24.4.2008 - KAMELOTs Roy Khan hat ja hier und da den Ruf, zwar auf Platte ein Gott, live aber nicht gerade der beste Performer zu sein. Gerade im Package mit FIREWIND, die ja in Gestalt von Apollo Papathanasio einen 1A-Livesänger in ihren Reihen haben, durfte man also mehr als gespannt sein, welcher der beiden Barden heute in Essen die bessere Show liefern würde.
Da bis zum Startschuss noch ein wenig Zeit totzuschlagen war, wurden zunächst einmal die Merchandise-Stände abgeklappert und die durchaus vertretbaren Preise für Shirts und Co. mehr als wohlwollend registriert. Dagegen waren die Getränkepreise in der Halle eher nichts für den schmalen Geldbeutel - aber irgendwas ist ja immer.
Die Weststadthalle war dann bereits ansehnlich gefüllt, als pünklich um 19:30h FOREVER SLAVE die Bühne betraten, um die gespannt wartende Menge erstmal aufzutauen und für den Rest des Abends in die richtige Stimmung zu versetzen. Musikalisch überzeugte der halbstündige Opener-Auftritt durchaus, die Mucke passte gut ins Package des Abends, der Schwachpunkt der Band ist jedoch eindeutig Frontfrau Lady Angellyca. Grundsätzlich KANN Metal mit weiblichen Vocals eine tolle Sache sein, aber nur, wenn das Mädel am Mikro auch die sinnbildlichen "Eier" hat, um sich gegen sägende Gitarren und krachende Drums durchzusetzen. Lady Angellyca blieb jedoch während des gesamten Auftritts stimmlich schwach - zumal sie ab und an auch noch ordentliche Probleme hatte, den richtigen Ton zu treffen. Das Stage-Acting, welches zeitweise eher an den Balztanz der Schleierschwänze erinnerte, tat sein Übriges, dass diese Formation wohl nicht mehr zu meinen Faves avancieren wird. Ich kann mich einfach des Eindrucks nicht erwehren, hier wurde Optik über Sangesleistung gestellt. Respektablen Applaus gab es trotzdem, so dass die Band auf jeden Fall erhobenen Hauptes von der Bühne gehen konnte.
Stimmlich jedenfalls sollte es mit FIREWIND gleich mehrere Umdrehungen nach oben gehen. Frontmann Apollo hatte einen unglaublich guten Tag erwischt und gab von der ersten bis zur letzten Note des Gigs 100 Prozent Vollgas. Jeder Ton saß punktgenau, und der sehr gute Sound in der Halle (der im übrigen bei allen drei Band spitze war) tat sein übriges. Und auch die Meute vor der Bühne ging vom ersten Song an gleich richtig mit. Egal, ob älteres Material wie "Between Heaven & Hell" oder "Destination Forever" oder neue Songs vom aktuellen Output "The Premonition" wie "Mercenary Man" und "Head up High" - jeder Song wurde in den ersten Reihen mitgesungen, mitbeklatscht und abgefeiert. Man merkte den Griechen auch an, dass sie an diesem Abend richtig Spaß in den Backen hatten - alle waren ein ums andere Mal auch zu Spielchen mit dem Publikum aufgelegt. Insgesamt ein mehr als würdiger Co-Headliner für die Band, die nun noch folgen sollte.
Nach einer für meinen Geschmack etwas zu lang geratenen Umbaupause - und auch der Rest des Publikums wurde etwas ungeduldig, als die letzten 15 Minuten keine sichtbaren Aktivitäten mehr auf der Bühne zu sehen waren - war es dann endlich Zeit für den Headliner KAMELOT, die auf dieser Tour den Re-Release ihres Albums "Ghost Opera" promoten. Wabernder Nebel kroch über die Bühne, und als er sich verzog, blickte die Menge auf eine maskierte Geigerin, welche mit zarten Klängen die Ouvertüre zum folgenden Auftritt gab. Und, um den Beginn dieses Berichtes noch einmal aufzugreifen - meine Befürchtungen, der gute Roy würde sich live als Windbeutel entpuppen, waren zumindest an diesem Abend grundlos. Auch der KAMELOT-Frontmann zeigte sich stimmlich von seiner besten Seite und bot den gesamten Set über eine durchaus ansprechende Gesangsleistung.
Und spätestens jetzt lief auch das gesamte Publikum endgültig heiß - man merkte eindeutig, dass die Meisten heute abend in erster Linie für KAMELOT den Weg in die Weststadthalle gefunden hatten. Da war es doch praktisch, dass es zwischendurch von der Hallendecke sogar zu schneien begann, um die erhitzten Leiber wieder etwas abzukühlen. Ein netter Special Effect auf jeden Fall.
Musikalisch boten KAMELOT ein Best of ihrer Karriere - "When the Lights are down" und "Centre of the Universe" fehlten ebensowenig wie "The Haunting" oder "Soul Society", und auch der Wechselgesang mit dem Publikum beim Grieg-Cover "Forever" wurde nicht vergessen. Nach knappen 100 Minuten und zwei Zugabeblöcken schickte man die Fans dann mit dem abschließenden "March of Mephisto" in die Nacht. Kaum jemand dürfte bereut haben, heute seine Schritte in die Weststadthalle gelenkt zu haben - zwei großartige Bands in Top-Form bekommt man schließlich nicht jeden Tag zu sehen.
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