Korn - See You On The Other Side


Review
Stil (Spielzeit): NuElectronicMetal (61:08)
Label/Vertrieb (VÖ):
Virgin/EMI (02.12.05)
Bewertung:
Klasse Album! (8/10)


Link: www.korn.com

Respekt, die Herren Korn! Was sich da so munter und zwanglos in meinem Player dreht, hätte ich von Davis, Fieldy, Shaffer und Silveria nicht erwartet! Zumal die beiden letzten Alben doch ziemlich durchwachsen und gewöhnlich klangen, ohne den entscheidenden Schritt zu wagen, der in punkto Weiterentwicklung so bitter nötig gewesen wäre.

„See You On The Other Side" räumt auf im Jugendzimmer, und wenn auch die alten Poster hängen bleiben, die alte Garnitur kommt raus: Weg von den ewig-gleichen Sounds und Arrangements hin zu Mehrdimensionalität und einer charmanten Sperrigkeit. Vordergründig stampft und knallt es, hintergründig zirpt und qualmt's. Der einst so charakteristisch pluckernde Bass schlabbert nicht mehr, die Saiten sind straff gespannt und demzufolge lassen sich auch ganze Reihen treibender Riffsalven abfeuern: Das Material geht insgesamt mächtig nach vorne. Der Abgang von Gitarrist Brian 'Head' Welch wurde problemlos verschmerzt - seiner statt konnten sich die Produzenten Atticus Ross (u.a. NIN) und The Matrix austoben.

Das Ergebnis klingt so Rhythmus-betont wie eh und je, dazu jedoch deutlich Industrial-lastiger. Zusätzlich haben elektronische Soundscapes à la Depeche Mode und Nine Inch Nails das Spektrum erweitert, und selbst vor Dissonanz scheuen Korn nicht zurück. Dennoch bleibt alles so melodisch und eingängig, dass man die Mainstream-Vorwürfe schon antraben hört. Davis singt weniger exaltiert aber mit aller Kraft, der Sound beißt, walzt und klingt einfach deutlich frischer, neuer, interessanter als auf den Vorgängern. Dabei haben Korn nicht den Fehler gemacht, die Songs mit unnötigem Beiwerk zu ersticken; die Effekte werden durchgängig aber sehr bewusst eingesetzt. Auf diese Weise entsteht eine besondere Atmosphäre, wie ich sie eigentlich seit den Anfangstagen auch auf den guten Alben der Band immer ein bisschen vermisst habe: Aggressiv und in den richtigen Momenten zerbrechlich und melancholisch.

Ich kann mir gut vorstellen, dass Korn mit ihrem siebten Album eine ganze Menge alter Anhänger verprellen, weil es tatsächlich eine Zäsur bildet. Ich, selbst irgendwie Fan der ersten Stunde, bin allerdings verdammt froh, dass diesmal wirklich wieder Türen eingetreten und Horizonte erweitert worden sind. Es fällt mir daher schwer, einzelne Songs aus „See You On The Other Side" herauszupicken, da die Titel insgesamt einen nahezu perfekten Run bilden und jeder einzelne etwas Mitreißendes besitzt. Ein mutiges und verdammt gutes Album!