Geschrieben von Samstag, 17 März 2007 15:50

Callejon, War From A Harlots Mouth & Shadow Of Being - Münster / Baracke

04.03.07 - Obwohl die Arbeit am Montag bereits auf sich warten ließ, zog es meine Begleiter und mich am Sonntag in den frühen Abendstunden nach Münster in die „Baracke“, die ihren Namen ja irgendwie auch zu Recht hat.

Außer uns ging es auch noch ca. 100 anderen Leuten so, wodurch der Laden ganz ansehnlich gefüllt war. Im Falle der Baracke heißt das dann: an den Fenstern kondensierender Schweiß und schlechte Luft. Gut, das mit der schlechten Luft hatten sie ja noch einigermaßen im Griff, da der Abend „Smoke Free“ verlief, bzw. verlaufen sollte. Ob das jetzt an der Edger-Fraktion oder der Bundesregierung liegt, sei mal dahin gestellt. Allerdings hielten sich auch nicht alle an die Weisung, welche dann aber, so glaube ich, zum Rauchen nach draußen gebeten wurden. Auch wenn ich es irgendwie seltsam finde, den Leuten auf Shows das Rauchen zu verbieten, war es vielleicht gar nicht mal so schlecht für die Luft in dem kleinen Laden.

Aber ich war ja auch nicht wegen des Zigarettenqualmes der Anderen gekommen, sondern um mir CALLEJON, die ich schon mal gesehen und als recht gut in Erinnerung hatte und WAR FROM A HARLOTS MOUTH aus Berlin anzusehen, welche in letzter Zeit für Aufregung und Gerüchte gesorgt hatten und sich damit auch schon einen Deal mit Lifeforce Records einhandeln konnten. Würden sie so gut sein, wie man des Öfteren lesen konnte? Ich kannte lediglich einen Song und war sehr gespannt (wie viele andere anscheinend auch). Die grobe Richtung wurde auch durch die erste Band SHADOW OF BEING zementiert – nämlich Metal/Hardcore.

Und genau das, nämlich MetalCore, war es, was die Bocholter zeigten. Für mich war es aber eher Durchschnittskost, denn MetalCore ist oft dann besonders spannend, wenn es leichte Ausbrüche in welche Richtung auch immer beinhaltet. Und SOB klangen in meinen Ohren ziemlich bekannt, da die Riffs und Breaks relativer Standard waren. Sie selber waren mit dem Sound nicht sonderlich zufrieden und wirkend teilweise auch etwas suchend und konzentriert, im Soundwust ihre Songs zu entfalten. Leider machte auch das Mikro des Sängers, der seine fehlende körperliche Größe mit seinen Schreien mehr als wett machte, am Anfang des Sets einige Mätzchen und versagt immer wieder seinen Dienst. Schade für die Bocholter. Das die gesungenen, cleanen Vocals ab und zu mal richtig daneben lagen, schieben wir hier also mal positiv gestimmt auf die Technik. Die Band war nicht schlecht, aber leider fand ich die Songs und den Auftritt als solches beides einfach nicht sonderlich mitreißend. Außerdem fand ich die Ansage zu dem Lied „über Kinderschänder“ ein wenig platt. Eventuell eignet sich so was einfach nicht gut für eine knappe Ansage. Trotzdem waren SOB zum Aufwärmen und In- Stimmung-Kommen nicht die schlechteste Wahl – der ein oder andere Breakdown machte schon mal Lust auf mehr!

Und dieses „mehr“ gab es dann auch ordentlich bei WAR FROM A HARLOTS MOUTH. Nach einem kurzen (selbst gespielten) ROCKY-Intro legten die fünf Chaoten los und waren auch nicht mehr zu stoppen. Das nenne ich mal MathCore! Endlich mal eine Band, die sich ohne schlechtes Gewissen „Jazz“ neben das obligatorische „Metal“/“Hardcore“ auf die Fahne schreiben darf (oder eben auf Myspace, wo man schon bereits vor der Veröffentlichung im Herbst den Stil der Band bestaunen kann). Aber „Jazz“ bedeutet im Falle von WOAHM nicht nur total chaotische Songstrukturen, krasse Breaks und Tempowechsel, sondern eben auch – Jazz. Denn mindestens in zwei Songs gab es cleane Parts, die einem Jazzstück näher standen als einem Cleanpart in einem Emo/New School Hardcorestück, und die auch im ganzen Raum für hochgezogene Augenbrauen und offene Münder sorgten. Dazu kam auch noch, dass das Quintett sympathisch rüber kam und streckenweise richtig Gas gab in Sachen Abgehen. Auch wenn das ein oder andere Saiteninstrument schon ziemlich hoch geschnallt war, bestand die Band nicht aus total steifen Musikern, die sich voll auf ihre Instrumente konzentrieren müssen. Während der Show war nicht nur der Sänger bzw. Schreier aktiv – die ganze Band wirkte mitreißend. Vor allem auch der Drummer, der trombose-bedingt einen Arm in schwarzem Stoff bandagiert hatte und der Basser, welche an dem Abend anscheinend beweisen wollte, dass Röhrenjeans wieder in Mode kommen, schienen teilweise in ihrer eigenen Welt und von ihren eigenen Songs selber total mitgerissen zu sein. 

