Pearl Jam - s/t


Stil (Spielzeit): Rock (49:44)
Label/Vertrieb (VÖ): J Records/SonyBMG (28.04.06)
Bewertung: Rockt! (7/10)

Link: http://www.pearljam.com

PEARL JAM haben ihr Album nach dem Bandnamen benannt, und das tun Bands in der Regel, wenn sie ihr Debüt herausbringen oder ein Release zu nahezu 100 Prozent für das steht, was die Band ausmacht. „Pearl Jam" ist so ein Album, denn es knarzt und rockt, schrammelt und groovt, seufzt und jubelt; und das glücklicherweise so überzeugend, dass der Titel absolut gerechtfertigt ist.

Das letzte Lebenszeichen von Eddie Vedder und seinen Mitstreitern war auf „Lost Dogs" zu hören, einer Ansammlung von B-Sides und raren Aufnahmen, die ich so langweilig und verschroben finde, dass ich dem neuen Werk anfangs sehr abwartend gegenüber stand. Unbegründet, wie ich feststellen musste, denn „Pearl Jam" knüpft dort an, wo uns das gelungene, sehr atmosphärische und ernsthafte „Riot Act" 2002 zurückgelassen hat. 

Die Band klingt anno 2006 musikalisch nicht mehr so nachdenklich, zwei Drittel der Platte werden von treibenden Rock-Songs regiert, die mich an die „Vitalogy"-Ära erinnern: Relativ simpel gestrickt aber zweifelsohne überzeugend, sowie - na klar - auch ein Stück weit grungig. Der erste Song, dessen Refrain im Ohr hängen bleibt, ist „Marker In The Sand" - die Strophe groovt spritzig, der ruhige Chorus glänzt mit warmen Harmonien. Es scheint generell so, als hätten PEARL JAM die Experimente etwas satt, denn fast jeder der Titel geht als klassische Rock-Nummer durch, man könnte auch sagen „klingt erwachsen" (eine scheußliche Beschreibung für Musik, ich weiß). 

Die ziemlich Death-Metal- mäßigen Fotos im Hochglanz-Cover und Booklet des Digi-Packs (abgetrennte Köpfe und morbide Detailaufnahmen von Körperteilen) muten bei all der musikalischen Aufgeräumtheit sehr gegensätzlich an - ein Blick in die Texte zeigt, dass auch hier mit Kontrasten gearbeitet wird, denn Vedder ist weit davon entfernt, Sunshine-Blabla von sich zu geben. Unter anderem ist Krieg ein Thema, ebenso Desillusion und das Amerika, das davon so Vieles zu verantworten hat.

Ruhiger wird es erst im letzten Drittel des Albums, bei „Gone" schlägt Vedder die melancholische Saite an, und auch hier haben wir es wieder mit einem wunderschönen, gefühlvollen Refrain zu tun. Das schleppende „Come Back" ist mit Hammond-Georgel und 0815-Melodie ein wenig schwülstig geraten, und ein, zwei weitere Songs wollen ebenfalls nicht richtig zünden. Der Rest, und das hätte ich eigentlich nicht erwartet, macht besagte „Lost Dogs"-Reinfälle aber mehr als wett. Eine schöne Überraschung!