Das Jahr neigt sich allmählich dem Ende zu – doch der Herbst hat konzertmäßig extrem viel zu bieten. Mein Highlight sind definitiv THE DEVIL WEARS PRADA, und um auch ja nichts zu verpassen, bin ich pünktlich zum Einlass um 19 Uhr beim Span. Aber wo sich sonst vor Konzerten häufig bereits die Massen vor dem Eingang tummeln, herrscht heute gähnende Leere, und auch drinnen angekommen sieht das ganze nicht besser aus. Die obere Ebene ist gesperrt und auch unten befinden sich gerade mal knapp 100 Leute. Laut Grünspan-Personal lief der Vorverkauf wohl auch eher schlecht als recht, und es wurden nur um die 200 Tickets verkauft. Da kommt doch gleich die Frage auf, ob der Screamotrend langsam abebbt – allerdings kann es auch einfach nur daran liegen, dass das Konzert an einem Montag stattfindet.
Mein erster Gang führt mich jedenfalls zum Merchandise Stand, wo die Preise mit 15 € für ein T-Shirt und 35 € für ein Hoodie absolut akzeptabel sind. Allerdings gefällt mir der Trend zu den knalligen Farben und etwas zu kindischen Mustern (wie beispielsweise kleinen Monstern) überhaupt nicht, aber mittlerweile haben leider fast alle Bands des Genres diesen Trend übernommen. Mal schauen, wie lange das noch vorhält.
Musiktechnisch legt die Saarländische Post-Hardcore Truppe PARACHUTES um Punkt 20 Uhr los. In letzter Zeit sind die fünf Jungs ziemlich emsig am touren und waren u.a. mit ALESANA bereits vor einigen Monaten hier im Grünspan zu Gast. Ich lasse mich an diesem Abend einfach überraschen, da ich mich bisher nicht sehr viel mit ihnen beschäftigt habe. Die knapp 25 Minuten Spielzeit vergehen wie im Flug, und die Jungs zeigen sich durchweg spielfreudig, sind sehr sympathisch und wirken trotz der wenigen Fans im Publikum mächtig stolz, mit ihren Vorbildern auf Tour zu sein (Drummer Markus Bauer trägt sogar ein TDWP T-Shirt). Ihr Musikstil vereint ein wenig das leicht Alternative von FINCH mit einer Portion UNDEROATH und ist insgesamt sehr eingängig. Auch der Sound ist ok, allerdings hört man Sänger Stefan Kinn weniger als seinen growlenden Gegenpart, den Gitarristen Carsten Jung.
Nach einer kurzen Umbaupause geht es dann um 20:45 Uhr mit YOUR DEMISE weiter. Die fünf Hardcore-Punks aus St. Albans, Großbritannien um den neuen Sänger Ed McRae sprühen nur so vor Energie und schaffen es, das bisher eher müde wirkende Publikum etwas in Schwung zu versetzen. Die ersten Circlepits entstehen und auch mengentechnisch sind glücklicherweise mittlerweile auch ein paar mehr Leute im Span eingetroffen. Mir persönlich liegt der in weiten Teilen sehr aggressive Punk der Briten allerdings nicht wirklich, die meisten Songs besitzen mir zu wenig Eigenständigkeit. Dennoch steht es außer Frage, dass YOUR DEMISE eine tolle Liveband sind, die mit ihrer englischen Aussprache, die teilweise an THE STREETS erinnert, ihren ganz eigenen Charme hat.
Um 21:30 Uhr ist es dann endlich so weit, und THE DEVIL WEARS PRADA eröffnen mit „Sassafras“ ihr Set - sie haben Ihre Fans von der ersten Sekunde an im Griff. Die Band mosht synchron, Sänger Mike Hranica springt wie ein Wilder über die Bühne und das Publikum singt mit Gitarrist Jeremy Depoyster, der für die cleanen Vocals zuständig ist, Textzeilen wie „Who should we look to if all we know is burning bridges?“ um die Wette. Die Stimmung ist super und der Sound glasklar und druckvoll.
Gleich der zweite Song „Dogs Can Grow Beards All Over“ ist der alte Klassiker vom ersten Album „Dear Love: A Beautiful Discord“ der Jungs aus Dayton, Ohio, und auch bei diesem Song sind die meisten Fans textsicher.
Der Schwerpunkt an diesem Abend liegt aber eindeutig auf Songs aus dem neuesten Werk „With Roots Above And Branches Below“, und so folgen als nächstes gleich vier Songs aus selbigem. Alle vier kommen live einfach noch viel besser rüber als schon auf CD, aber mein Highlights sind „Assistant To The Regional Manager“ mit dem Ohrwurmrefrain „All Glory To The One In Existence“ und „Big Wiggly Style“ mit den herrlichen Keyboardsamples von James Baney. Der Keyboarder geht übrigens mindestens genauso ab wie die übrigen Bandmitglieder und erinnert bei seiner Performance sehr an Chris Dudley, den Mann an den Tasten bei UNDEROATH, die zufälligerweise auch zu den Vorbildern der sechs Jungs von THE DEVIL WEARS PRADA zählen.
Äußerst sympathisch führt Frontmann Mike Hranica durch die Show und ist ganz neidisch, dass die meisten Deutschen zwei Sprachen beherrschen. Der kleine Sänger hat eine unglaubliche Bühnenpräsenz, auch wenn ihm einige vorwerfen könnten, stellenweise zu dick aufzutragen - bespielsweise bei emotional betonten Gesten wie dem Performen bestimmter Gesangsparts auf den Knien. Ich jedenfalls liebe diese Theatralik und finde, dass sie gerade den christlichen Bands eine gewisse Aura verleiht. Perfekt macht das ganze die engelsgleiche Stimme von Jeremy Depoyster. Trotzdem stehen die beiden Sänger nicht zu sehr im Vordergrund und die komplette Band wirkt als Einheit.
Songtechnisch folgt weiterhin ein Hit nach dem anderen, wobei mit „Hey John, What’s Your Name Again?“ und „Reptar, The King Of Ozone“ erstmal zwei Songs vom 2007er Release „Plagues“ zum Besten gegeben werden. Den Abschluss bilden dann leider viel zu früh das fantastische „Dez Moines“ und die Single „Danger:Wildman“. Abschließend verabschiedet sich die Band im Graben vor der ersten Reihe unter einigem „Hand-Shaking“ noch von ihren Fans und ist sich später auch für Autogramme und Fotos nicht zu schade. Ich für meinen Teil bin glücklich und freu mich jetzt schon auf die nächste Show der Jungs!
Geschrieben von Jana Donnerstag, 05 November 2009 23:00
Parachutes, Your Demise & The Devil Wears Prada - Hamburg, Grünspan
Es ist wirklich heftig, wie schnell die Zeit doch vergeht. Über zwei Jahre ist es her, dass THE DEVIL WEARS PRADA ihr zweites grandioses Album „Plagues“ veröffentlicht haben, und seit diesem Release habe ich mir immer gewünscht, sie würden in Deutschland touren. Nach ihrem neuesten Output „With Roots Above And Branches Below“ im Mai 2009 wuchs meine Vorfreude nur noch mehr – doch die Zeit bis zum Konzert zog sich wie Kaugummi. Und jetzt ist schon wieder alles vorbei – allerdings hat es sich so was von gelohnt! Aber fangen wir von vorne an ...
Alle Artikel zu