Geschrieben von Mittwoch, 24 Mai 2006 16:41

Die Kassierer & Knorkator - KuFa Krefeld





20 Jähriges Bandjubiläum der Kassierer

Gäste: Knorkator
21.05.2005 KuFa, Krefeld

Ok, die Kassierer sind keine Band, die ich in meinem Leben noch unbedingt ein zweites mal sehen musste, aber aufgrund des Jubiläums und der sehr charmanten Begleitung an diesem Abend habe ich mich überreden und darauf eingelassen.
Wir waren kurz nach Acht an der KuFa in Krefeld angekommen und das typische Kassiererpublikum war bereits in Massen vorhanden und frönte dem Leitspruch der Band "Saufen, Saufen, jeden Tag nur Saufen!" Ich persönlich hätte "Sex mit dem Sozialarbeiter" anbieten können! Nachdem man in der Halle merken konnte, wie unterschiedlich die Leute zu sein scheinen, die sich auf Kassiererkonzerte begeben (vom flammentätowierten Rockabilly über den Hardcore-Studenten oder Oi-Skin hin zum totalen RanzPunk mit Sicherheitsnadel im Genital).

Nach kurzer Wartezeit fingen Knorkator an, die sich zuerst hinter einer vermutlich selbstbemalten Tapete mit Vorstadt-Heile-Welt-Flair auf Kinderniveau versteckt hatten.
Der Gitarrist sollte sich während des ganzen Konzertes so gut wie nicht von der Stelle bewegen (höchstens mal um sich `ne Kippe anzustecken) und dabei auch keinerlei Miene verziehen. Der Basser (waren Knorkator nicht nur drei Leute? - Dann gehören er und der Drummer vermutlich nur zum Live-Program) machte es ihm ihn seiner weißen Flokati-Hose gleich. Der Sänger trug einen Badeanzug (der sehr toll zum Halbkörpertatoo passte…) und Alf Ator (Keyboards und Keule) einen Rock oder Ähnliches. Apropos Alf Ator: die Hälfte der 500 Keyboards war offensichtlich aus Pappe, das Drumpad auf dem er immer wieder den Takt mitschlug (mit einer Betonung wie Wolle Petri und ähnlichen Spacken) muss nicht zwangsläufig auch an einem Verstärker angeschlossen gewesen sein und die Hälfte seiner Einsätze schienen ebenfalls vom Band oder Sampler gekommen zu sein. Jedenfalls konnte man die Keyboardflächen auch dann hören, wenn der Herr am Mikro oder sonst wo stand und nicht an den Keyboards. Nun gut, Knorkator ist auch wohl eher eine Showband als alles andere, und danach beurteilt haben sie einen guten Job gemacht (wenn man sich auf diesen Humor einstellen kann). Sie haben das Publikum immer wieder auf die Kassierer heiß gemacht und mit einem geschickten Gebrauch des F-Wortes kann man beim Kassiererpublikum `ne ganze Menge richtig machen. Neben dem "Showtalent" haben mich vor allem der Drummer (der könnte mit Sicherheit auch jede andere Geschichte spielen) und die manchmal extrem hohe Stimme des Sängers beeindruckt. Da können selbst Muse oder Coheed And Cambria einpacken. Meine Güte, ob ihm der Badeanzug doch etwas zu eng war? Aber ok, es war definitiv gekonnt!!!

Nach Knorkator war erstmal wieder ziemlich langes Warten angesagt. Was daran so schwer ist, zwei Verstärker auf die Bühne zu rollen und die Klamotten von Knorkator wegzuräumen, weiß ich nicht genau, aber es dauerte jedenfalls ganz gut. Gegen 11 (glaube ich) begann dann das ausladende Intro, welches sich Kassierer-like natürlich in Selbstbeweihräucherung badete.
Unter großem Gejohle kamen dann Wölfi, Nikolai Sonnenscheiße und die anderen Philosophiedozenten auf die Bühne. Es ist schon erstaunlich, mit welch wenigen Gesten man eine Atmosphäre des "Asi-Seins" erzeugen kann. Es wurde dann auch direkt mit "Saufen, Saufen,…." losgelegt und -gerockt. Das Publikum war verzückt! Danach wurde dann in der Manier weitergemacht. So wurde textlich gesehen mit alten Männern geschlafen, Flüssigkeit auf Brüsten verteilt, in`s Stadion gegangen und vor allem viel getrunken. Aber auch unglaublich komplex angelegte Demokratiekritik wurde schonungslos vorgetragen: "Wer hat uns verraten? Die Sozialdemokraten! Wer war mit dabei? Die Grüne Partei!". Wie erwartet bzw. befürchtet waren wieder einige Penisse auf der Bühne zu bewundern. Laut Eigenaussage hat Wölfi natürlich auch den größten überhaupt und forderte dementsprechend die Leute zum "Lattenmessen" heraus, dem seltsamerweise allerdings gar nicht so viele Leute nachgingen, wie ich vermutete (gut, eigentlich war ich auch recht dankbar darüber).
Um nicht nur alte, perverse, nackte Männer auf der Bühne zu haben (Zitat des Schlagzeugers), und da dies ja das 20jährige der Kassierer sei, wollte man sich auch selbst beschenken. Und so wurden 2 Stripperinnen auf die Bühne geholt, die sich zu "Meister aller F..." und "Teardrop" von Massive Attack (ernsthaft!!!) auszogen und u.A. mit Kerzenwachs betreufelten. Doch ja, nach den ganzen alten und beinahe schon gammeligen Geschlechtsorganen der Band selbst war das mal was Anderes. Allerdings wurde vorher ein feministischer, sexismus-reinigender Kanon mit dem Publikum geprobt und durchgeführt, damit Band und Publikum eben nicht unter den Sexismus-Verdacht geraten konnten.
Nach ca. 2 Stunden ging das Konzert dann auch wieder vorbei und das Publikum hat so ziemlich das bekommen, weswegen es dort war, inklusive eines Programmteils, in dem nur Songs gespielt wurden, die bereits seit etlichen Jahren nicht mehr zum Programm gehörten.

Was bleibt noch zu sagen? Witzige Band, brauch' ich aber nicht noch einmal.
Kai