, bei dem Bobby sein ganzes Können zeigt. Nach Dreams I’ll Never See und The Journey ist das reguläre Set auch schon zuende.

Das es das aber noch nicht gewesen sein kann ist allen klar und so kehren die Southern Rocker nach wenigen Minuten auch schon wider auf die Bühne zurück. Zwei Stücke später endet dann mit dem unvermeidlichen Flirtin’ With Desaster ein gelungener Abend. Während Phil noch einige Fans verabschiedet und Dave Evans am Merchandising Stand Autogramme gibt, geht’s für mich nach Hause, denn schließlich soll es am Sonntag ja weitergehen.

Pratteln (1. Mai) Heute hat sich Dave Evans bereit erklärt, mir Rede und Antwort zu stehen, doch als ich den Backstagebereich im Z7 betrete um den Australier zu suchen, werde ich von einer extrem schlechtgelaunten Hallenangestellten fast aus der Halle geworfen. Als deutscher Schreiberling hat man hier wohl nichts zu lachen. Zu guter letzt lässt sich Dave aber doch noch auftreiben und nimmt sich Zeit für ein Gespräch.

Dave Evans Auftritt verläuft weitgehend genau so wie in Karlsruhe. Die Halle ist allerdings heute noch nicht so gut gefüllt und entsprechend länger dauert es, bis der Funke überspringt. Auch heute lässt sich Phil Mc Cormack bei „Baby, Please Don’t Go“ wieder zu einem kurzen Jam auf der Bühne blicken.

Bei Molly Hatchet ist spürbar, dass heute der letzte Auftritt der Tour ist. Bei „Son Of The South“ stoßen die Musiker von Dave Evans zu Molly Hatchet und unterstützen die Zuschauer im Chorus. Bei einem anderen Stück darf sich dann Roady Carlos Rodrigez der Gitarrenfront anschließen. Davon abgesehen verläuft die Show bis zur Zugabe ganz normal, bis sich alle Musiker zu einem spannenden Jam auf der Bühne versammeln. 

Setlist Molly Hatchet (Karlsruhe) Whiskey Man Bounty Hunter Gator Country Son Of The South Edge Of Sundown/Fall Of The Peacemaler Devil’s Canyon Drum Solo Beating The Odds Boogie No More Keyboardsolo Gitarrensolo Dreams I’ll Never See The Journey […] […] Flirtin’ With Desaster