The Killers - Day And Age



Stil (Spielzeit): Indie-Schlager (41:51)
Label/Vertrieb (VÖ): Mercury/Universal (21.11.08)
Bewertung: 6/10
Link: http://www.the-killers.de

Nicht lange ist es her, da machte eine junge Band aus Las Vegas mit dem Überraschungsalbum “Hot Fuss” auf sich aufmerksam. Ungemein melodische und ungekünstelte, wenn auch damals bereits pompöse Indie-Synth-Songs wie “Mr.Brightside” und “Somebody told Me”, spielten sich in die Herzen einer bald beachtlichen Fan-Gemeinde. 
THE KILLERS boten mit dem Nachfolger “Sam's Town” bereits eher reinen Rock mit Hang zum Pathetischen (inklusive Chor, etc.). 
Mit dem aktuellen Output “Day and Age” werden die Mannen um Brandon Flowers ihre Fan-Gemeinde vermutlich ansatzweise entzweien, geht es hier doch noch um einiges bombastischer zu, als noch auf den Vorgängern. Bombastisch meint in diesem Sinne allerdings nicht, ausufernder zu werden, sondern fast schon schlagerhaft. Denn dies ist eins der Attribute, die sich wohl am besten für die Beschreibung der zehn Songperlen auf “Day and Age” eignen. 

Produziert wurde der ganze Spaß von Stuart Price, der bereits Platten von DEPECHE MODE und MADONNA veredelte. Verunsichert? Ging mir ähnlich, machte sich doch bereits einige Wochen vor der Veröffentlichung ein Song namens “Human” im Radio bemerkbar, der die einen irgendwo zu nerven begann, und den anderen Freudestränen bereitete, denn das neu THE KILLERS-Album schien nicht mehr in allzu weiter Ferne. Nun ist es da. Und wie “Human” schon andeutete, ist es ein Disco-Dance-Indie-Schlager-Album geworden – mit wenigen Ausnahmen. Unter dem Strich bleiben eigentlich zehn Nummern, die mit Abstand das chart-kompatibelste ist, was die vier Amis im Laufe ihrer Karriere je abgeliefert haben. Lediglich der Schlusssong “Goodnight, Travel Well” erinnert noch in Ansätzen an die melancholische Seite von “Hot Fuss”. Und auch “A Dustland Fairytale”, in welchem Herr Flowers seine eigene Vergangenheit, inklusive die seiner Eltern aufarbeitet, offenbaren dramatischere Töne. Ansonsten ist man mit den sogenannten “Hits” hier auf der sicheren Seite. Denn die Verkaufszahlen sprechen für sich, “Day And Age” braucht den Vergleich mit seinen Vorgängern nicht zu scheuen. 

Bleibt nur die Frage, wie viele der alten Fans aufgrund des vollzogenen Stilwechsels abgewandert sind. Dafür sind vermutlich so einige dazugekommen, die vorher noch nie etwas von den Herrschaften THE KILLERS gehört haben. Musikalisch ertränkt man sich mehr denn je in Synthesizern, lässt aber auch den Einsatz von Trompeten, Streichern und Klavier nicht missen, um so ein doch recht vielseitiges Album zu kreieren. 

Kurzum, für alle diejenigen, die wissen wollen, ob sich diese Platte lohnt: Ja. Vorausgesetzt, man kann sich mit einer nahezu kompletten Neuorientierung der Band abfinden. Allerdings sind sie im Grunde immer noch die gleichen geblieben. THE KILLERS schreiben immer noch äußerst poetische Songs, die von schillerndem Glanz und einem ungewöhnlich offenem Hang zum Bombast ausgelebt werden. Das dies alles auch noch recht gut auf den Ballermann zu passen scheint – was vermutlich längst geschehen ist – befremdet mich dann doch ein wenig. Flowers gesangliche Performance schwebt über jedem Song, macht die Stücke damit zu dem, was den Aha-Effekt doch noch bei dem ein oder anderen hervorruft: “Ah, das sind also doch die KILLERS!” Leicht machen tun sie es einem nämlich nicht. Der Disco-Song “Joy Ride” scheint direkt aus den 80ern in die heimischen Wohnzimmer zu transferieren, und mit “Neon Tiger” schießen sie dann den Vogel endgültig ab. Denn dieser ist bereits als REINER Schlager im Indie-Gewand zu beschreiben. 

Allerdings finden sich dann doch immer wieder zwischen drin einige Songs, wie etwa der wunderbare Ohrwurm “This is your Life”, die die Platte auch für Anhänger der frühen Werke interessant machen. Daneben werden sich THE KILLERS vermutlich mit “Day and Age” einen gänzlich neuen Kreis an Zuhörern erschließen...