Geschrieben von Mittwoch, 17 April 2019 15:00

Avantasia - Der Konzertbericht aus der König-Pilsener-Arena in Oberhausen

Oberhausen, 14.04.2019 – Nach dem bärenstarken neuen Album "Moonglow" begibt sich der AVANTASIA-Tross auf Tour und macht unter anderem Halt in der mit über 5.000 Gästen nicht ausverkauften, aber sehr gut gefüllten König-Pilsener-Arena in Oberhausen. Weil Tobias Sammet und seine Gäste vorhaben, das Publikum den ganzen Abend lang zu unterhalten, spielt keine Vorband – der Abend steht ganz im Zeichen von AVANTASIA. Und wer Tobias Sammet kennt, der weiß: Nichts ist gewiss. Bevor man also eines der ohnehin seltenen, weil aufwändigen Gastspiele verpasst, sollte man sich die Metal Opera an einem der verbleibenden Termine gönnen.

Mehr als drei Stunden Vollgas: AVANTASIA starten durch

Pünktlich um 20 Uhr gehen die Lichter in der Halle aus. Als Opener erklingt "Ghost In The Moon", zugleich auch erster Song auf "Moonglow", das mit gleich acht Nummern und damit fast komplett in der Setlist vertreten ist. PRETTY MAIDS-Sänger Ronnie Atkins ist der erste Gast auf der Bühne und singt "Starlight" sowie "Book Of Shallows", dessen Mittelteil Backing-Sängerin Adrienne Cowan noch giftiger ins Mikor keift, als Mille Petrozza. Meine Fresse, hat diese Frau eine Stimme!

Zum Epos "The Raven Child" und der Gänsehaut-Ballade "Lucifer" betritt "The Dude"-Lookalike Jorn Lande die Bühne, der den gesamten Abend lang mit seiner vollen, voluminösen Stimme für Gänsehaut sorgt und das Mikrofon an Ex-QUEENSRYCHE-Fronter Geoff Tate weiter reicht. Nach den stark interpretierten "Alchemy" und "Invincible" kommt mit "Reach Out For The Light" der erste echte Klassiker, bei dem Gitarrist Oliver Hartmann den verhinderten Michael Kiske vertritt.

Auch im Titeltrack das aktuellen Albums zeigt Adrienne Cowan, welch fantastische Sängerin sie ist, bevor MR. BIG-Sänger Eric Martin "Maniac" und "Dying For An Angel" singt. Abgelöst wird er von Altmeister Bob Catley (MAGNUM), der mit seiner warmen, ausdrucksstarken Stimme "Lavender" und das fantastische "The Story Ain't Over" veredelt. Zu "The Scarecrow" und "Promised Land" stehen Jorn Lande und Eric Martin auf der Bühne, für das von markanten Riffs eingeleitete "Twisted Mind" und den Klassiker "Avantasia" kehrt Geoff Tate zurück.

Schon in der Studioversion ist "Let The Storm Descend Upon You" einer meiner AVANTASIA-Favoriten. Live mit Jorn Lande und Ronnie Atkins will die Gänsehaut gar nicht mehr verschwinden. Was für eine unfassbare Darbietung! Atkins begleitet auch "Master Of The Pendulum", während Bob Catley "Shelter From The Rain" und – natürlich – "Mystery Of A Blood Red Rose" singt. Nach dem Hit "Lost In Space" kommt als Zugabe noch das wunderbare "Farewell", erneut verdelt von Cowans Vocals, bis in "Sign Of The Cross" die komplette Band mit allen Gästen vorgestellt und noch kurz "The Seven Angels" angespielt wird (warum nicht mal in voller Länge?) und weit nach 23 Uhr endgültig Schicht im Schacht ist.

Prominente Besetzung mit Spielfreude, die ihresgleichen sucht

Mehr als drei Stunden Spielzeit ohne Pause, eine hochkarätige instrumentale wie gesangliche Besetzung in bestechender Form und über allem Mastermind Tobias Sammet, der über die Bühne fegt, Späße macht und nicht müde wird, das Publikum zu animieren: AVANTASIA live muss man gesehen und gehört haben! Der beeindruckende und doch recht dezente Bühnenaufbau mit bei jedem Song wechselnden Backdrops und atmosphärischer Lightshow ohne großes Brimborium lenkt nicht von dem ab, was auf der Bühne passiert. Zwischen Sängern und Band knistert es wahnsinnig, die Chemie passt zu jeder Sekunde.

Was noch? Sascha Paeth und Oliver Hartmann ergänzen sich als Gitarristen exzellent, insbesondere zweistimmige Soli sind ein absoluter Genuss. Allen Beteiligten ist die extreme Spielfreude jederzeit anzumerken. Man steht schließlich nicht jeden Tag mit einflussreichen Legenden wie Tate, Catley und Martin auf der Bühne. Adrienne Cowan ist nicht nur ein Augenschmaus, sondern singt sämtliche Stile, ob rotzig, krätig oder sanft, absolut überzeugend. Tobias Sammet ist ein Entertainer vor dem Herrn und sorgt stets für gute Laune.

Die Setlist hätte etwas gemischter ausfallen können, der Fokus auf "Moonglow" zu Beginn ist trotz aller Güte zumindest mal gewöhnungsbedürftig. Dabei geht's mir gar nicht darum, dass von den beiden "The Metal Opera"-Teilen sehr wenig gespielt wurde. Andererseits gibt man den Sängern so Zeit, sich auf zwei bis drei Nummern am Stück zu konzentrieren, bevor sie eine Pause einlegen können. Also: Meckern auf allerhöchstem Niveau.

Letztendlich war's geil. Es war einfach richtig geil! Hoffentlich wird's von dieser Tour eine Live-Nachlese auf DVD geben – "The Flying Opera" mit dem Wacken-Auftritt von 2011 ist ja jetzt auch schon 'ne Weile her. Bitte, Tobi! Bitte! Bitte!!!

Setlist

Ghost in the Moon
Starlight (with Ronnie Atkins)
Book of Shallows (with Ronnie Atkins & Adrienne Cowan)
The Raven Child (with Jørn Lande)
Lucifer (with Jørn Lande)
Alchemy (with Geoff Tate)
Invincible (with Geoff Tate)
Reach Out for the Light (with Oliver Hartmann)
Moonglow (with Adrienne Cowan)
Maniac (with Eric Martin)
Dying for an Angel (with Eric Martin)
Lavender (with Bob Catley)
The Story Ain't Over (with Bob Catley)
The Scarecrow (with Jørn Lande)
Promised Land (with Jørn Lande & Eric Martin)
Twisted Mind (with Geoff Tate & Eric Martin)
Avantasia (with Geoff Tate)
Let the Storm Descend Upon You (with Jørn Lande & Ronnie Atkins)
Master of the Pendulum (with Ronnie Atkins)
Shelter from the Rain (with Bob Catley, Herbie Langhans & Ina Morgan)
Mystery of a Blood Red Rose (with Bob Catley)
Lost in Space
Farewell (with Adrienne Cowan)
Sign of the Cross / The Seven Angels (with everybody)