Geschrieben von Montag, 19 Dezember 2022 18:45

Eluveitie, Amorphis, Dark Tranquility & Nailed To Obscurity - Der Konzertbericht aus der Großen Freiheit 36 in Hamburg

17.12.2022, Hamburg – Mit AMORPHIS und ELUVEITIE durfte sich Hamburg kurz vor Weihnachten über eines der letzten großen Konzert-Highlights des Jahres freuen. BYE war für euch dabei!

Wintereinbruch, Minusgrade, Schneefall: Einmal mehr erweist sich der Dezember als unvorhersehbares und plötzlich auftretendes Naturphänomen, dem die Deutsche Bahn nicht gewachsen ist. Wer an diesem Abend aus dem gar nicht so fernen Kiel anreist, den:die plagen dementsprechend Zugausfälle und Verspätungen. An die durchaus reizvollen Vorbands ist aufgrund des frühen Konzertbeginns um 17 Uhr daher kaum zu denken.

Während die letzten Nachzügler:innen aus Schleswig-Holstein schließlich die Große Freiheit erreichen, sind NAILED TO OBSCURITY also schon Geschichte und DARK TRANQUILITY mit einem Fuß im Feierabend. Dennoch zeigt sich anhand der Rausschmeißer "Phantom Days“ und "Misery Crown“, dass sowohl altes als auch neues Songmaterial gut beim Hamburger Publikum ankommt. Ein scheinbar souveräner Auftritt der Schweden, welche sich nach über 29 Shows ihren wohlverdienten letzten Applaus abholen.

Amorphis

Mit eben jenem wird auch der erste Headliner des Abends, AMORPHIS, auf der Bühne empfangen. Weithin als Garant guter Live-Shows bekannt, starten die Finnen an diesem Abend jedoch verhalten. Trotz energetischen Auftretens treffen die Opener des aktuellen Albums "Halo“, "Northwards“ und "On The Dark Waters“ nicht ganz den Nerv der beinahe ausverkauften Freiheit. Spätestens mit "Death Of A King“ und Evergreen "Silver Bride“ finden Fans und Band aber in die gewohnte Harmonie.

Während sich AMORPHIS quer durch ihre Diskographie grooven, trauen sich entsprechend immer mehr Fans an reges Kopfschütteln und ebenso inbrünstiges wie schiefes Mitsingen heran. Kein Wunder, bieten die Finnen mit Klassikern wie "Into Hiding“, "My Kantele“ und "Black Winter Day“ doch reichlich Nostalgie, die immer wieder von neueren Stücken akzentuiert wird. Insbesondere die Neusingles "The Moon“ und "The Bee“ werden begeistert aufgenommen, bevor das Set mit "House Of Sleep“ für nicht wenige viel zu früh endet.

Eluveitie

Denn auf die Schweizer Folk-Metal-Urgesteine von ELUVEITIE scheint an diesem Abend nicht jede:r Lust zu haben. So lässt ein kleiner Exodus von AMORPHIS-Anhängern die Große Freiheit ein gutes Stück leerer wirken, schafft damit aber auch dringend benötigte Bewegungsfreiheit. Gut so, wird der mit dem Opener "Exile Of The Gods“ losgetretene Moshpit doch bis zum finalen "Inis Mona“ nicht mehr ruhen.

Unterdessen erweisen sich die Schweizer:innen auf der Bühne in bestechender Form. Die inzwischen nicht mehr einzigartige, aber nichtsdestotrotz ansprechende Mischung aus Metalgitarren, Geige, Hurdygurdy und Harfe lädt zum Tanzen ein, während Sängerin Fabienne Erni bei den Hits "A Rose For Epona“ und "Abiramus“ stimmlich zu glänzen versteht. Mit einer ausgiebigen Zugabe – bestehend aus "Aidus“, "Ategnatos“ und "Inis Mona“ – kommen Show und Co-Headliner-Tour schließlich zu einem würdigen Ende.

So bleibt nur ein einziger Wermutstropfen, der unvermeidlich mit der neuen Realität des Tourgeschäfts verbunden scheint. Denn wer seine Lieblingsband in Zukunft live sehen möchte, muss wohl oder übel mit zunehmend verkürzten Co-Headliner-Sets zu leben lernen. Unter dem Strich eine Stunde Nettospielzeit pro Headliner spricht eine deutliche Sprache. Doch wie sagt man so schön? In der Kürze liegt ja auch die Würze. Und die besaß der Abend allemal.

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