Destrage – The King Is Fat’N’Old



Stil (Spielzeit): Alternative Melodic Death/Thrash Metal (44:48)
Label/Vertrieb (VÖ): Coroner Rec./Twilight (04.10.10)
Bewertung: 5,5/10

Links: http://www.destrage.com
http://www.myspace.com/destrage

Vor nicht einmal anderthalb Jahren schlugen die Italiener von DESTRAGE in meinem CD-Player ein. Ihre Mischung aus Death und Thrash knallte modern, abwechslungsreich mit kleinen Alternative-Elementen aus den Boxen. Diese brachiale Mixtur, die mit Humor dargestellt wurde, ließ die Erwartungen steigen, was der Bande Neues einfallen würde. Der Albumtitel lässt zumindest darauf schließen, dass Augenzwinkern nicht verboten ist.

Zwiespältig. Ein hintergründiges „Hey, hey" kündigt der Masse an Zuhörern harte Partymucke an. „Double Yeah" startet einerseits mit heftigen Vocals in mehreren Höhenlagen und starken Riffs, die aber abschnittsweise ein bisserl kompliziert werden. Dagegen hätte ich grundsätzlich nichts, aber schon zu Beginn wird diese „Progressivität" ein Streitfall – und da spreche ich noch nicht von den spanischen Gitarren, die den zweiten Song eröffnen.
Während am Anfang noch aus vollen Rohren geballert wird, wenn auch mit etwas übertriebenen Rhythmenwechseln (und das sagt jemand, der NECROPHAGIST gut findet), flechtet sich in „Twice The Price" schon ein Schoko-Chorus ein, der den Alternative-Faktor in die Höhe treibt. Doch anschließend wird's richtig poppig. Bei dem Stück „Jade's Place", von dem auch mittlerweile ein Video existiert, war mein erster Gedanke eine Studentenparty in einem Alternative-Schuppen, in welchem die junge Meute hüpfend lauthals von Motherf***rn grölt. Stilistisch zwischen MARILYN MANSON, ANDREW W.K. und keine Ahnung, ist dies ein netter Partysong, der höchstens mit der Frickelei am Ende den Ottonormalbürger kopfschütteln lässt.

Im weiteren Verlauf der Platte wiederholen sich einige Merkmale wie harte Todesriffs und ein catchy Refrain, der ab und zu nach Anbiederung mit der großen Masse schmeckt. Das Manko ist – etwas deutlicher ausgedrückt – dass auf der einen Seite mit knallharten Salven, einem Haufen Breaks und schnellem Axthalsbearbeiten das unbestreitbare Können der Band präsentiert wird. Auf der anderen Seite kommt dann ständig ein Chorus oder einfach ein ruhiges Zwischenspiel, das einen hohen Gemütlichkeitsgrad hat im Sinne von: „Nett, und kenne ich – glaube ich – irgendwoher."
Die Spaßvögel bestellen zu Beginn von „Home Made Chili Delicious Italian Beef" zwar Salami, servieren dann aber eher Grießbrei mit Brocken – will heißen, eben beschriebene Kombi aus Blutwurst und Honigbrot. „Panda Vs Koala" hat zwar einen ebenso witzigen Titel, mitten in "Wayout" wird auch plötzlich mal lustiger Rock 'N Roll eingelegt, der allerdings auch zu verfrickelt ist, aber sonst hebt sich auch der vorletzte Song nicht von den übrigen ab. Klingt paradox, aber durch die extreme Vielfältigkeit wirkt kaum ein Stück besonders herausstechend – auch nicht das akustische Abschlussgeklampfe, das „Back Door Reprise" genannt wird.

Wie oben bemerkt, fällt meine Bewertung hier eher zwiespältig aus. Auch nach mehreren Durchläufen weiß ich nicht genau, wie ich die Platte finden soll. Beim ersten Mal Nebenherhören dachte ich nur kurz, dass sich zu dieser unterhaltsamen Scheibe für Freunde härterer Gangart prima feiern lässt. Beim nächsten Mal fielen mir merkwürdig viele Riff- und Rhythmuswechsel auf und das Gehör wusste nicht so recht, ob es bewusst dem komplizierten Musizieren lauschen muss oder einfach nur ulkig wackeln soll. Es ist zumindest nicht nur eine positive Weiterentwicklung des offenherzig gestalteten brutal-modernen Death/Thrash-Albums vom letzten Mal. Einige Songs sind ganz gut, mehrere eingängig ohne hängen zu bleiben... doch insgesamt ist das Album des dicken, alten Königs leider nur „nett".