Ensoph - Opus Dementiae

Review


 

Solltet Ihr dieses Album in die Hände bekommen, plant ein wenig Zeit mit ein, um es in Ruhe zu hören. „Opus Dementiae" (Gordeon Music) ist viel zu komplex, als dass man es auf Anhieb fassen könnte. Die Italiener von Ensoph haben sich mit ihrem zweiten Longplayer jedenfalls alle erdenkliche Mühe gegeben und dem geneigten Fan härterer dunkler Musik einen wahren Leckerbissen nicht alltäglicher Musik kredenzt. 
„Opus Dementiae" besitzt die düstere Atmosphäre eines Moonspell-Albums, die magische Kälte eines Crade Of Filth-Outputs (charakteristische Synthie-Klänge sowie einige Gesangsstellen nähren diese Assoziation), den avantgardistischen Zauber einer Das Ich-Platte und lässt im Großen und Ganzen keine Vergleiche zu. Gothic, Elektro, Industrial, EBM und Black Metal sind die Ingredienzien, aus denen die 10 Songs erschaffen wurden, davon einer als Remix von Bruno Kramm (Das Ich). Ein Song ist nicht nur ein Song, vielmehr besteht nahezu jeder Track aus verschiedenen kunstvoll arrangierten und ineinander verwobenen Themen; hier angereichert mit Samples, Sythieflächen und leichten Störgeräuschen, dort verfeinert mit folkloristischen Perkussions, Flöte, druckvollen Beats, künstlichen und organischen Klängen sowie harschen Metalriffs. Der Gesang klingt abwechslungsreich wie die Musik; mal ist er nur heiseres Krächzen und Flüstern, unheilschwangeres Sprechen oder lautes Kreischen, dann wieder klares Singen. Ruhe trifft auf Sturm, Harmonie begegnet tiefer Depression: Das gesamte Album ist wie der Soundtrack zu einem Albtraum, in dem es einen nach überstandenem Unheil von neuem in die Nähe des Abgrunds zieht. Ensoph haben mich nachhaltig beeindruckt, denn „Opus Dementiae" klingt progressiv, auf eine eigene Art berührend und trotz aller Klüfte nicht sperrig oder zerrissen. Wer sich darauf einlässt, wird mit Sicherheit nicht enttäuscht.