Geschrieben von Montag, 25 August 2008 17:00

Fear And Fury Festival - Herne


Review


Link: http://www.fearandfury.de/
20.08.08 - Nachdem ich letztes Jahr auf dem FEAR AND FURY FESTIVAL wirklich einen gelungenen Festivaltag hatte, fiel es mir nicht so schwer, mich dieses Jahr wieder dafür zu entscheiden. Allerdings waren die Rahmenbedingungen diesmal etwas anders, denn es fand mitten in der Woche statt und fing dementsprechend auch gegen frühen Abend an. Und leider gab es da noch diese Kleinigkeit namens Arbeit, die mich daran hinderte, der Festivität von Anfang an beizuwohnen.
Und so habe ich leider die VOOODOO GLOW SKULLS verpassen müssen, die ich ansonsten wirklich sehr gerne gesehen hätte. Stattdessen habe ich nur die letzten Songs der CASUALTIES mitbekommen, die mit ihrem Streetpunk der Marke Rotz vor allem die Iro- und Nietenfraktion begeisterte. Allerdings war weniger los, als ich erwartet hatte – im Vorjahr schien das ganze Fest doch etwas stärker besucht gewesen zu sein. Die CASUALTIES jedenfalls boten ihren Fans die nötige Mischung aus Melodie und Rotz und kredenzten auch noch ein RAMONES-Cover, womit man einfach nie falsch liegen kann. Aber so ganz schienen die Irokönige nicht an ihre eigenen Höchstleistungen anzuknüpfen, denn einige Fans der Band sprachen hinterher eher von einem durchschnittlichen Gig. Ich persönlich war bereits überrascht, dass der Sänger eine zu lang geratene RAMONES-Frisur zur Schau trug und keinen Mohawk sein eigen nannte. Aber egal.
Nach den paar Songs, die ich noch mitbekommen habe, ging es nach einer kurzen Pause mit H2O wieder, welche vom Altersschnitt vermutlich schon beinahe die Eltern von einigen Besuchern hätten sein können. Und fit waren die Jungs aus LA auch, die sich bereits 1995 gegründet haben, und hier ihren extrem melodischen Punk/Hardcore vorführten. Am Anfang sah es noch etwas unbeholfen aus, als sie beim Seitenwechseln auf der Bühne beinahe eine unfreiwillige Polonaise hinlegten. Aber spätestens als der Sänger einen Circlepit forderte und kurzerhand einfach von der Bühne in den Pit sprang und sie selber startetet (eine ganz neue Form von „Seinem Idol hinterher rennen“), hatten sie einen Großteil des Publikums hinter sich. Einige Leute hatten allerdings Probleme, die Band als Hardcore-Band zu sehen, da der Sound doch extrem poppig war und mich persönlich ein wenig an SHELTER in einer Light-Version erinnerte. Trotzdem kann man den Jungs eigentlich keinen Vorwurf machen, denn man merkte ihnen ihre Wurzeln durchaus an und Melodik kann ja schließlich kein Negativfaktor sein. Schließlich stechen sie damit zumindest ein wenig heraus – z.B. mit zweistimmigem Gesang, der auch live funktionierte. Den Abschluss bildete ein Song, der vermutlich die Hymne der Band sein wird, den auf einmal wurde der Song doch aus einer wesentlich größeren Anzahl von Kehlen mitgesungen als der Rest des Sets. Als H2O-Neuling war mir der Song aber leider unbekannt. Vielleicht kann mir ja hier mal jemand weiterhelfen. Irgendwas mit „What happened to the Pit“ oder so.
