Geschrieben von Robert Donnerstag, 04 Februar 2010 15:36
Dropkick Murphys, Sick Of It All & The Mahones - Hamburg / Alsterdorfer Sporthalle
Die DROPKICK MURPHYS haben in den letzten Jahren eine enorme Entwicklung durchgemacht und ziehen mittlerweile richtig viele Leute an. Nachdem bei den letzten Tourneen schon immer "Ausverkauft!" gemeldet wurde, entschieden sich Band und Booking Agentur, den Schritt zu wagen und bei den Hallen eine Schippe draufzulegen. So touren die DROPKICK MURPHYS in Europa gerade durch Hallen, die ein Fassungsvermögen von mindestens 5.000 Besuchern aufweisen. Und um noch mehr Leute zu ziehen, luden sich die MURPHYS mal eben keine geringeren als die New York Hardcore Legende SICK OF IT ALL als Supportact ein.
Am Mittwoch den 3. Februar machten die MURPHYS Station in der Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg, die bis zu 7.000 Zuschauer fasst. Auf den Eintrittskarten stand 20 Uhr, und so war die Überraschung groß, dass wir gerade noch einen Song von THE MAHONES sahen, als wir um fünf vor acht in der Sporthalle aufschlugen. Zu diesem Zeitpunkt war die Halle noch eher spärlich besucht. Die Kanadier machten zumindest bei diesem einen Song eine gute Figur und spielten schnellen Folk-Punk im Stile von Bands wie THE POGUES und MR. IRISH BASTARD, wobei der Schwerpunkt etwas mehr auf Folk gelegt wurde. Doch durch die ungenügende Planung verpassten die meisten Besucher die MAHONES, was sehr schade und der Band gegenüber sehr unfair war.
Aber auch die zweite Band SICK OF IT ALL bekamen längst nicht alle zahlenden Besucher mit. Denn die New Yorker enterten die Bühne um 20.15 Uhr und waren um 20.55 Uhr bereits fertig mit ihrem Programm. Laut den Informationen auf der Eintrittskarte hätten sie da noch nicht spielen sollen. Doch kommen wir vom Negativen mal zum Positiven: SICK OF IT ALL bewiesen einmal mehr, dass sie zum Besten gehören, was der Hardcore zu bieten hat. Dabei sind SOIA ja schon eine echte Legende, was auch durch ihre fulminanten Liveauftritte und eine stetig wachsende Fangemeinde begründet ist. In Hamburg wurde auf jeden Fall deutlich, dass die Band es mit jeder Bühnengröße aufnehmen kann. Von Beginn an wurde das Publikum mit einbezogen und natürlich jeder Zentimeter der Bühne, insbesondere von Gitarrist Pete Koller, ausgenutzt. Sein Bruder und Sänger Lou zeigte wieder einmal seine Fähigkeiten als Entertainer, und natürlich legten SOIA auch noch tolle Musik vor.
Das Set bestand aus einem Querschnitt aller Alben. So wurden Songs wie „America“, „Die Alone“, “Scratch The Surface“, „Busted“, „Built To Last“, “Step Down”, „Borstal Breakout“ (im Original von SHAM69) und “My Life” ins Publikum gefeuert, um nur einige Songs zu nennen. Auch zwei neue Tracks von dem im April erscheinenden, neuen Album gehörten zum Programm. Die Songs wurden zwar nicht angesagt, waren jedoch unbekannt und lassen auf ein großartiges Album hoffen. Einer der beiden Titel war ein echter Hardcorekracher, wogegen das zweite Lied durch sehr viel Melodie und punkige Hooklines bestach. Neben der ständigen Bewegung gehörten auch wieder Sing-A-Longs des Publikums („Die Alone“) und die kleine aber feine „Schlacht“ zu Show, bei der die linke Seite des Publikums gegen die rechte Seite antrat.
