Geschrieben von Mittwoch, 05 November 2008 16:01

Far From Horizon, Murtanera, A Kings Worthy Mustache & Spider Killed Bananaman - Dülmen / Neue Spinn


Review

 
Normalerweise ist Dülmen ja eher für Punkrock- und Punk'n'Roll-Konzerte bekannt, aber diesmal waren mit I Love Vagina-Booking zwei neue Veranstalter am Start, um hier ein Konzert im Jugendzentrum zu organisieren. Und bei den beiden Vögeln war klar, wohin es gehen würde: DeathCore und MetalCore.
Und so machte ich mich relativ pünktlich um acht Uhr auf den Weg ins JZ um mir SPIDER KILLED BANANAMAN aus der direkten Nachbarschaft, nämlich Lüdinghausen-Seppenrade, anzusehen. In dem Moment, als ich den Konzertraum betrat, war ich auch schon beeindruckt: der Saal war bereits gut gefüllt und es gab auch schon direkt einen Moshpit. Klar lud der DeathCore des Sechsers auch dazu ein, aber so ein Bild hatte ich zumindest in Dülmen lange nicht mehr gesehen. Es schien so, als wäre so ein Konzert lange überfällig gewesen, so sehr demonstrierten die Anwesenden ihre Pseudo-Karate-Kenntnisse. Zwar bin ich eigentlich kein großer Fan dieses Rumtretens, trotzdem war es cool zu sehen, dass in Dülmen auch noch was anderes als Punkrock oder die eher klassisch ausgerichteten Konzerte des Metalclubs gehen. Und mit SKB gab es eine Vollbedienung an Beatdowns und Pigsqueals, also allem, wonach es den typischen Jogging-Buchsen-Trägern zur Zeit dürstet – und die waren in großer Anzahl vertreten. Wie sehr es bei den Lüdinghausenern abging, kann man vielleicht auch an dem Eisbeutel ablesen, den sich einer der beiden Sänger nach der Show immer wieder gegen die Nase drücken musste. Hier wurde nicht von der Bühne aus agiert, sondern direkt mal mitgestreetfightert.
Die nächsten im Bunde waren A KINGS WORTHY MUSTACHE, die ziemlich genau da weitermachten, wo SKB aufhörten. Zwar nur mit einem Shouter, dafür aber mit einem Gitarristen, der ab und zu mitgrunzte und mit seinem Sender zwischendurch mal durchs Publikum lief – ohne dabei mit dem Spielen aufzuhören. Auch bei AKWM, die vermutlich den geilsten Namen des Abends hatten, gingen die Zuschauer ab und demonstrierten, was sie so vor dem Spiegel einstudiert hatten. Und man sah Band und Publikum an, dass sie Spaß hatten! Aber ich fand auch den Sound OK, wenn man bedenkt, dass wir in der Spinnerei nicht immer unbedingt verwöhnt sind in dieser Hinsicht. Vor allem war er nicht zu laut und damit nicht ganz so matschig, wie er bei solch extremer Musik ja gerne mal ist.
MURTANERA gingen ein bisschen mehr in die MetalCore-Ecke, haben aber mittlerweile auch ganz klare DeathCore-Einflüsse – also MetalCore auf modern. Ich habe die Jungs mal vor ca. zwei Jahren gesehen, als sie zusammen mit meiner damaligen Band in Coesfeld gespielt haben. Sehr nette Jungs und gute Ansätze in der Musik, aber noch nicht ganz ausgereift. Dieses mal war das aber schon ziemlich anders: die Songs waren stimmig, technisch gut umgesetzt und nicht mal der zwischenzeitliche Ausfall einer Gitarre konnte sie aus der Ruhe bringen. Auch das Publikum hatte sichtlich Freude an den Ahäusern. Zwar war der Brutalitätsfaktor nicht ganz so stark wie bei den anderen Bands des Abends, aber das war auch ganz gut so, da sich vor allem die ersten beiden Bands schon im Stil etwas ähnelten. Und glücklicherweise waren MURTANERA auch weit entfernt davon, in die DiscoMetal-Ecke zu passen. Wirklich schicke Show!
Zum Schluss kamen FAR FROM HORIZON auf die Bühne, die auch mit den ersten Tönen direkt klar machten, warum sie Headliner waren. Allein schon ihr Sound zeigte, dass die Jungs ihr Handwerk verstehen: wesentlich bessere Abstimmung, mehr Druck und Transparenz – da zahlt es sich also eventuell aus, einen Tontechniker am Mikro stehen zu haben. Mir gefiel außerdem, dass sie sich nochmal etwas vom leicht klischeelastigen Aneinanderreihen von Slo-Mo-Parts abgrenzten. Ihr Sound hatte da eher etwas von THE BLACK DAHLIA MURDER, wenn man diese mit etwas mehr Hardcore anreichern würde. Auch die Gitarrenriffs, die zwischendurch immer mal wieder etwas chaotisch ausfransten, verbreiteten jede Menge Freude. Grade dieser kleine Schuss Chaos hob sie von den anderen Band des Abends ab. Leider waren aber mittlerweile einige Gäste bereits auf dem Heimweg und verpassten ein ziemlich gutes Konzert einer ziemlich guten Band. Ich selbst hatte mich auch kurzfristig mit den Jungs von MURTANERA verquatscht und verpasste somit anscheinend eine kleine Völkerwanderung. Denn als ich wieder im Saal war, befand sich das verbliebene Publikum auf, neben und hinter der Bühne, und die Band stand dabei auf der Tanzfläche und spielte munter weiter. Geiles Bild und viel Spaß in den Backen aller Beteiligten.
Aber irgendwann war dann auch mit diesem Fünfer Schluss, unter den Klängen von CHUCK BERRY begannen die Aufräumarbeiten und Bands und Publikum gingen nach Hause. Für ihr erstes Konzert haben I Love Vagina-Booking durchaus Geschmack bewiesen und auch einige Leute nach Dülmen holen können. Mal schauen, ab da noch mehr kommt.

http://www.myspace.com/farfromhorizon
http://www.myspace.com/murtanera
http://www.myspace.com/spiderkilledbananaman
http://www.myspace.com/akingsworthymoustache
Kai