Geschrieben von Sonntag, 08 November 2009 21:25

Adept, Dance Gavin Dance & A Skylit Drive – Hamburg, Logo

Und schon steht das nächste Konzert von meinem herbstlichen Terminkalender an. Diesmal in meinem Lieblingsclub, dem Hamburger Logo. Am meisten gespannt bin ich, ob Michael Jagmin die extrem hohen Vocals, die das eigentliche Markenzeichen von A SKYLIT DRIVE sind, auch live überzeugend rüberbringen kann.

Um 20:30 Uhr kommen wir beim Logo an, und wie gewohnt stehen die meisten Leute noch draußen zum Rauchen und Bierchen trinken. Drinnen kommen wir wie immer automatisch als erstes am Merchandisestand vorbei, wo in diesem Fall fast die komplette Hauptband versammelt ist und bereits mit ihren hauptsächlich weiblichen, sehr jungen Fans Fotos schießt. Der einzige, der fehlt, ist Sänger Michael Jagmin – dafür steht eindeutig Drummer Cory LaQuay bei den Mädels im Mittelpunkt.

Um 21 Uhr eröffnen ADEPT aus Trosa, Schweden mit einem ENTER SHIKARI ähnlichen Techno-Intro die Show. Glücklicherweise stellt sich im Laufe der Show aber heraus, dass sie außer einigen Samples vom Band wenig mit dem Trancecore der Briten gemeinsam haben. Die Musik der jungen Schweden ist gespickt mit vielen Klischees der Post-Hardcore / Metalcore Szene wie Doublebassgewittern und kräftigen Breakdowns, trotzdem geben ADEPT dem ganzen ihre eigene Note mit. Besonderns Sänger Robert Ljung, der eine richtige Rampensau ist, kann live überzeugen. Cool und sehr unterhaltsam führt er durch das 35 minütige Set und überzeugt sowohl bei den gekrächzten an Anders Friden von IN FLAMES erinnernden Vocals, als auch bei den clean gesungenen. Die Band ist mächtig stolz, das erste Mal außerhalb Skandinaviens zu touren und hat auch gleich ein bisschen Deutsch gelernt. So gibt es von Robert Ansagen wie „Prost, Schweinehunde!“ oder „Jürgen Klinsmann“, da er Deutschland hauptsächlich mit Fußball und Trinkfestigkeit verbindet. Ebenfalls zu merken ist, dass Robert sich bei seiner Performance auch von Keith Buckley von EVERY TIME I DIE beeinflussen läßt – er trägt übrigens ein ETID T-Shirt - denn er bringt ähnlich lockere und ironische Sprüche wie sein Vorbild. 

Die Setlist dominieren Songs vom ersten Longplayer „Another Year Of Disaster“ wie „The Business Of Living“, „Shark! Shark! Shark!” oder “An Era Of Treachery”. Auch die anderen Musiker und besonders die beiden Gitarristen mit ihren Metalriffs können absolut überzeugen, und auch das Publikum im gut gefüllten Logo ist sichtlich angetan. Einen besseren Anheizer hätten sich ASD nicht aussuchen können!

Nach einer kurzen Pause, in der sogar A SKYLIT DRIVE Drummer Cory LaQuay beim Umbau hilft, geht es um 21:50 Uhr weiter mit DANCE GAVIN DANCE, die ich vorher genauso wie die erste Band des Abends, ADEPT, nicht kannte. Viele Fans im Publikum sind aber offensichtlich auch wegen der verrückten, experimentellen Rocker aus Sacramento, Kalifornien angereist. A SKYLIT DRIVE und DANCE GAVIN DANCE verbindet übrigens nicht nur die Tatsache, dass sie beide aus Kalifornien stammen, sondern auch, dass sie in der Vergangenheit mit Jonny Craig kurz hintereinander denselben Leadsänger besaßen.

