Geschrieben von Matthias R Freitag, 26 Februar 2010 10:33
Lamb Of God, Job For A Cowboy, August Burns Red & Between The Buried And Me – Stuttgart / Zapata
19.02.2010 - Konzertabende, an denen ich von keiner der auftretenden Vorgruppen bis dato je etwas gehört hatte, sind mittlerweile selten geworden. Meistens sind mir zumindest die Bandnamen ein Begriff. Doch nicht so heute, was mit Sicherheit auch an der Zugkraft des Headliners LAMB OF GOD und der Größe der Location liegen dürfte. So haben sich die Arschtritt-Qualitäten der Amerikaner hierzulande wohl immer noch nicht weit genug herumgesprochen. Anders kann ich es mir nicht erklären, warum der heutige Veranstaltungsort, die relativ kleine Club-Disko Zapata in Stuttgart-Bad Cannstatt, nicht ausverkauft werden konnte. Zumindest war noch wenige Tage vorher ein ausreichendes Kartenkontingent bei den bekannten Vorverkaufsstellen verfügbar.
Den Anfang durften BETWEEN THE BURIED AND ME mit ihrem Mix aus Hardcore-, Progressive und Death Metal-Elementen machen. Insgesamt hatte jede Vorgruppe ungefähr eine halbe Stunde Zeit, ihr Können unter Beweis zu stellen. Umso bemerkenswerter, dass die fünf Jungs aus North Carolina in dem vorgegebenen Zeitfenster lediglich drei Songs unterbringen konnten. Alleine das letzte Stück „White Walls" zog sich über sage und schreibe 15 Minuten. Ein wenig zu ausschweifend für meinen Geschmack, vor allem weil der Song unglaublich viele Übergänge und keinen – zumindest mir auf Anhieb ersichtlichen – roten Faden beinhaltet, sodass man locker drei separate Stücke daraus hätte zimmern können. Nicht falsch verstehen - gerade aufgrund der vielen Stimmungswechsel innerhalb der Songs, der zahlreichen ruhigeren Parts, bei denen Sänger Tommy Giles Rogers auch mal die Tasten seines Keyboards bediente und die mich bisweilen ein wenig an die Band Opeth erinnerten, machten das Gesamtpaket durchaus interessant. Nur wenn man sich bisher noch nie mit der Band beschäftigt hatte, kann der Zugang zu ihrer Musik reichlich schwer fallen. Und so schien es am heutigen Abend nicht nur mir zu gehen, sondern auch dem Großteil des restlichen Publikums, dessen Reaktionen auf den Auftritt noch relativ verhalten waren.
Dies änderte sich jedoch bei AUGUST BURNS RED, die das Durchschnittsalter der heutigen Vorgruppen sicherlich um das eine oder andere Jahr gedrückt haben dürften. Zumindest äußerlich kamen die fünf Bandmitglieder doch noch sehr jugendlich rüber. Jedenfalls waren ihr Stil – am besten trifft es wohl der Begriff Metalcore – und die Songauswahl schon deutlich massenkompatibler und gingen damit sofort ins Ohr. Dementsprechend taute das Publikum nun auch schlagartig auf, es kam Bewegung ins Spiel. An Songtiteln blieb mir leider nur "Thirty And Seven" in Erinnerung, aber wenn man der Quelle World Wide Web vertrauen darf, dann wurden insgesamt wohl noch sechs weitere Stücke zum Allerbesten gegeben, ehe auch die halbe Stunde Spielzeit der zweiten Vorgruppe abgelaufen war. Insgesamt muss ich sagen, haben die Jungs ihre Sache sehr gut gemacht und konnten beim Großteil der Zuschauer einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Zumal die Truppe wirklich sehr sympathisch wirkte und sich nach ihrem Autritt sogar selbst unters Publikum mischte und mit den Leuten ins Gespräch kam. Ob ich mir in Zukunft mal einen AUGUST BURNS RED-Longplayer kaufen werde, oder ob sich deren Songs auf Dauer dann doch etwas zu schnell abnutzen, kann ich nicht genau sagen. Live haben sie aber auf alle Fälle ihre Qualitäten, und nur das zählte am heutigen Abend.
Nach einer weiteren Umbaupause – die Vorbands bauten ihr Equipment übrigens alle selbst auf und wieder ab – war es dann Zeit für JOB FOR A COWBOY. Purer, amerikanischer Death Metal, wie er verquerer nicht sein kann. "Schweeeeere Kost", würde ein Klitschko an dieser Stelle sagen. Die ersten drei Songs habe ich mir noch angetan, dann wurde der Durst nach Bier zu groß und ich hab den Saal verlassen. Ist einfach nicht mein Ding, wenn sich die Band auch – was das Handwerkszeug angeht – sicherlich auf einem sehr hohen Niveau bewegt. Vor allem Jon Rice, der Mann am Schlagzeug, kam nicht umhin, sein Können bereits während der Umbaupause unter Beweis zu stellen. Da kann sich unsereins noch einiges von abschauen. Auch Sänger Johnny Davy, ein Poser vor dem Herrn, ließ es sich nicht nehmen und kam bereits mir einer Flasche bestem (billigstem) Tullamore Dew auf die Bühne, an der ab und an mal nippte. Zu einem schottischen Single-Malt hat die Gage wohl nicht ganz gereicht. Bassist Brent Riggs blieb mir wiederum deswegen im Gedächtnis, weil er die mit Abstand größten Flesh Tunnel in den Ohren hatte, die ich je in meinem Leben gesehen hatte und hoffentlich auch noch sehen werde. Das beste Beispiel dafür, dass man es mit der Körperkunst auch maßlos übertreiben kann.
