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http://www.groezrock.be Groezrock - 30.04.2005
Bands:
SFP, Smoke or Fire, Capdown, Only Crime, Strike Anywhere, Tsunami Bomb, Rise Against, Boy Sets Fire, 7 Seconds, Flogging Molly, Mad Caddies, Hatebreed, Lagwagon, Malkovich, The Setup, Maroon, Modern Life Is War, F.A.T.A., Alexisonfire, Street Dogs, Hopesfall, Ringworm, Coheed And Cambria Das Groezrock ist ein Eintages-Festival im Belgischen Meerhout, welches seit einigen Jahren für Fans des gepflegten Punkrocks und Hardcores eine wichtige Anlaufstelle geworden ist. Dieses Jahr war die Deconstruction Tour auf dem Festival zu Gast, also alle Bands, die ansonsten zur Zeit unter diesem Banner durch unsere Lande ziehen plus einige andere, z.T. auch lokalere Bands.
Die Deconstruction-Bands (z.B. Boysetsfire, Rise Agaist, Mad Caddies, Lagwagon etc.) spielten alle im großen Zelt, während im kleinen Zelt wesentlich mehr Richtung Hardcore gewichtet wurde (zb. Modern Life is War, Maroon, Malkovich etc.), aber dazu später…
Das Festival öffnete seine Tore bereits am Freitag, was uns zumindest zum Zelten und in Stimmung kommen einlud. Dass dort dann schon lokale Nachwuchsbands spielten, hab' ich aus folgenden Gründen leider verpasst:
a) zu spät geschnallt
b) es hätte extra Eintritt gekostet
c) in Belgien haben die keinen Dosenpfand
d) belgisches Karlsquell aus dem Aldi
Naja, nachdem man sich auf einen Festivalpegel gebracht hatte, eine Runde Kindergolf auf dem Gelände gespielt hatte (versucht niemals, einen Plastikgolfball von einem Kuhfladen aus zu spielen…) bin ich irgendwann auf diesem recht international besuchten Campingplatz (eher "Wiese mit Kuhfladen und Zelten drauf") schlafen gegangen, um für den Samstag noch genügend Kräfte zu haben, schließlich wollte ich den Tag ganz ruhig, gemütlich und besinnlich mit Hatebreed ausklingen lassen…und da braucht man dann etwas Reserven.
Am nächsten Morgen bin ich dann tatsächlich schon um kurz nach 9 Uhr auf dem Gelände gewesen und hab' mich durch die Schlammlandschaft gekämpft, die der Nieselregen am Vortag geschaffen hatte. Aber es war noch auszuhalten. Die ersten Edger waren bereits dabei, sich "X" mit Panzerband auf die Hände zu kleben und die Emojungs hatten die Frisuren bereits gerichtet. Es konnte also losgehen!!! Die erste Band hieß
SFP oder so und waren wohl aus Belgien oder den Niederlanden. Hm… zum Wachwerden ist das ja eventuell gar nicht schlecht, aber ich konnte mit diesem bereits hundertfach gehörten Melodycore leider nichts anfangen. Die drei Songs, die ich gehört hab', hatten mehr oder weniger alle die gleichen Akkorde und eben immer Uffta-uffta-Schlagzeug. Gut, aber ihre Show war witzig. Sie sind zu den Klängen dieses unsäglichen "Call On Me" von Eric Pryds o.ä. (das Video, in dem man den Turnerinnen bis direkt in die Gebärmutter sehen kann) aufgetreten. Sogar mit zwei Original 80iger Jahre- Jane Fonda-Look-A-Likes!
Danach waren
Smoke Or Fire dran, die erstmal als Only Crime angekündigt wurden, was auch bei der Band selbst für einige Lacher sorgte. Die Jungs, die nach eigenen Angaben um diese Uhrzeit (das ist auch echt mal zu früh für 'nen durchschnittlichen Punkrocker!) noch mit einem Kater zu kämpfen hatten ("Shall i continue drinking or go back to bed?"), klangen nach 'ner echt tollen Mischung aus dem typischen FatWreck-Sound mit einer guten Priese HotWaterMusic (vor allem der Gesang). Erstes kleines Highlight des Tages! Die Jungs haben gerockt und 'ne Menge Leute (inclusive meiner einer) überrascht.
Die neue Band von Good Riddance`s Russ Rankin "
Only Crime" fand ich nicht so berauschend. Bis auf ein paar mehr Spielereien orientierte sich der Sound schon sehr an dem melodischen Hardcore von G.R. Außerdem schien Herr Rankin nicht sonderlich an einer Kommunikation mit dem Publikum (was schon recht zahlreich für die Uhrzeit vertreten war) interessiert zu sein, was für mich nen Abzug in der B-Note nach sich zog.