Was die Bühnendeko angeht, so fällt als erstes auf, dass ein Verstärker mit einer mexikanischen Flagge und die Bass-Drum mit einem Zettel mit der Aufschrift „Hast Du was zu Kiffen?“ versehen wird. Passend hierzu gibt es im Laufe des Auftritts einige jamaikanische Einspieler vom Band und eine bühnenreife Einlage von Sänger Kurt Travis, der mit dem Mikrokabel um seinen Arm vorgibt, sich einen Schuss zu setzen. Und nicht nur bei dieser Szene wirkt Kurt leicht benebelt; während der kompletten Performance springt der Sänger – die meiste Zeit davon wild zuckend – über die Bühne und später sogar ins Publikum. Außerdem gibt er später zu, die Band rauche andauernd „massive amounts of cannabis“ und ist jedem dankbar, der ihnen mit etwas "Stoff" aushilft. Dafür hätten sie im Gegenzug auch absolut nichts dagegen, wenn die Leute ihre Musik illegal downloaden – was für ein Deal.

So unterhaltsam die Show von DANCE GAVIN DANCE auch ist, die fünf Kalifornier können mich musikalisch nicht mitreißen. Ihre Musik wird zwar als Post-Hardcore bezeichnet, geht meiner Meinung nach aber eher in die Indie Richtung und erinnert an vielen Stellen an Bands wie INCUBUS. Manche Songs haben sogar ein paar funkige Elemente der Marke JAMES BROWN. Leider überzeugen mich auch die Growls des Gitarristen Will Swan nicht, da sie die meiste Zeit nach einem aggressiven Bellen oder Kleffen klingen und zu wenig Volumen haben. Trotzdem ist die Show absolut kurzweilig und lustig anzusehen. Den Abschluss bildet dann nach einer guten halben Stunde „Rock Solid“ mit einer herrlichen DAFT PUNK Einlage des Songs „Around The World“.

Um 22:50 Uhr betritt dann der heutige Hauptact A SKYLIT DRIVE die Bühne und legt mit „Eris and Dysnomia“ gleich ordentlich los. Der Sound ist gut, die Doublebassdrum schmettert intensiv, und die tiefen Growls von Bassist Brian White überzeugen sofort – nur Sänger Michael Jagmin überschreit sich an manchen Stellen deutlich und scheint vom ersten Song an mit technischen Problemen zu kämpfen. Nach dem zweiten Song „Heaven“ wird außerdem deutlich, dass Jagmin noch kein wirklich überzeugender Frontmann ist. Äußerst schüchtern und wortkarg, mit einfallslosen kurzen Einleitungen beginnt er die Songs, und  Bassist Brian muss immer wieder aushelfen. Leider fällt diesem aber auch nichts Gescheiteres ein, als festzustellen, wie schön doch die deutschen Mädels sind und zu allem Überfluss fragt er später die Menge auch noch, ob sie das Wort „Jump“ verstehen. Das Publikum nimmt das ihren Lieblingen aber nicht übel und feiert die Kalifornier ordentlich ab. 

Die Songauswahl ist auch wirklich super und mit Highlights wie „I'm Not A Thief, I'm A Treasure Hunter“, „Eva The Carrier“ oder „Those Cannons Could Sink A Ship“ gespickt, die eigentlich absolute Livekracher wären. Leider springt aber durch Textaussetzer und schiefe Töne von Michael Jagmin, der im Laufe des Abends immer verunsicherter wirkt, der Funke bis zum Ende nicht richtig über. Hinzu kommt dann noch die extrem kurze Spielzeit von knapp 40 Minuten und nur eine Zugabe mit „Knights Of The Round“.

Auch wenn die Band später meint, dass dieses Konzert ihr bislang längstes gewesen ist, bleibt ein übler Nachgeschmack. Ich wünsche ihnen, dass sie bis zu ihrer nächsten Tour durch Deutschland im Frühjahr nächstes Jahr noch etwas selbstsicherer werden, um wenigstens ansatzweise mit den überzeugenden ALESANA mithalten zu können.

Setlit A SKYLIT DRIVE:
Eris and Dysnomia
Heaven
Hey Nightmare, Where Did You Get Them Teeth
Eva The Carrier
I'm Not A Thief, I'm A Treasure Hunter
Wires And The Concept Of Breathing
Those Cannons Could Sink A Ship
Prelude To A Dream
All It Takes For Your Dreams To Come True
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Knights Of The Round