Dem Publikum ging es bei der Musik ähnlich wie mir, die meisten konnten sich irgendwie nicht so recht damit anfreunden, obwohl es sicher auch ein paar hartgesottene Fans gab, die genau auf so etwas abfahren. Insgesamt aber war es kein Wunder, dass die Stimmungskurve im Saal wieder ein gutes Stück absackte. Und so blieb es auch, bis ich mich gegen Ende des Auftritts vorne am linken Ende der Absperrung wieder einreihte.
Endlich wurde es Zeit für den Hauptact. Mittlerweile war es schon viertel elf [Bitte wie spät? Anm. d. Red. ;-)] und die Menge entsprechend heiß auf die Band, die sich den "Pure American Metal" auf die Fahne geschrieben hat. Der Saal wurde verdunkelt und "The Passing", das Intro des aktuellen LAMB OF GOD-Longplayers "Wrath", wurde eingespielt. Zum Ende des Intros und beim Übergang zu "In Your Words", dem zweiten "Wrath"-Song, betrat die Band die Bühne und griff nun endlich selbst zu den Instrumenten. Anschließend folgte sogleich "Set To Fail", Song Nummer drei des aktuellen Albums, bei dem es endgültig kein Halten mehr gab. Glatt hätte man meinen können, die Band wolle auf ältere Songs komplett verzichten und lediglich ihren aktuellen Longplayer von A bis Z durchnudeln. Hätte ich nichts gegen einzuwenden gehabt, schließlich handelt es sich bei "Wrath" um mein persönliches Album des Jahres 2009, das dem Vorgänger "Sacrament" in nichts nachsteht. Doch falsch gedacht, es kamen nun auch endlich die ersten Klassiker an die Reihe, wie "Now You've Got Something To Die For" oder "Ruin", sodass es mit einem "Wrath-only" Konzert dann doch nichts wurde. Naja, auch recht.
Die Stimmung beim Publikum im Saal und bei der Band auf der Bühne war gut, auch wenn Vorzeige-Growler Randy Blythe teilweise etwas orientierungslos wirkte. Er lief ständig auf und ab, ohne recht zu wissen, wohin. Vermutlich hat er mit seinem Kumpel Davy vor seinem Auftritt die Pulle Tullamore Dew noch vollends geleert und musste nun mit den Nachwirkungen kämpfen. Auch Bassist John Campbell schaute den gesamten Auftritt über äußerst glasig drein. Was der sich vorher reingepfiffen hatte, möchte ich lieber auch nicht wissen. Nur die Brüder Chris (am Schlagzeug) und Willie Adler (an der Gitarre) machten einen topfitten Eindruck. Genauso auch der zweite Gitarrist Mark Morton. Mit der Präzision eines schweizer Uhrwerks ballerte der ältere der beiden Adler-Brüder auf sein Drumset ein, dass einem Hören und Sehen verging. Letzteres verging mir allein schon deswegen, weil der Drummer zwischen dem ganzen Bühnenequipment ziemlich eingeengt saß und zumindest von meiner Position aus nur sehr schlecht zu sehen war. Soundtechnisch kam der Gesang etwas arg leise rüber, was jedoch auch an meinem ungünstigen Standort ganz links vorne gelegen haben kann. Wobei man in so einem kleinen Saal vermutlich eh keine Klangwunder erwarten darf.
Musikalisch ging es dann doch wieder sehr "Wrath"-lastig weiter. Lediglich drei oder maximal vier der insgesamt elf "Wrath"-Songs standen nicht auf der heutigen Setliste. Neben "Grace" und dem absolut genialen "Dead Seeds" kamen auch noch "Broken Hands" und "Contractor" an die Reihe, ehe es bei den Zugaben wieder zwei ältere Songs zu hören gab. Wobei der Übergang vom offiziellen Teil zu den Zugaben eher ein fließender war und eigentlich kaum zu erkennen. Es fehlten natürlich noch "Redneck" vom Vorgängeralbum "Sacrament" und "Black Label" von "New American Gospel", ihrem Debütalbum unter dem Namen LAMB OF GOD (zu Beginn hieß die Band "BURN THE PRIEST"). Nach insgesamt knapp 90 Minuten war dann aber endgültig Schluss.
FAZIT: Insgesamt war es durchaus wieder ein gelungener Live-Musik-Abend. Ich habe mal wieder eine neue Location kennen gelernt, die zwar reichlich klein war, aber auch das hat ja seine Vorteile. Auch drei mir völlig neue Bands waren am Start, sodass ich mich auch musikalisch mal wieder etwas weiterbilden konnte. Zumindest auf zwei der drei Vorgruppen werde ich in Zukunft weiterhin ein Auge werfen und bei Gelegenheit auch mal in deren Studioalben reinhören. Der Hauptact konnte mich ebenfalls überzeugen, wobei ich keinen wirklichen Vergleich hatte, ob die Herrschaften sonst nicht schon mal in besserer Verfassung waren, da es mein erstes LAMB OF GOD-Konzert war. Den Auftritt bei Rock am Ring 2005 lassen wir mal außen vor, denn da wusste ich noch nicht allzu viel mit der Truppe anzufangen.
Fotos (c) Matthias Römmele / BurnYourEars
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