Geschrieben von Chrischi Dienstag, 27 Oktober 2009 23:05
RAM, In Solitude & Helvetets Port - Lennestadt / Stadtschänke
(Credit: André Knuchel)
Als ich das Tourplakat der "Swedisch Metal Attack 2009" sah, dachte ich ja erst, ich gucke nicht richtig. Dass die Tour dreier traditioneller Metalbands, von denen zwei (nämlich IN SOLITUDE und RAM) mittlerweile mehr als nur Geheimtipps aus dem Underground sind, im tiefsten Sauerland Halt machte, war ein seltenes und für den sauer- oder siegerländischen Metalfan deshalb umso bedeutenderes Ereignis. Leider verirrten sich nur wenige Nasen in die kleine Stadtschänke, das hält den Veranstalter aber hoffentlich nicht davon ab, auch zukünftig solche Events zu präsentieren (dann hoffentlich mit mehr Zuspruch).
HELVETETS PORT standen als erste Band auf der kleinen Bühne. Wäre jemand aus den Achtzigern während des Gigs aus einer Zeitmaschine vor die Bühne gepurzelt, er hätte nicht geglaubt, dass doch immerhin mehr als 20 Jahre vergangen sind. Knallenge Spandexhosen in rot und schwarz, weiße Schweißbänder, Stirnband, speckige, vor Nieten fast platzende Lederjacken – HELVETETS PORT waren knietief im Achtziger Metal-Sumpf unterwegs. Vielleicht lag es am schlechten, viel zu krachigen Sound oder daran, dass die Polizei den Tourbus der Schweden konfiszierte und die Stimmung dementsprechend war, jedenfalls machte die Band auf der Bühne keinen guten Eindruck.
Der stark an kultigen NWOBHM angelehnte Sound konnte nicht begeistern und klang sehr unspektakulär (die Studioversionen des Debüts "Exodus To Hell" dagegen klingen überraschend gut, checkt mal die Seite der Band). Immerhin bleibt die Erkenntnis, dass eine Gibson Explorer einfach nur scheiße aussieht, wenn sie nicht Hetfield-mäßig auf Hüfthöhe gespielt wird…
So schnell HELVETETS PORT vergessen waren, so beeindruckend starteten IN SOLITUDE in ihren Set. Dass man mit ein paar Kerzen und düsterem Auftreten so viel Stimmung erzeugen kann, hätte ich wirklich nicht gedacht. Den größten Anteil am umwerfend positiven Eindruck der Schweden, die sich nicht an der geringen Anzahl der Zuschauer störten, hatte definitiv der fantastische Mix aus NWOBHM-mäßigem, traditionellem Metal, einem kleinen Thrash-Einschlag, ICED EARTH-Riffing und viel Black Metal-Attitüde, der besonders in Songs wie "In The Darkness" (Hammer!) seine Eingängigkeit zeigte.
Dass man auch in mittlerer Stimmlage klasse singen kann, zeigte Frontman Hornper, die Gitarrenfraktion (bestehend aus Niklas Lindström und Mattias Gustavsson) war in bestechend guter Form, und auch die Rhythmusabteilung zeigte sich spielfreudig. Der Sound war ungleich besser als noch bei HELVETETS PORT (und auch besser als später bei RAM), die Songs des selbstbetitelten Debüts zündeten, kurzum: IN SOLITUDE legten einen astreinen Auftritt hin, der einen ganz, ganz starken Eindruck hinterlassen hat.
Zum Abschluss folgte noch die geballte Ladung an schwedischem Power Metal. RAM, die vor kurzem mit "Lightbringer" ihr fantastisches zweites Album veröffentlicht haben, präsentierten sich in guter Form. Zu Beginn ließ der Sound allerdings sehr zu wünschen übrig, die Gitarren und vor allem die Soli waren während der ersten beiden Songs kaum auszumachen. Das besserte sich zwar, so kräftig und differenziert wie bei IN SOLITUDE war der Klang aber während des gesamten Auftrittes nicht.
Das war aber einigermaßen zu verschmerzen, denn mit Songs von "Lightbringer" und dem Debüt "Forced Entry" zeigten RAM, warum sie schon länger als neue Hoffnungsträger für die traditionelle Metalszene gehandelt werden. Die Musiker schienen Spaß zu haben, bangten und posten, und vor allem Sänger Oscar Carlquist, der mit verdammt geilen Screams überzeugte, war ständig in Bewegung und reckte seine Fäuste. Die Gesten sahen zwar teilweise sehr einstudiert aus, machten aber trotzdem was her. Die Setlist war gut gemischt, besonders "Ghost Pilot" und "Awakening The Chimaera" kamen ziemlich gut. Von "Forced Entry" waren es der Opener "Shadowman" und das eingängige "Machine Invaders", die mich überzeugten.
Nur schade, dass "Suomussalmi (The Few Of Iron)" nicht gespielt wurde, denn der Longtrack ist die stärkste Nummer auf "Lightbringer".
Alles in allem war es ein gelungener Abend in der Stadtschänke, vergleichbare Konzerte dürfen gerne auch in Zukunft Halt in Lennestadt machen. RAM waren stark, aber die heimlichen Gewinner des Abends waren ohne Zweifel IN SOLITUDE, die (in Ermangelung der CD/LP) seit ungefähr einer Stunde bei MySpace rauf und runter laufen. Verdammt, sind die geil!
http://www.myspace.com/helvetetsport
http://www.myspace.com/insolitudeheavymetal
http://www.ram-metal.com
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