New Model Army - Today is a Good Day Tipp




Stil (Spielzeit): Indie Rock (55:54)
Label/Vertrieb (VÖ): Attack, Attack / Alive (14.09.09)
Bewertung: 8,5 / 10

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Neues aus "small town England" ... oder auch nicht... Es rechnet sicher niemand damit, dass NEW MODEL ARMY noch mal ernsthaft etwas anderes machen werden als ein leicht angefolktes Post-Punk- / Rock-Gemisch. Und das will wohl auch keiner. Insofern darf man, wenn man der Truppe aus Bradford zugeneigt ist, auch diesmal routiniert zulangen.

„Today is a Good Day" hat mich dennoch ein bisschen überrascht. Denn auch wenn vielleicht kein einzelner Track an „Here Comes the War" oder andere verstreute Perlen aus der Nach-„Thunder and Consolation"-Zeit heranreicht... Insgesamt war seit `89 wohl kein NEW MODEL ARMY Album so ausgewogen, stilsicher und inspiriert inspirierend.

Ob gut groovende Post-Punk Rocker wie der eröffnende Titeltrack, der sich offenbar die Börsenwelt zur Brust nimmt oder „Disappeared", das halb-akustische, melancholisch beschwingte „Autumn" mit seinem schönen, schön zynischem Refrain oder das schwer nachdenkliche „God Save Me" (fast so intensiv wie „Nothing Touches") ... neu ist das alles nicht, aber die Songs zünden wieder auf breiter Front.

Zum einen, gerade weil sie oftmals wie verdammt gute, alte Bekannte daherkommen...
Zum anderen weil sie mit vielen gekonnten Details aufwarten wie dem Mantra-artigen Schlusschorus in „Peace is only" ( / for the dead and the dying), das mit einem an „Inheritance" erinnerndem Drumbeat startet; dem verschärften Orgelsound in „Mambo Queen of Sandstone City", dem maritimen und leicht französisch anmutenden Unterton von „La Push" (und das doch nur von der vielleicht englischsten Band überhaupt sein kann), die eisig-sphärische Gitarre von „Northstar" usw. usf.

Fazit: Die Zeit des Herumeierns ist  bei NMA wohl endgültig vorbei; die positive Tendenz von "High" massiv ausgebaut. Man darf und sollte als NM Armist bei „Today is a Good Day" routiniert hinlangen, sich aber auf etwas ganz Besonderes freuen. Dass das Artwork (simple Vignette auf hellem Grund) sehr an „Thunder and Consolation" erinnert, darf als Versprechen verstanden werden... Soo intensiv nach einer Herkunft aus den „valleys of green and grey" klingt es sicher nicht, aber dafür eine Spur vielseitiger und erwachsener. Zum Glück nicht allzu erwachsen.

Darum noch ein persönlicher Gedanke zu Sullivans Texten:
In einer Zeit, in der selbst Opel-Betriebsräte nicht mehr merken, dass sie  inzwischen fast alle Thesen aus Thatchers Katechismus nachplappern, mag das Gähnen über moraliserende linke Zeige- resp. Mittelfinger auf dem Höhepunkt sein...
Gerade in solchen Zeiten bin ich dankbar, dass es noch Mucker wie Sullivan oder Billy Bragg gibt, die einfach nicht aufhören wollen, mitzudenken.