Danach betraten die Düsseldorfer BROILERS die Bühne und es war klar, dass sie das Publikum mittlerweile in der Hand haben. Ich bin kein übertrieben großer Fan der Band, aber selbst ich konnte schon einige Passagen mitsingen, obwohl ich sie jetzt erst zum zweiten Mal gesehen und mich auch nicht sehr oft mit ihnen auf Platte auseinander gesetzt hatte. Aber sie können definitiv mit ihrer unverkrampften und sympathischen Art punkten: sie lächeln, grinsen und haben wirklich Spaß an ihrer eigenen Mukke. Allen voran die Bassistin strahlte alles in Grund und Boden, was selbst einen BROILERS-Muffel wie mich mitreißen konnte. Überhaupt konnte ich viel mehr für mich in ihrer Musik entdecken, als beim ersten Mal in Münster. Das Keyboard, die Dancebeats und die nicht auf böse getrimmten Refrains heben sie angenehm aus der Klischeekiste heraus, in die ich sie so gerne stecken würde. Und Songs wie „Ich sah kein Licht“, „Eine Nation“ und die der neusten Platte fanden ziemlich lautstarke Abnehmer. Wie wohl ein Heimspiel der Band klingt?
Aus irgendwelchen Gründen scheine THE BONES und ich nicht zueinander zu finden. Denn auch diese Mal habe ich sie wider verpasst. Was ich von weitem hören konnte, klang allerdings recht ordentlich.
Zum Schluss konnte ich endlich meinem ersten DROPKICK MURPHYS Konzert beiwohnen. Dass die Bostoner eine gute Party liefern sollten, war mir durchaus bekannt, und so stellte ich mich mit meinen Buddys von BORN TO LOSE, die den Abschluss ihrer Europa-Tour auf dem Festival feierten (ohne selber zu spielen) an den Rand der Bühne und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Allerdings ließen die Herren noch ein wenig auf sich warten, da ihr Intro doch ziemlich lang war und ein wenig so klang, als würde ENYA auf Irish Folk machen. Als es dann aber endlich losging, war alles wieder gut. Die ziemlich große Truppe legte direkt mit „For Bosten“ los und war damit auch sofort Herr im Ring. Die Stimmung war direkt klasse und viele durstige Kehlen gröhlten mit. Besonders interessant fand ich, wie oft die Herren teilweise die Instrumente wechseln konnten, wie sie damit umgingen, dass sie zwei tragende Stimmen dabei hatten, und wie druckvoll es klingt, wenn man beinahe eine Fußballmannschaft auf der Bühne hat, die Backing Vocals dazusteuern kann – und genügend Potential zum Mitsingen haben die Pseudo-Iren ja definitiv. Außerdem wies bereits die Songauswahl darauf hin, dass hier ein richtiger Headliner am Start war: die Setliste hatte eine richtige Dynamik und bestand eben nicht nur aus den üblichen schnellen Songs, die Bands gerne live spielen. „Forever“ zum Beispiel war mit Sicherheit ein Höhepunkt, der großteils vom Klavier getragen wurde und nahezu Gänsehautstimmung verbreitete. Schön war auch zu sehen, dass sie neben den obligatorischen Irish-Folk-Coverstücken auch ein paar richtige Kracher dabei hatten, die schon ein wenig auf eine kleine Hardcorekante hinwiesen. Am Schluss durften dann erst noch mal alle möglichen Mädels auf die Bühne und danach dann jeder, der wollte – ich wette, die Besitzer der Backline hassen die Band.
Somit wurden die DK also ihrem Ruf als gute Live-Band mehr als gerecht (auch wenn sich die Jungs von BORN TO LOSE einig waren, dass die Halle zu groß für sie war und ihre echten Qualitäten viel mehr in einem kleineren Club zur Geltung kommen würden) und verabschiedeten uns in den Rest der Arbeitswoche. Auch wenn ich das Lineup im letzten Jahr besser fand und dieses mal auch weniger los war, ist das FEAR AND FURY Festival eine sehr nette Angelegenheit für alle Befürworter von Punkrock-Konzerten. Ich bin mal gespannt, welches Lineup im nächsten Jahr für Stimmung sorgen wird – aber dann gerne wieder am Wochenende.
Kai