Das Palladium in Köln: Eine Woche nach dem großen, fabulösen Fest von HOTWATERMUSIC stehe ich wieder in dieser ausverkauften Halle und schaue mir meine persönlichen Helden des Post-Hardcores an. BOYSETSFIRE feiern heute nicht nur mit guten Freunden das alljährliche Family First Festival, sondern auch ihre Silberhochzeit. Als ich im Nachgang jemanden fragte, warum er als großer BOYSETSFIRE-Bewunderer nicht auf dem heutigen Konzert war, sagte dieser, dass er eins der letzten Konzerte vor ihrer Auflösung im Jahr 2007 gesehen habe und der Überzeugung war, dass das "ja bereits schon zu krass gut gewesen" sei, als dass er sich mehr als zehn Jahre später vorstellen könne, dass sie an diese Qualität von damals anknüpfen könnten. Hah, falsch gedacht.
Was wäre denn Nathan Gray ohne seine Jungs Chad Istvan und Joshua Latshaw an den Gitarren, Robert Ehrenbrand am Bass und Dan Pelic an den Drums. Und was wären die Jungs ohne Nathan Gray? Jedenfalls nicht mehr BOYSETSFIRE. Ihr Sound ist nahezu unvergleichlich und das macht sie zu wirklichen Heroes in der Musikgeschichte, wie ich zumindest finde. Ihr Set war eine Reise durch ihre sieben Alben. Mit "Requiem" eröffneten die fünf Herren aus Newark/USA und hatten mich schon völlig in der Hand. Klassiker wie "Rookie" und "After The Eulogy" brachten die Menge zum Überkochen. Eine rasante Reise durch mehr als zwei Jahrzehnte Musiker-Dasein und dazu ein Nathan Gray in Bestform, was will man denn bitte mehr.
Das Fest eröffnete NORBERT BUCHMACHER, der bayrische Sonderling, mit smarten Texten und gediegenem Sound und sorgte für ein entspanntes Warm-Up, bevor der Wahnsinn überhaupt erst losging. Die Kölner Jungs von KMPFSPRT heizten den Laden so unfassbar ein, dass mir heute noch, wenn ich daran denke, die Ohren schlackern. Von RAISED FIST war ich mehr als überrascht, deutlich härter und drückender im Sound, aber überaus anhörbar und ansehbar im Livegeschehen. Wohingegen Geoff Rickley von THURSDAY den Mädels ihre Schlüpper aus den Hosen schrie.
Das Family First Festival des Labels End Hits Records hat sich wie jedes Jahr mehr als gelohnt. Wir sind schon gespannt, was uns im nächsten Jahr erwarten wird.