Ich bin dann schnell zum kleinen Zelt 'rüber (wo mir der Sound auch wesentlich besser gefallen hat, um mir
Malkovich anzusehen. Die Jungs kommen aus den Niederlanden und haben ziemlich ambitionierten Hardcore gespielt, der durchaus auch mal jazzige Passagen hatte, will sagen : durchaus gut gespielt war. Hut ab! Geile Band! Der Sänger trug 'nen lila ballonseidenen Trainingsanzug und ein recht albernes Bandana, was optisch bereits die ersten Schmunzler und Sympathien einbrachte. Einer der Gitaristen hatte wohl Geburtstag, soweit ich das verstehen konnte, und belohnte sich selbst damit, viele andere großartige Bands im Verlauf des Tages von der Bühnenseite zu beobachten oder auch mal Stagediven zu gehen. Sympathische Jungs (mit dem einzigen Mädel auf dem gesamten Line-Up übrigens, glaub ich!) und spannender Hardcore!
The Setup und
Capdown hab' ich leider verpasst aber sei´s drum. Die nächste Band war dann
Maroon und ja, das war echt mal geil! Auf der Bühne gab`s Deko von der neuen Platte, also Fahnen auf denen ein Mann mit weggeschossenem Kopf in einem Sessel liegt. Also, so love, peace und deathmetalmäßig. Und die Jungs waren echt gut. Der Sound war zwar nicht so klar, wie man das für solche Musik (Metalcore) braucht, aber die meisten Leute warteten eh auf die Moshparts, bei denen das ja auch nicht sooo stört. Und ab dem dritten Song ("The World`s Havoc") wurde jeder Moshpart mit einer "Massenschlägerei" begrüßt. Ich find' das ja noch jedes Mal wieder heftig, wenn sich die Söhne von HongKongFui im Publikum die Fressen polieren. Aber eindrucksvoll ist das irgendwie schon, vor allem bei einer so großen Menge. Von dem riesen Circle-Pitt am Schluß mal ganz zu schweigen. Ich frage mich manchmal nur, ob Bands wie Maroon ihr Publikum auch noch weiter anstacheln sollten. Vielleicht bin ich auch einfach zu klein, um dieses Gemosche als nicht zu gefährlich zu sehen, aber egal, ist ja nicht mein Nasenbein. Der Sänger hatte jedenfalls richtig Laune und die ganze Zeit nur Quatsch gemacht. Beim letzten Song nahm er dann einen der Gitarristen auf seine Schulter, der dort dann ein Solo spielen wollte. Den Rest des Solos musste er allerdings rücklings auf den Händen der Fans spielen, da er vom Sänger kurzerhand in´s Publikum geschmissen wurde. Witzige Sache, das! Der Auftritt war also ein weiteres Highlight, welches den Weg nach Belgien schon mal komplett rechtfertigte!
Vor der anderen Bühne hab' ich mir dann ein paar Minuten
Strike Anywhere gegönnt, die wie gewohnt gut waren, was mir von den anderen auch bestätigt wurde. Allerdings zog es mich doch wieder zum kleineren Zelt, um mir
Modern Life Is War anzusehen. Auch hier wurde wieder guter Hardcore geboten, der zeigte, dass man in diesem Genre auch alles andere als stumpf zur Sache gehen kann. Coole, teilweise vertrackte Riffs und ein Sänger, der auch 'ne Message hatte und dem die Kommerzialisierung der "Szene" wohl ordentlich auf die Nüsse ging. Und ja, Herr Sänger, ich hab von diesem Festival mehr behalten als lediglich ein T-Shirt. Vor allem, dass Modern Life Is War ne gute Band ist!
Tsunami Bomb hab' ich mir dann gespart und mich lieber der Vorfreude auf mein persönliches Highlight hingegeben:
From Autumn To Ashes (sorry wegen des Shirts, Alex). Meine Güte, da wurde das kleine Zelt bereits vor dem Soundcheck leicht voll. Ich war also nicht alleine mit meiner Vorfreude. Die Jungs legten auch direkt gut los und rockten alles weg mit "Milligram Smile". Drummer Francis sah aus wie so`n richtiger Highschool-Film-Nerd (wenn man mal den zutätowierten Arm weglässt) und er guckte auch immer, als ob ihn die ganze Sache nix angeht (er musste ja auch lediglich mitspielen und -singen…). Von einer neuen Platte wurde auch berichtet und davon dann auch ein Song gespielt. Ich hatte ja etwas Panik, dass die Jungs noch ruhiger werden als auf "The Fiction We Live", aber der neue Song fing spontan mit 'nem Blastbeat an, was wirklich Lust auf mehr machte. Leider gab es auch hier nur eine gute halbe Stunde Spielzeit, was natürlich schade war. Trotzdem haben die Jungs das komplette Zelt begeistern können und waren einfach nur klasse!
