Amon Amarth - Surtur Rising Tipp


amonamarth-surturrising


Stil (Spielzeit): Melodic Death Metal (48:36)
Label/Vertrieb (VÖ): Metal Blade (25.03.2011)
Bewertung: 10/10

Link: www.amonamarth.com

„Surtur Rising“ ist das mit Abstand beste AMON-AMARTH-Album! Derart abwechslungsreich und vielfältig haben sich die Schweden noch nie zuvor präsentiert.

AMON AMARTH waren ja schon immer eine sehr fleißige Band. Pausenlos auf Tour und pünktlich alle zwei Jahre für ein neues Album im Studio. Persönlich schätze ich dabei alle Alben mit einer geraden Nummer mehr; „The Avenger“, „Versus The World“ und „With Oden On Our Side“ waren jeweils einen Zacken besser als ihre Vorgänger.
Für das mittlerweile achte Studioalbum trifft diese Regel abermals zu, „Surtur Rising“ stellt „Twilight Of The Thunder God“ locker in den Schatten. Gleichzeitig wurde mit dem Zweijahresrhythmus gebrochen – eine wunderbare Entscheidung! Man mag sich gar nicht ausmalen, wie großartig ein AMON-AMARTH-Album sein muss, würden sich die bärtigen Herren vier oder fünf Jahre für ein neues Album Zeit lassen!

Die vorab veröffentlichte Single „War Of The Gods“ eröffnet das Album; Fans wird das Gitarrensolo bereits aufgefallen sein. Im Gegensatz zu „Twilight Of The Thunder God“ wurde diesmal aber kein Roope Latvala importiert, Olavi Mikkonen und Johan Söderberg wechseln sich ab.
„Töck's Taunt“ ist ein Midtempo-Stampfer allererster Güte und derart typisch AMON AMARTH, dass er sich wohl schnell als feste Größe in der Live-Setlist etablieren wird – auch hier gibt es ein flottes Solo von Mikkonen.
„Destroyer Of The Universe“ ist der wohl schwächste Song des Albums, obwohl hier sehr kreativ Eigenkopie betrieben wird. Der Song rast in einem für diese Band krassen Tempo, erinnert dadurch stark an „Asator“ und weist im Refrain eklatante Ähnlichkeit zu „Twilight Of The Thunder God“ auf. Obwohl er im Zusammenhang des Albums ein wenig abfällt, ist „Destroyer Of The Universe“ ein überdurchschnittlich guter Song – und es gibt zwei Gitarrensoli von Söderberg.

Es ist nicht zu fassen: Da schallt ganz eindeutig AMON AMARTH aus den Boxen – selbst wenn man nur zwei Sekunden eines Songs hören dürfte, wäre es sofort als AMON AMARTH, die Viking-Könige aus dem Norden, erkennbar – und dennoch hört es sich vollkommen neu und modern an. Man ist so baff über die vielen guten Soli und Riffs, dass einem beim Headbangen die vor ungläubiger Begeisterung tief hängende Kinnlade ständig auf die Brust schlägt.

„Slaves Of Fear“ ist wieder ein Midtempo-Kracher mit höllisch geilem Groove. Der Beat in den Strophen ist simpel und doch neu und ungewohnt für AMON AMARTH. Und es gibt schon wieder ein Gitarrensolo. Dieser Song wird das neue „Pursuit Of Vikings“, wetten?
Song Nummer fünf „Live Without Regrets“ ist der am meisten nach AMON AMARTH klingende Song des Albums. Groove und Riffs könnten derart auch auf „Versus The World“ vorkommen. Passend dazu gibt es ausnahmsweise mal kein Solo.
„The Last Stand Of Frej“ ist die Ballade des Albums und steht in einer Reihe mit „Under The Northern Star“ und „Hermod's Ride To Hel“. Eine leichte Orchestrierung im Hintergrund unterstützt die melancholische Atmosphäre, außerdem bringt Simon Solomon (COWBOY PROSTITUTES) ein gefühlvolles Solo ein. Obwohl „The Last Stand Of Frej“ ein sehr guter Song ist, wird er den meisten Fans wohl eher als Verschnaufpause in der Mitte des Albums dienen – denn das Gesamttempo von „Surtur Rising“ liegt um einiges höher als in den letzten Jahren von AMON AMARTH gewohnt.
„For Victory Or Death“ drückt das Gaspedal denn auch gleich wieder durch. Bei genauem Hinhören kann man in den Breaks und Fills vernehmen, welches Talent in Drummer Fredrik Andersson schlummert. Im Refrain arbeiten Mikkonen und Söderberg leicht zweistimmig, unterstützt von Streichern im Hintergrund ergibt sich dabei ein interessanter neuer Klang.
„Wrath Of The Norsemen“ hieß auch schon die Live-DVD, der Song erinnert stark an die „With Oden On Our Side“-Songs. Zwei Söderberg-Soli verfeinern den Song, im Mittelteil gibt es einen wunderbaren Shredding-Part, den man gern etwas weiter ausgewalzt gehört hätte.
Zu „A Beast Am I“ trägt noch einmal Simon Solomon ein Solo bei. Ganz dem Titel entsprechend ist dieser Song die böseste Nummer auf „Surtur Rising“ und der wohl schnellste Song, den AMON AMARTH jemals geschrieben haben. Wolfsgeheul und abgrundtiefe Töne von Brüllwürfel Johan Hegg füllen den nachtschwarzen Mittelteil. Ein übergeiler, wahnsinniger Song.
Die letzten anderthalb Minuten der Spielzeit von „A Beast Am I“ gehören nicht zum Song, sondern stellen ein eigenständiges Präludium zu „Doom Over Dead Man“ dar. Mit unverzerrten Gitarren! Man stelle sich das mal vor, dass AMON AMARTH, eine der true-esten Death-Metal-Bands auf diesem Planeten, ein quasi akustisches Instrumental auf einem Album bringen! Ich krieg mich nicht mehr ein.
„Doom Over Dead Man“ bildet einen runden Abschluss für „Surtur Rising“ – sechs Minuten nordmännisch-melancholische Ballade mit Streicherunterstützung und sogar einer kurzen Solostelle für Bassist Ted Lundström.

Die wirklichen Qualitäten von Lundström als Bassist sind dennoch nicht auszumachen – in dieser Hinsicht ist also alles wie immer im Hause AMON AMARTH. Auch über Oberwikinger Johan Hegg gibt es kaum Neues zu berichten; sein Stimmorgan ist die gleiche Urgewalt wie eh und je.
Kudos gehen dafür an Olavi Mikkonen und Johan Söderberg; die beiden haben in den letzten drei Jahren wohl viel geübt und sich zu richtig guten Gitarristen und – was noch viel wichtiger ist – Songwritern entwickelt.

Ein derart großartiges Melodeath-Album hätte wohl niemand von AMON AMARTH erwartet. Qualität ja, aber so astronomisch hoch? Ich ziehe meinen Hut, ohne kann man sowieso besser headbangen. Und das sollte man mindestens zweimal am Tag für mindestens ein halbes Jahr zu „Surtur Rising“ tun. Ob es dieses Jahr noch ein besseres Death-Metal-Album geben wird? Ich glaube nicht.