Geschrieben von Samstag, 05 November 2022 13:28

Arch Enemy, Behemoth, Carcass, Unto Others - Der Konzertbericht aus der Hamburger edel-optics.de-Arena

Arch Enemy Arch Enemy Foto: Katja Kuhl

30.10.2022, Hamburg – Nach langer Pause heißt es endlich wieder "Volles Pfund aufs Maul!" in der Hansestadt. BYE berichtet von der Death-Metal-lastigen "European Siege"-Tour aus der schnittig benannten edel-optics.de-Arena.

Wie groß das Bedürfnis nach frischer Live-Musik nach fast zweieinhalb Jahren der Corona-Dürre ist, zeigt sich scheinbar schon an der Einlassschlange, die sich von der Hamburger edel-optics.de-Arena beinahe bis zum S-Bahnhof Wilhelmsburg zieht. Scheinbar deshalb, weil sich die Heimstätte der Hamburg Towers an diesem Abend dann doch nicht so recht füllen will – bis auf einen Block gesperrte Tribünen und ungewohnte Bewegungsfreiheit sprechen eine deutliche Sprache von steigender Inflation und Energiekosten.

Unto Others

Wer seine:ihre Eintrittskarte der ursprünglich für 2021 angekündigten Tour schon in der Tasche hatte (oder bereit ist, stolze 60€ an der Abendkasse auf den Tisch zu legen), darf sich pünktlich um 18:10 Uhr über die Amerikaner von UNTO OTHERS freuen. Wenn auch die Frisur von Sänger Gabriel Franco aus der Zeit gefallen wirkt, erfreut sich das Quartett vergleichsweise großem Zuspruch. So erlebt die halb gefüllte Halle eine ansprechende Mischung aus Heavy Metal und Goth Rock, welche zwar hin und wieder unter der Abmischung leidet, aber definitiv Lust auf mehr macht.

Carcass

Und mehr gibt es nach kurzer Umbaupause mit CARCASS. Bereits in den 80er-Jahren in Großbritannien gegründet, fungiert die Melo-Death-Combo als reizvoller Edel-Support. Ausgestattet mit einem großzügigen 45-Minuten-Set liefern die Briten auch an diesem Abend einen souveränen Auftritt ab. Während sich die Halle langsam füllt, beschleicht einen allerdings doch das nagende Gefühl, das CARCASS in einem kleinen Club besser aufgehoben gewesen wären. Bis auf ein paar Vollblutfans im ersten Hallendrittel sind die Publikumsreaktionen wohlwollend aber verhalten.

Behemoth

Das ändert sich standesgemäß mit dem ersten Headliner des Abends: BEHEMOTH. Die Black-Metal-Veteranen um Fronter Nergal sind seit Jahren für ihre stimmungsvollen Live-Shows bekannt. Und auch an diesem Abend zeigt sich, dass Black Metal durchaus in großen Hallen funktionieren kann: Butterdicke Atmosphäre und das theatralische Songmaterial des neuen Albums "Opvs Contra Natvram“ sorgen für in Ekstase erhobene Hände – jedenfalls, wenn man sich nicht gerade über Nergals beständige Outfitwechsel unterhält.

Letztlich lassen sich allerdings ordentliche Teile der inzwischen gut gefüllten Halle von der Urmacht der polnischen Teufelsmesse anstecken, sodass BEHEMOTHs Querschnitt durch sämtliche Schaffensperioden auf fruchtbaren Boden fällt. Das Trio wird schließlich, nachdem die Show mit "Versvs Christvs“ und "Chant for Eschaton 2000“ ihren Höhepunkt erreicht hat, unter tosendem Applaus verabschiedet.

Arch Enemy

So bleibt zum Abschluss nur noch die nimmermüde Tour-Maschinerie von ARCH ENEMY. Seit Jahren fast ununterbrochen auf den Bühnen der Welt vertreten, ist es wenig verwunderlich, dass für die Schweden inzwischen auch die größeren Hallen offen stehen. Musste man sich vor drei Jahren noch mit dem Support-Slot bei AMON AMARTH in der Sporthalle begnügen, ist das Quintett inzwischen endgültig auf Arena-Headliner-Niveau angekommen.

Während der ein oder andere Konzertbesucher (bewusst männlich) zu diesem Zeitpunkt schon deutlich über den Durst getrunken hat, wird der Rest der Halle Zeuge einer simplen, aber mitreißenden Metalshow. ARCH ENEMY spulen ihr bekanntes Programm routiniert ab (ja, die Flagge ist auch wieder dabei), was der Stimmung der angereisten Fans jedoch keinen Abbruch tut. Insbesondere weil auch die neuen Stücke wie "House Of Mirrors“, "The Watcher“ und "Sunset Over The Empire“ live zu überzeugen wissen, werden die Schweden so ihrem Headliner-Status gerecht.

Das allzeit beliebte "Nemesis“ markiert schließlich den Abschluss eines ordentlichen Konzertabends, der einzig und allein ein wenig mehr Abwechslung hätte vertragen können. So sind es am Ende ausgerechnet UNTO OTHERS, die in der Erinnerung des Autors am meisten herausstechen. Qualität und Leistung der übrigen Acts sollen mit dieser subjektiven Einschätzung allerdings keineswegs kleingeredet werden. BEHEMOTH und ARCH ENEMY sind und bleiben ein überaus stabiles Package!