08.11.09. BRAINSTORM und PRIMAL FEAR, zwei deutsche Metalbands mit zwei grandiosen, aktuellen Alben im Gepäck: Da fällt die Entscheidung, sich dieses Package auf einer Tour anzusehen, nicht sonderlich schwer. JADED HEART, die eigentlich auch noch mit dabei sein sollten, wurden nach drei Konzerten aus dem Billing der Europa-Tour gestrichen, weil es einige Differenzen und Disharmonien zwischen ihnen und dem kompletten restlichen Tourtross gegeben haben soll. Eigentlich schade, denn auch JADED HEART haben ein starkes Album am Start, aber dafür konnte man erwarten, dass für BRAINSTORM und PRIMAL FEAR dadurch mehr Spielzeit zur Verfügung stand, was ja auch nicht gerade das Schlechteste ist.
Um 20:20 enterten BRAINSTORM die Bühne der richtig gut gefüllten, aber nicht restlos ausverkauften Matrix in Bochum. Andy B. Franck, der sich meiner Meinung nach zu einem der besten und charismatischsten Frontmänner der Szene gemausert hat, hatte das Publikum von Anfang an im Griff und sorgte nicht nur mit seiner geilen Stimme für offene Münder, sondern auch mit den sympathischen und witzigen Ansagen zwischen den Songs für gute Laune auf und vor der Bühne. Der Sound war mehr als brillant, was mit Sicherheit auch dazu beitrug, dass vom ersten bis zum letzten Song eine richtig ausgelassene Stimmung herrschte.
BRAINSTORM sind anno 2009 eine verdammt eingespielte Einheit, was ja auch nicht verwundert, denn von dem Line Up, mit dem die Band 1989 das Licht der Welt erblickte, sind mit den beiden Gitarristen Torsten Ihlenfeld und Milan Loncaric sowie Drummer Dieter Bernert immerhin noch drei Musiker dabei, was heutzutage ja auch eher eine Seltenheit darstellt. Selbst Basser Antonio „Toni“ Ieva, der erst 2007 zur Band stieß, agierte auf der Bühne, als hätte es nie einen Andreas Mailänder gegeben.
Auch bei der Songauswahl bewiesen die Jungens ein glückliches und geschicktes Händchen, denn für meinen Geschmack waren fast alle Highlights dabei, wobei neben den „älteren“ Stücken wie „Shiva’s Tears“, „Highs Without Lows“ und dem live mehr als genialen „How Do You Feel“ auch „Shiver“ und „The Conjunction Of 7 Planets“ vom aktuellen Album „Memorial Roots“ heftigst einschlugen
Um 21:35 beendete leider eben genau „How Do You Feel“ einen grandiosen Gig von BRAINSTORM, die sich damit nicht nur per Silberling, sondern auch livehaftig extrem stark zurückmeldeten. Das sah offensichtlich auch das Publikum so, denn die Band wurde heftig abgefeiert. Ich hätte gerne noch mehr gehört, muss ich ehrlich gestehen, auch wenn ich mich sehr auf PRIMAL FEAR gefreut habe. Zumindest „Inside The Monster“ und vielleicht „Heavenly“ hätten für mich noch gut in die Setlist gepasst.
Die Umbaupause war mit knapp 30 Minuten nicht zu lang, um den Schwung von BRAINSTORM nicht verpuffen zu lassen, und so war der Jubel auch ziemlich groß, als um 22:05 das Licht für PRIMAL FEAR ausging.
Auch wenn „Under The Radar“ nicht gerade der Hammer-Opener für einen PRIMAL FEAR Gig darstellt, konnte der Song durchaus punkten, zumal auch hier der Soundmann offensichtlich einen Wahnsinnstag erwischt hatte. Eigentlich hätte ich nicht erwartet, dass der klare, druckvolle und gleichzeitig angemessen laute Sound von BRAINSTORM übertroffen werden würde, aber PRIMAL FEAR legten tatsächlich noch ein Schippchen oben drauf. Hätte ich einen Orden dabei gehabt, ich hätte ihn mit Sicherheit dem Mann am Mischpult verliehen.
Ralf Scheepers, der im dicken Mantel auf die Bühne kam, packte bereits bei „Battalions Of Hate“ die dicken Arme aus und poste gewohnt sicher über die Bühne. Stimmlich war der muskelbepackte Fronter so gut wie lange nicht mehr, obwohl ich ihn auch noch nie wirklich schlecht gesehen bzw. gehört habe.
Wer mir live aber immer wieder am besten gefällt, ist Gitarrist Henny Wolter, der sich wie beim letzten SINNER Gig in der Matrix völlig in einen Rausch spielte. Das doppelstimmige Gitarrenintro zu „Nuclear Fire“ bescherte mir dann wie immer eine Gänsehaut, und „Angel Of Black“ trat auf gut Deutsch gesagt mächtig in den Allerwertesten. In Sachen Eingespieltheit und Perfomance standen PRIMAL FEAR in nichts hinter BRAINSTORM zurück, und ich hatte auch hier jederzeit das Gefühl, dass die Mannen um Mat Sinner verdammt viel Spaß auf der Bühne hatten und die Matrix sich trotz der kühlen Außentemperaturen immer mehr aufheizte.
„Final Embrace“ und „Metal Is Forever“ waren ebenfalls echte Highlights in einer eh schon von Klassikern gespickten Setlist. Ich persönlich hätte auf „Seven Seals“ verzichten können, das ich zwar auf dem Album liebe, aber das live bei mir nicht richtig zünden will. Dafür hätte ich gerne „Tears Of Rage“ und (natürlich) das PHIL LYNOTT/GARY MOORE Cover „Out In The Fields“ gehört, aber eine Band mit einem Backkatalog wie PRIMAL FEAR wird es niemals jedem recht machen können, es sei denn, sie spielen drei Stunden. Die Spielzeit von ca. 100 Minuten war aber auch schon anständig genug, als PRIMAL FEAR gegen 23:35 den feiernden Fans mit „Chainbreaker“ sozusagen den Gnadenstoß verpassten.
Fazit: BRAINSTORM und PRIMAL FEAR boten an diesem Abend Metal vom allerfeinsten, wobei der grandiose Sound und die gute Stimmung in der Matrix das Sahnehäubchen darstellten. Zuerst war ich enttäuscht, dass JADED HEART nicht dabei waren, aber nach dem Konzert muss ich ehrlich sagen, ich hab sie nicht im Geringsten vermisst. Das Sahnehäubchen wurde sogar noch garniert durch die Shirtpreise, die sich mit 20€ gerade noch im Rahmen hielten, und von beiden Bands auch noch ausgesprochen gut aussahen. Wer nicht da war, hat definitiv einen geilen Abend voller schweißtreibendem Metal verpasst, der von äußerst motivierten und spielfreudigen Bands vor ebenso feierwilligen Fans zum Besten gegeben wurde. Thumbs up!
Setlist BRAINSTORM
Forsake What I Believe
The Leading
Highs Without Lows
Blind Suffering
Shiver
Shiva’s Tears
Worlds Are Comin' Through
The Conjunction Of Seven Planets
Falling Spiral Down
Doorway To Survive
All Those Words
Fire Walk With Me
How Do You Feel
Setlist PRIMAL FEAR:
Intro: Before The Devil Knows Your Dead
Under The Radar
Battalions Of Hate
Killbound
Nuclear Fire
Six Times Dead (16.6)
Angel In Black
Sign Of Fear
Fighting The Darkness
Riding The Eagle
Metal Is Forever
Final Embrace
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Hands Of Time
Seven Seals
Chainbreaker
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Dirk
Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues
Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.
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