Foo Fighters - Wasting Light Tipp

FooFightersWastingLight

Stil (Spielzeit): Hard Rock (49:02)
Label/Vertrieb (VÖ): RCA (08.04.2011)
Bewertung: 9/10
Link: http://www.foofighters.com

Es wurde verdammt noch mal Zeit! Nach dem Live-Meisterwerk "Live At Wembley Stadium" (eine der beeindruckendsten Live-DVDs der letzten Jahre) haben sich die FOO FIGHTERS-Musiker ein wenig Zeit gelassen und waren auf allerhand Nebenspielwiesen unterwegs. Jetzt veröffentlichen Dave Grohl, Nate Mendel, Chris Shiflet, Taylor Hawkins und der wiedergekehrte dritte (!) Gitarrist Part Smear mit "Wasting Light" das angeblich bislang härteste Album der Band. Mehrere Hördurchläufe zeigen: Ein bisschen übertrieben ist die Aussage schon. Was allerdings nichts daran ändert, dass "Wasting Light" den bisherigen Rock-Höhepunkt des Jahres 2011 darstellt.

Direkt vorweg genommen: Einen Mainstream-Hit wie "Learn To Fly", "Everlong" oder zuletzt "Long Road To Ruin" findet sich auf "Wasting Light" nicht – oder zumindest nicht auf den ersten Blick. Am ehesten kommt vielleicht die leichte, an "Times Like These" erinnernde Halbballade "One Of These Days" in den Genuss, ein so breit gefächertes Publikum anzuziehen wie die genannten Hits, doch eins ist sicher: Ein Track wie "White Limo" tut es nicht. Bei dem heftigsten Albumtrack scheint es so, als habe die Band sich stark an der ehemaligen Band von Josh Homme (QUEENS OF THE STONE AGE), neben Grohl und John Paul Jones ein Drittel von THEM CROOKED VULTURES, orientiert. Die durchgehend verzerrten Vocals und hektischen Riffs sind kaum Mainstream-tauglich, aber herrlich überdreht.

Damit wären im Grunde die beiden Extreme der neuen FOO FIGHTERS-Scheibe genannt, die restlichen Songs befinden sich irgendwo zwischen diesen Polen. "Miss The Misery" beispielsweise klingt stark Seventies-lastig, zugleich im Chorus modern, eingängig und absolut unverkennbar nach den FOO FIGHTERS, während mich das fantastische "Rope" in seiner Grundstimmung ein wenig an KISS erinnert. Der kurze, aber knackige Instrumentalteil inklusive arschcoolem Gitarrensolo ist einfach nur göttlich. "Bridge Burning" hingegen ist ein perfekter, mitreißender Opener, der live sicherlich fantastisch abgehen wird. Grandios ist Grohls charakteristischer Ausbruch mit den ersten Textzeilen "These are my famous last words!" Eine weitere, absolut mitreißende Nummer mit toller Gitarrenarbeit heißt "Dear Rosemary". Mit seinen FOO FIGHTERS-typischen Strophen und einem wie so oft hymnischen, beinahe schon epischen Refrain ist "Arlandria" ein weiterer großartiger Moment einer CD, mit der das Quintett laufend Stadien in Größe des Wembley Stadiums ausverkaufen wird, dessen bin ich mir sicher.

Das abschließende "Walk" bestätigt außerdem den Eindruck, dass man es hier trotz melancholischer Momente auch mit einem Gute Laune-Album zu tun hat, das sich perfekt als Untermalung von Strandpartys und malerischen Sonnenuntergängen am Meer eignen würde – und dann doch wieder ein wenig den Geist von "The Colour And The Shape" und "Nothing Left To Lose" atmet. Und dann wäre da noch das mit Gastmusiker Krist Novoselic (ex-NIRVANA) eingespielte "I Should Have Known", eine wundervoll melancholische und gleichzeitig wütende Erinnerung an Kurt Cobain, die einem Schauer über den Rücken laufen lässt.

Der analoge Aufnahmeprozess auf Tonband macht sich nicht unbedingt bemerkbar. "Wasting Light" klingt zwar sehr warm und natürlich, aber eben auch extrem kraft- und druckvoll. Der Mix ist sehr gut ausbalanciert, statt zig Gitarrenspuren übereinander zu schaufeln, bedient man sich wirklich nur der drei Gitarren. Das Album klingt verdammt fett, allerdings nicht so glattpoliert wie "The Colour And The Shape".

Ist "Wasting Light" denn nun wirklich das laut Bandaussage "härteste Album der Bandgeschichte"? Jein. Die neue FOO FIGHERS klingt in Songs wie "Bridges Burning" und "White Limo" nach der in ihr aufgenommen Garage, nach Schweiß und Energie. Sie klingt trotz ruhiger Momente nicht verweichlicht, aber mit Songs wie "Miss The Misery" und "Rope" episch und hochmelodisch. "Wasting Light" präsentiert ein nicht unerwartetes, aber doch einigermaßen überraschend kerniges Rockalbum, das man nicht nur als FF-Fan lieben muss. Ganz große Klasse!