02.07.06 - Die KINGS OF NUTHIN sind eine sehr feine Punk N Roll-Kapelle, die allerdings fast nichts mit den anderen Bands dieses Genres zu tun hat. Eigentlich haben sie mit Punk nur die Geschwindigkeit gemeinsam. Denn alleine die Besetzung ist schon außergewöhnlich. Da gibt es einen Pianisten, einen Kontrabassisten, einen Waschbrett-Spieler und Saxophone. Und dafür dann auch nur eine Gitarre. Und Anzüge tragen sie alle. Das Ganze geht dann aber auch richtig ab für ne Mark. Das klingt ja alles schon mal ziemlich gut (genau wie ihre letzten beiden Platten, die sich seit ein paar Jahren immer wieder in meinen CD-Player verirren). Ob das live auch so gehalten werden kann?
Um das zu ergründen, sind wir am zweiten Juni mit einer lustigen Truppe in Dülmen aufgebrochen, um dem Rock N Roll zu frönen. Gut, der (leicht angetrunken wirkende) Schaffner der deutschen Bahn wird uns eventuell etwas unangenehm in Erinnerung behalten, aber so etwas passiert. Und außerdem geht die Tür des Zuges ja doch wieder zu. Kann man ja auch nicht ahnen, dass man die nicht blockieren darf, damit noch alle den Zug erwischen… Als wir mehr als pünktlich in Bochum und am Zwischenfall ankamen, war die Band wohl auch grade erst eingetroffen. Dementsprechend wurde der Eintritt und der Beginn der Show etwas nach hinten verlegt. Für uns also eine weitere Gelegenheit, uns mit Kaltgetränken auf die Show vorzubereiten. Bei den KON passt das auch irgendwie sehr gut, da sie selber gerne mit dem Image des trinkenden Losers kokettieren. Das Interview, welches ich mit ihnen im Backstageraum (mit Fernseher, kleinem Bett und genügend Platz) führte, war sehr nett und lustig, nur leider wollte mein MP3 Player um`s Verrecken nicht speichern. Ich hab dann gedacht, ich hätte ihn noch austricksen können, aber zu Hause musste ich leider feststellen, dass das Gerät das letzte Wort in dieser Sache haben sollte. Und durch diese technische Arbeitsverweigerung ist mir jetzt leider auch das komplette Interview flöten gegangen. Naja, vielleicht kann ich es ja mal per Mail nachholen. Vielen Dank übrigens noch mal an den netten Herren mit der „Schlägermütze“ am Eingang, der mir erst das Interview und die Show möglich gemacht hat.
Auf der anderen Seite muss ich aber auch definitiv einen großen Kritikpunkt anführen. Denn 14 Euro Eintritt für eine nicht mal übermäßig bekante Band ohne Support finde ich persönlich absolut übertrieben. Ok, die Show war es in der Tat wert, aber wir haben ungefähr mit der Hälfte gerechnet. Da haben wir erstmal ganz gut mit den Ohren geschlackert!
Drinnen angekommen mussten wir noch ein wenig warten, da der Soundcheck noch im Gange war. Also weitere Kaltgetränke geordert und in Stimmung gebracht. Aber die hätte man auch weglassen können, den „Stimmung“ scheint ein Spezialgebiet der KINGS OF NUTHIN zu sein. Denn diese Jungs haben die Hütte wirklich zum Beben gekriegt. Und das fing auch schon direkt beim Start an. Die Instrumente lagen (bzw. standen) bereits auf der Bühne und warteten nur noch darauf, gespielt zu werden. Als die KINGS dann die Bühne betraten, dauerte es auch keine 30 Sekunden bis die Hölle losbrach. Ich hab noch nie eine Band gesehen, die – auf der Bühne angekommen – so schnell loslegt. Instrument in die Hand genommen und los geht`s. Aber auch innerhalb des Sets zeigten sie große Unterschiede zu anderen Bands. So gab es höchstens ein oder 2 Ansagen und ansonsten nur Vollgas. Sobald ein Song vorbei war, wurde der nächste direkt eingezählt. Wow! Nur alle 20 Minuten wurde ganz kurz unterbrochen, damit die Band etwas trinken, die Rock N Roller ihre Tolle richten und die Bettys die Leopardenjacke zurecht rücken konnten. Krass, wie die Band das so aushält. Die Jungs stehen da mit Anzügen auf der Bühne, der Kerl mit dem Waschbrett müsste sich eigentlich die Finger wundgeraspelt und einen Herzinfarkt vom Rumspringen bekommen haben. Der Basser stellte sich zwischendurch samt seines Kontrabasses mal auf das Piano, um dort weiter zu spielen. Und der Besitzer des letztgenannten Instrumentes schien selbiges auch für eines zu halten, bei dem man sich nicht setzt. Wenn das mal nicht einen krummen Rücken gibt… Und auch der Sänger hatte sein Publikum gut im Griff. Er klang so „schwarz“ und rotzig, dass es einem kalt den Rücken runter lief.
Gespielt wurden auch nur schnelle Songs. Zu langsameren Stücken (die bei den KINGS ja eh schon selten sind) kann man vermutlich auch einfach schlechter tanzen. Aber so war der Gig eine einzige Aufforderung an die Beine, sich im Takt zu bewegen. Gut, die Hüften wurden genauso angesprochen und gehorchten auf`s Wort! Im Nachhinein kann ich nicht mal sagen, welche Songs sie alle gespielt haben, das es größtenteils die typischen Bluesrock-Songs sind. Jerry Lee Lewis auf Punkgeschwindigkeit.
Aber das ist auch nicht weiter schlimm, da einfach jeder Song saß, Laune machte und unglaublich nach vorne ging. Ich könnte mir diese Band auch nirgendwo besser vorstellen, als in einem relativ überschaubaren Laden mit viel Schweiß und Rauch in der Luft. Unter großem Applaus ging es dann noch mal von der Bühne, nur um natürlich noch eine Zugabe zu spielen, bei der die acht Herren aus den Staaten auch kein bisschen leiser wurden. Ich frage mich echt, wie man ca. eineinhalb Stunden so dermaßen Gas geben kann und dabei nur so wenige Pausen nutzt. Alle Erwartungen, die ihre Platten bei mir geschürt hatten, wurden bei diesem Konzert noch mal übertroffen. Das war echt ein Erlebnis, diese „Rock N Roll-Bigband“ so abgehen zu sehen. Schöner Abend - tolle Band!
http://www.kingsofnuthin.com/
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