Sobald mal ein Song gespielt wurde, der via MySpace bekannt war, ging direkt kleiner Jubel durch das Publikum. In den Gesprächen mit anderen Besuchern bekam man auch das Gefühl, dass viele der Leute extra wegen WFAHM da waren und genauso begeistert wurden wie ich. Wer also in den nächsten Tagen noch die Chance haben sollte, WFAHM und CALLEJON zusammen zu sehen, der solle sich die Chance auf keinen Fall entgehen lassen. Ich persönlich war einfach nur beeindruckt, denn die Stücke waren trotz der vielen Haken, Wendungen und unerwarteten Parts nicht zu zerfahren, um sie abfeiern zu können. Gut, der ein oder andere Besucher sah das anders („Ich weiß gar nicht wie ich mich dazu bewegen soll“), aber im Großen und Ganzen dürften sich WFAHM einige Freunde an diesem Abend gemacht haben. Auch wenn sich die Violent Dancer noch einigermaßen zurück gehalten haben, muss ich wieder einmal sagen: lasst den Mist doch bitte sein! Es ist einfach ätzend wenn, drei, vier Leute die Hälfte des Platzes vor der Bühne einnehmen und alle anderen ihre Aufmerksamkeit zwischen Band und Rumgetrete aufteilen müssen. Und hört endlich auf zu erzählen, ihr würdet sehen, wohin ihr schlagt!

Nach WFAHM hätte ich eigentlich schon direkt fahren können, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass dieser Auftritt noch getoppt werden könnte. Obwohl es auch nicht so kam, bin ich doch froh, geblieben zu sein. Denn CALLEJON waren absolut mitreißend und gut. Zwar längst nicht so vertrackt und hektisch wie die Berliner, aber dafür boten sie hochenergetischen MetalCore mit hohem Auf-Die-Fresse-Faktor. Und CALLEJON haben ja auch bereits ein (sehr gutes) Album draußen und hatten somit den Vorteil, dass ihre Songs teilweise schon bekannt und im Publikum beliebt waren (z.B. „Astronaut“). Aber vor allem auch das großartige „Snake Mountain“ mit seinen „Masters Of The Universe“-Text wurden abgefeiert. Schönerweise konnte die Band auch den Energiepegel ihres Album halten und haute dem Publikum ihren schellen MetalCore regelrecht um die Ohren. Dass die Texte allerdings auf Deutsch waren, hab ich live noch weniger mitbekommen, als es auf Platte teilweise schon der Fall ist. Dafür schreit der Sänger teilweise einfach zu fies und zu gut. Wieder mal eine kleine deutsche Band, die in Sachen Wucht und Geschwindigkeit einigen ihrer internationalen Kollegen etwas beibringen könnte.

Schade eigentlich, dass die Jungs von WILLSCHREY, die hinter der Theke etc. standen, nicht auch noch auf die Bühne gehen konnten, obwohl sie ja Labelmates von CALLEJON sind (und ganz nebenbei auch ganz schön gut, aber auch noch auf der Suche nach einem neuen Gitarristen sind: also meldet euch bei ihnen!). Aber das Problem an der Baracke sind ja nun mal die Nachbarn, die ab halb elf immer gerne die Herren in den grünen Anzügen und der Oberlippenbehaarung rufen. So war nach der dritten Band schicht, und wir sind mehr als zufrieden nach Hause gefahren. Merkt euch den Namen WAR FROM A HARLOTS MOUTH! Da kommt noch was auf uns zu im Herbst!

http://www.myspace.com/warfromaharlotsmouth
http://www.callejon.de/
http://www.myspace.com/callejon
http://shadowofbeing.com/
http://www.myspace.com/shadowofbeing

Kai