Disturbed - Asylum



Stil (Spielzeit): Alternative/Modern Metal (52:51)
Label/Vertrieb (VÖ): Warner Music (27.08.10)
Bewertung: 6,5/10

Link

DISTURBED müssen sich eher oft als selten den Vorwurf gefallen lassen, immer mehr oder weniger gleich zu klingen. Zu ähnlich der Songaufbau, zu unvariabel der Gesang von David Drainman, so meinten und meinen kritische Fans der Band. Auch ich habe zuletzt eher weniger Gefallen an DISTURBED gefunden, da die Abwechslung teilweise tatsächlich mit der Lupe zu suchen war. "Asylum" enthält natürlich den typischen "Sprechgesang" (oder eher abgehackten Gesang) Drainmans, schließlich ist das ein Markenzeichen der Truppe. So extrem wie zuletzt empfinde ich es diesmal aber nicht mehr, und vor allem im musikalischen Bereich hat sich etwas getan, so der erste Eindruck. Das neue Album klingt spürbar härter und so, als hätte sich was getan – zumindest in den ersten Songs.

Mit dem kurzen Instrumental "Remnants" und dem Titeltrack, der die Drainman-typischen "Uahahas" und "Ahs" noch etwas zu sehr bemüht, ansonsten aber schön knackig klingt, starten DISTURBED in "Asylum". Ab "The Infection", das durch seinen sehr melodischen Gesang in den tollen Strophen und einen eingängigen Chorus überzeugt, nimmt sich der Fronter dann ein wenig zurück, auch wenn sein "Erkennungsmerkmal" noch das ein oder andere Mal zu hören sein wird. Ich möchte nicht auf dem sehr speziellen Gesangsstils Drainmans herum reiten, aber auf den letzten zwei Alben hat er es meiner Meinung nach doch etwas übertrieben. Auch auf "Asylum" ist der Mann nicht der variabelste Sänger, aber es ist definitiv wieder Besserung in Sicht. Mit "Warrior" folgt ein absoluter Ohrwurm, der die Gewissheit bringt, dass DISTURBED 2010 härter geworden sind, dabei aber immer noch sehr melodisch zu Werke gehen. Die Riffs, Soli und fetten Drums sprechen für sich; überhaupt muss man der Instrumentalfraktion eine astreine Leistung anerkennen. Auch die Produktion ist sehr gelungen, "Asylum" perlt basslastig und fett aus den Boxen. "Another Way To Die" beginnt erstmals etwas ruhiger, wird ab 1:00 aber zu einem erneut hochklassigen, absolut DISTURBED-typischen Song mit charakteristischen Gitarren und einem gewohnt eingängigen Chorus. Die Gitarren in "Never Again" erinnern etwas an APOCALYPTICA, der Song ist genau wie das düstere „The Animal" zwar ganz nett, aber auch nicht mehr als DISTURBED-Durchschnitt. Ein später Höhepunkt ist noch "Crucible" mit seinen fantastischen Melodien und den melodischen Gitarren im Refrain. Spätestens bei den letzten vier regulären Songs des Albums wird dann aber deutlich, dass DISTURBED erneut die Chance nicht nutzen, mehr Aha-Effekte und Abwechslung einzubauen, sondern einfach ihren festgefahrenen Weg weiter gehen. Das klappt in der ersten Albumhälfte auch ganz gut, da die Songs stimmen. Gegen Ende bleibt aber Ernüchterung darüber, dass sich die Amerikaner erneut nicht großartig weiter entwickelt haben und langsam, aber sicher Gefahr laufen, belanglos zu werden – schließlich hat man die neuen Songs in irgendeiner Weise auch schon vorher gehört, und das ist ein Problem, das DISTURBED anscheinend nicht loswerden.

Zum Schluss zeigen die Amis mit "Leave It Alone" dann nach "Land Of Confusion" nochmal ihr Händchen für superb umgesetzte Coverversionen: Nach anderthalb Minuten Stille folgt ihre Interpretation des U2-Hits "Still Haven't Found What I'm Looking For". David Drainman singt fantastisch, überhaupt zeigt dieses Cover, das besser ist als die letzten vier Songs zusammen genommen, ziemlich gut das Dilemma von DISTURBED auf. Langsam, aber sicher sollten sich die Jungs mal was Neues einfallen lassen.