Nocte Obducta - Galgendämmerung (Von Nebel, Blut und Totgeburten) Tipp



Stil (Spielzeit): Black/Avantgarde Metal (50:42)
Label/Vertrieb (VÖ): Metal Mind Productions (11.10.2010)
Bewertung: 8/10

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NOCTE OBDUCTA waren so etwas wie die deutsche Vorzeigeband in Sachen Black Metal, bevor sich die Truppe 2006 auflöste, weil sie mit dem Musikbusiness und der Ignoranz fertig waren, so Gitarrist Marcel Va. Tr. in den Linernotes des Re-Releases von "Galgendämmerung – Von Blut, Nebel und Totgeburten". Nach der Auflösung veröffentlichen Metal Mind Productions das wahrscheinlich bekannteste Album der deutschen Combo noch einmal neu, allerdings völlig ohne Extras. Immerhin ist das Wichtigste ja drauf: Die Musik, die länger nicht erhältlich war.

Nach dem kurzen, düster geröchelten "Fruchtige Fäulnis" stellen NOCTE OBDUCTA eindrucksvoll unter Beweis, warum man sie nicht so einfach in irgendeine Schublade stecken kann (nein, auch nicht per se in die Black Metal-Ecke): Atmosphärische Keyboards, Blastbeats, rhythmisch groovende Drums, schreddernde und zugleich melodische Gitarren täuschen in den ersten Minuten von "Der Durst in meinen Augen" den Hörer gewaltig, denn mit kreischenden Vocals, rasender Finsternis und pechschwarzen Gitarren geht es anschließend in die Abgründe der Dunkelheit. "Eins mit der Essenz der Nacht" zeigt gleich darauf, welch unheimlich schöne Melodien die Deutschen mit in ihren Sound einbringen, und gibt sich mit zahlreichen Tempowechseln und Breaks sehr progressiv. Das anfangs schleppende "Nebel über den Urnenfeldern" beinhaltet angefangen von den krächzenden Vocals über filigrane Gitarrenarbeit und atmosphärische Keyboard-Einschübe bis hin zu den rasend schnellen Blastbeats all das, wofür NOCTE OBDUCTA standen.

Zwar keine wirkliche Entspannung, aber eine pechschwarze, nur auf eindringlichen Vocals und Keyboards aufbauende Nummer ist "Der Sand des späten Winters", der den Titeltrack einläutet. Das Herzstück des Albums, "Wenn nur im Tod noch Frieden liegt", ist ein progressives Black Metal-Stück par excellence und hat neben eingängigen Gitarren die variabelste Gesangsleistung zu bieten. Die Vocals sind nebenbei erwähnt am ehesten der Punkt, an dem man Kritik üben kann: Die Texte versteht man bei dem extremen Kreischen kaum. Das komplexe Stück ist wie der Rest von "Galgendämmerung" beim ersten Hören schwer verdaulich, die dunkle Schönheit dieses musikalisch und lyrisch sehr anspruchsvollen Werkes offenbart sich erst nach mehreren intensiven Hördurchgängen.

Wie gewohnt haben die Polen dem Re-Release ein Digipack, Linernotes und eine remasterte Version auf einer goldenen CD sowie eine Limitierung auf 2000 Stück spendiert. Das Fehlen von Boni ist zwar schade, aber man kann wohl froh sein, dass "Galgendämmerung" überhaupt wiederveröffentlicht wird. Wer es damals verpasst hat, sich dieses zutiefst düstere und gleichermaßen faszinierende Album zuzulegen, sollte sich die Chance nun nicht noch einmal entgehen lassen.