Danach ganz schnell 'rüber zum großen Zelt, wo
Rise Against begannen. Wow! Die Band an und für sich hat zwar gut gespielt, aber die hätten auch mit jeweils einem Quadratmeter Bühne auskommen können. Aber der Sänger ging ja mal gar nicht. Was hat dieser Mann für ein Charisma. Ob mit erhobenen Armen oder Gitarre um den Hals, um seine Jungs zu unterstützen. Ohne Witz, der hatte das Publikum echt im Griff. Da gab es kein Rockstar-Gepose mit Ohohoh-Rufchören sondern einfach nur komplette Authenzität. Der Junge hat Ausstrahlung und auch live eine wahnsinns Stimme! Das Publikum hat jede Zeile mitgesungen und ihr melodischer FatWreck-Hardcore (auch wenn sie jetzt auf 'nem Major sind) wusste zu beeindrucken! Das wäre auch ein würdiger Headliner gewesen! Ich meine, wer braucht da heute denn bitte noch Lagwagon???
Dankbar, das
F.A.T.A. genau passend zum Beginn von Rise Against Schluß gemacht hatten, begab ich mich nach diesen beiden klasse Bands direkt zu
Alexisonfire, deren Screamo mich auf Platte beeindruckt und verzückt. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie wollte der Funke live bei mir nicht ganz überspringen, obwohl sie eigentlich alles richtig gemacht haben. Gut gespielt, sympathisch (der Sänger entledigte sich sofort aller Klamotten bis auf die Boxer-Shorts und blödelte vor sich hin) und gut. Aber irgendwie…wollte mich das nicht so begeistern. Eventuell waren die vielen ruhigen Passagen einfach so seltsam zwischen dem ganzen Hardcore-Geballer auf der kleinen Bühne… keine Ahnung, ich werde ihnen aber bestimmt noch mal 'ne Chance geben! Beim nächsten mal…
So, zu dem Zeitpunkt waren meine Füße bereits geschwollen, weswegen ich noch einmal schnell zur großen Bühne 'rüber bin, um mir
Boysetsfire anzusehen und mir danach die erste längere Pause des Tages zu gönnen. Die Jungs waren auch echt gut. Zuerst dachte ich, der dicke Gitarrist hat sich die Hälfte seines Körpergewichtes absaugen und tätowieren lassen, aber es stellte sich heraus, das dies der Tourmanager war, der für eben jenen Gitarristen, der zur Zeit wohl im Krankenhaus lag, eingesprungen ist. Nicht schlecht! Allerdings hatte er dann passender Weise Probleme mit seinem Verstärker und war gar nicht bei jedem Song zu hören. Auch irgendwie gemein. Die neue Version von "Still Waiting For The Punchline" war interessant und gut, allerdings fehlte auch hier die zweite Gitarre und war ab und zu etwas dünn. Und der Sänger hat es geschafft, "Fuck-Busch-Parolen" zwar als richtig aber mittlerweile überholt und langweilig darzustellen, aber trotzdem den Applaus dafür einzuheimsen. Der edukative Aspekt hielt sich zwar in Grenzen, aber trotzdem gab es noch die ein oder andere Lebensweisheit für das Publikum mit auf den Weg, was aber alles in allem sehr sympathisch dargebracht wurde. Schönes Konzert, welches übrigens mit "After The Eulogy" und einem riesen "Rise, Rise,Rise" und "Where`s your anger, where`s your fucking rage?"-Chor startete und seine besten Moment dann hatte, wenn es voll auf die Mütze gab. Und "Rookie" war natürlich der erwartete Abschluß, der auch durchaus gefeiert wurde!!
Um etwas Kraft zu tanken, hab' ich mir dann
7 Seconds,
Street Dogs,
Flogging Molly und
Hopesfall gespart. Da ging auch erstmal nix mehr. Nach etwas Karlsquell lecker warm aus der Dose, ging es dann ab zu
Ringworm. Deren sehr metallisch angehauchter Bollocore war zwar ziemlich überzeugend und druckvoll gespielt, aber warum die Jungs so spät spielten und auch bereits 50 Minuten Spielzeit hatten, werd ich wohl nicht verstehen. Sooo gut war das auch nicht. Aber ehrlich auf jeden Fall: "We`re not here for the pussy or the money, this is from our hearts! Well, we don`t even get any of those. But if you have some for us - we`ll take it!".
