Keine Frage, mit den letzten beiden Alben „Paradise Lost“ und vor allem „In Requiem“ haben die Briten PARADISE LOST erfreuerlicherweise die Kurve bekommen und nach einer experimentellen Schwächephase wieder an ihre alten Glanzzeiten anknüpfen können. Das verdient Respekt, denn so mache Band, die Anfang der Neunziger ihren Höhepunkt hatte, hat diesen Kraftakt nicht geschafft. Und auch das sollte nicht vergessen werden: PARADISE LOST existieren bereits seit 19 Jahren und haben mittlerweile elf Studioalben auf dem Buckel. So war ich dann natürlich gespannt, ob auch live die alte Magie wieder aufkommt. Stimmung und Sound in der fast ausverkauften Live Music Hall waren jedenfalls von Beginn an überdurchschnittlich gut – einem unterhaltsamen Abend stand also nichts im Wege.
PARADISE LOST eröffneten ihren Set mit dem stärksten Song ihres aktuellen Albums und gleichzeitig der aktuellen Single „The Enemy“. Wuchtige Gitarren, atmosphärisches Keyboard und ein Nick Holmes, der inzwischen wieder etwas druckvoller singt. Jedenfalls versucht er es. Denn Holmes hatte wohl einen schwachen Tag erwischt, viele Töne waren neben der Spur und der beste Frontmann ist er auch nicht. Vielleicht ein wenig schüchtern, ich weiß es nicht. Trotzdem war es insgesamt ein sehr geiles Konzert, auch weil im Gegensatz zu Holmes die restlichen Musiker richtig Gas gegeben hatten und ihnen die Spielfreude ins Gesicht geschrieben stand.
Alte Gassenhauer wie „As I Die“, „Pity The Sadness“ und „Gothic“ wurden genauso berücksichtigt wie das poppigere Material („So Much Is Lost“, "Erased“), wobei natürlich vor allem die aktuelle Scheibe den Schwerpunkt bildete. Während der insgesamt 80 Minuten Spielzeit wurde mehr als deutlich, wie vielfältig der Sound von PARADISE LOST inzwischen ist und welch großartiges Hit-Arsenal sich dabei angesammelt hat.
Den aus vier Tracks bestehenden Zugaben-Teil schloss die Band mit dem lautstark gefeierten Smasher „Say Just Words“ ab – der perfekte Song, um die Fans mit einem freudigen Grinsen nach Hause zu schicken.
Als Fazit bleibt zu sagen, dass es 100 Prozent PARADISE LOST zu hören und zu sehen gab, auch wenn vom Klassiker „Icon“ kein einziger Song gespielt wurde! Was wiederum zeigt, dass die Band sich nicht auf frühere Erfolge verlässt, und auch das verdient großen Respekt.
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