Viel zu schnell war das Set vorbei, und wieder einmal hatten SOIA bewiesen, dass sie einfach eine großartige Band sind, die Leute begeistern kann und auch nach fast 25 Jahren Bandbestehen immer noch fast allen Hardcorebands genau zeigt, wie es geht.
Pünktlich zum Auftritt der DROPKICK MURPHYS hatte sich die Halle richtig gut gefüllt. Im Endeffekt werden wohl knapp 4.000 Besucher anwesend gewesen sein. Zu den Klängen einer irischen Sängerin gingen die Lichter aus, die Banner fielen herab, eine Kathedrale war zu sehen und die MURPHYS stürmten auf die Bühne. Die nächsten genau 90 Minuten gehörten der Band aus Boston, die einen Hit nach dem anderen ins Publikum feuerte. Zu Beginn wurde nach dem vom Band noch ein eigenes Intro vom Dudelsackspieler vorgetragen. Sänger Al Barr, der die Bühne als letzter betrat und sich gesanglich immer mit Bassist Ken Casey abwechselte, zeigte sich äußerst agil und beeindruckte mit fast perfekten Deutschkenntnissen. Das Publikum dankte es ihm und seinen Mitstreitern und feierte die DROPKICK MURPHYS gehörig ab. Lautstark wurde jedes Lied mitgesungen. (Für diejenigen, die mit dem Namen der Bands aus Boston noch nicht anfangen können - Musikalisch gab es schnellen Folk-Punk auf die Ohren).
Die Setliste bestand zum großen Teil aus den letzten drei Alben „The Meanest Of Time“, „The Warriors Code“, was fast komplett gespielt wurde, und „Blackout“. Dagegen kamen die ersten drei Alben „Do Or Die“, „The Gangs All Here“ und „Sing Loud Sing Proud“ viel zu kurz. Lediglich vier bis fünf Songs stammten von den alten Alben. Ansonsten spielten die DROPKICK MURPHYS „Wild Rover“, „Bastard On Parade“, „The Meanest Of Times“, „I'm Shipping Up to Boston“,, „Johnny, I Hardly Knew Ya“, „Famous For Nothing“, “The State of Massachusetts”, “The Warriors Code” und viele mehr.
Ein echtes Highlight war sicher “Dirty Glass”. Bei diesem Songs kam Sängerin Stephanie Dougherty von den DEADLY SINS auf die Bühne, die den Song zusammen mit den MURPHYS für das Album “Blackout” eingespielt hatte. Mit Ihrer tollen Stimme und dem schier ausrastenden Publikum kam der Song noch besser als auf dem Album.
Ansonsten lieferten die DROPKICK MUPHYS einen sehr guten Auftritt ab, der damit endete, dass unzählige Frauen die Bühne enterten, um mit der Band zu feiern. Danach kam die Band noch zu drei Zugaben zurück, was herrlich schnell vonstatten ging, denn die MURPHYS ließen ihr Publikum nicht lange warten. Zum Schluss ließen sie dann noch mal gemischtes Publikum für eine Party auf die Bühne, bevor es vorbei war und das Licht anging. Damit endete ein wirklich starker Auftritt, der vielleicht hier und da ein wenig zu routiniert wirkte, und ein großer Konzertabend, der bei DKM nur durch die fehlenden alten Songs und den zu frühen Beginn des Konzertes ein klein bisschen geschmälert wurde.
Noch ein Wort zum Sound, denn dieser war bei allen Bands wirklich gut. Stimmen und Instrumente waren klar zu hören, auch wenn manche den Eindruck hatten, dass besonders bei SICK OF IT ALL trotz klaren Sounds der Druck ein wenig fehlte. Was natürlich nicht fehlen darf, ist ein Wort zu den Merchandisepreisen: Die waren mit 15 Euro für ein T-Shirt und 35 Euro für einen Zipper zwar nicht billig, aber moderat. Da war ich aus Hamburg schon andere Sachen gewöhnt.
Dropkick Murphys
Sick Of It All
The Mahones
Fotos: Pressefotos
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