Auf der großen Bühne hatten derweil die
Mad Caddies alles im Griff und brachten die Leute mit sonnigem Punkrock, Ska, Reggae und Dixiland in Stimmung und zum Tanzen. Da ich sie vor ein paar Monaten noch bei mir "umme Ecke" gesehen hatte, war mein Interesse aber nicht so groß und nach ein paar Minuten bin ich dann wieder zum kleinen Zelt zurückgekehrt, um
Coheed And Cambria zu sehen. Und ja, die haben sich echt gelohnt. Das muss man sich mal vorstellen:
Vorher fast ausschließlich Hardcore-Gebolze (teilweise sogar metallastig) und dann kommen die Jungs auf die Bühne und fangen mit ihrem Prog-Emo oder was auch immer an. Der erste Song war dann auch direkt ein neuer, den niemand kannte und beinhaltete mehrere Soli, die von den Gitarristen nacheinander abwechselnd gezockt wurden. Da wurde also spontan mit allen Gewohnheiten gebrochen, die da den ganzen Tag gegolten haben. Aber wer das soooo gut und fähig rüberbringt, darf das auch! Alter Schwede, bzw. Belgier, waren die gut! Da ich eine ähnliche Frisi habe, darf ich mich nicht über die des Sängers lustig machen, aber ich weiß echt nicht, wie der seine Gitarre sehen kann. Aber als ich gesehen hab, was der für geile Riffs auf seinem Instrument spielt und dabei dann auch noch sooo klar singt, war auch klar, dass der das wahrscheinlich auch blind könnte. Jungs, ich muss mich echt bei Euch bedanken: Ihr habt diesmal auch meine beiden Lieblingsstücke von der ersten Platte gespielt, nämlich "Devil in Jersy City" und "Delirium Trigger". Außerdem natürlich einige aktuelle Songs, die bei fast allen Zuschauern ein riesen Lächeln und Zufriedenheit in die Gesichter schraubte und viele renetisch mitsingen ließ, sowie zwei bis drei neue Songs, die Lust auf die bald erscheinende neue Platte machen. Aufgehört wurde dann auch mit einem vermutlich neuen Stück, welches in einem…"Emo-Blues" mündete. Genial! Und wieder alle Regeln gebrochen. Ohne Witz, von der Stimmung her hätte das auch so etwas wie Garry Moore sein können. Und wieder gegenseitige Soloduelle. Minutenlang! Mit VoiceBox- und Wahwaheffekten und Gitarre auf dem Rücken und die ganze Stadionrockstar-Schule. Aber gekonnt und gut. Wow. Eventuell war das auch DER Moment des Festival für mich. Die Jungs können echt Atmosphäre erzeugen!
Zum Abschluß hab' ich mir dann noch
Hatebreed gegönnt. Eigentlich stehe ich nicht so auf ihre Platten. Da sind zwar durchaus gute Songs, die mit einer großen Menge Wucht gespielt werden, aber dieser metallisch geprägte Hardcore ist doch auf Dauer etwas eintönig (auf Platte sogar ziemlich, meiner Meinung nach). Trotzdem wollte ich gerne tausende Leute "Now is the time for me to rise" schreien hören!
Und na ja, ich hatte wieder so ein Sick Of It All-Erlebnis. Die Jungs find' ich auf Platte auch nicht sooo spannend, aber live sind sie 'ne Wucht und nicht schlecht zu reden. Gleiches bei Hatebreed. Was da für eine Power durch die Boxen gejagt wurde, war schon beeindruckend! Allerdings war ich froh, dass ich nicht im Pitt stand und mir um meine Gesundheit sorgen machen musste. Selbst im hinteren Teil des Zelts war klar, das die Jungs keine Gefangenen machen! Ich bin beeindruckt! Und ja, hinter dem seltsamen Intro zum letzten Song verbarg sich "I Will Be Heard" und ich kam zu meinem Erlebnis! Wie geil! Ungewohnt war für mich nur, das der Sänger versuchte, streckenweise melodisch zu brüllen. Aber egal, dieser Song rockt einfach!
Lagwagon habe ich mir dann gespart und bin lieber zum Zeltplatz gegangen, um den kulinarischen Genüssen zu frönen. Sie sollen aber selbst von Genre-Freunden als recht langweilig beschrieben worden sein.
Fazit: Beim nächsten ähnlich guten Lineup sofort wieder zum Groezrock!
Kasi aus Dosen schmeckt noch.
Rock n Roll!