Tracedawn - Lizard Dusk Tipp

Tracedawn-Lizard-Dusk

Stil (Spielzeit): Melodic Death Metal und noch viel mehr (39:29)
Label/Vertrieb (VÖ): Drakkar (17.02.12)
Bewertung: 8,5 /10

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Mal wieder was Feines aus Finnland, auch wenn es sich nicht wirklich um Unbekannte handelt, denn schon die ersten beiden Veröffentlichungen der Band haben die Metalgemeinde interessiert aufhorchen lassen! TRACEDAWN gehören immer noch zu den „Jungen Wilden", da hat sich nicht viel getan. Das ist aber mit Sicherheit nicht schlecht, denn "Lizard Dusk" steht diese gewisse Wildheit sehr gut. Frisch, energiegeladen und spielfreudig präsentieren sich TRACEDAWN in neuer Konstellation.

Auch wenn der Sound mehr oder weniger eindeutig dem Melodic Death Metal zuzuordnen ist, bietet die neuste Veröffentlichung des finnischen Sextett noch zahlreiche andere überraschende Facetten. Kantige Riffs wechseln sich ab mit melodischen Passagen und kreativen Keyboardeinlagen, begleitet von saftigen, rohen Growls und passend eingesetztem Klargesang. Riffmäßig haben die Herren auch einiges auf dem Kasten und platzieren in fast jedem Song mindestens eine brachiale Nackendröhnung und hier und da zum „Cool-down" ein geschmeidiges Solo. „Lizard Dusk" hat keine Ballade im üblichen Sinne, bietet aber auch nicht ausschließlich pures Geknüppel, sondern eine abwechslungsreiche Mischung. Besonders gut gefällt mir an der Scheibe, dass jedes Lied etwas ganz Besonderes, etwas Eigenes hat und trotzdem irgendwie nach TRACEDAWN klingt.

Für die Growls ist nun der neue Sänger Niko Kalliojärvi zuständig, und der macht seinen Job sehr anständig, klingt angepisst, wenn es angepasst ist und kann ansonsten auch Härte vermitteln, ohne den Sound zu zerstören. Unterstützt wird er dabei von Gitarrist Tuomas Yli-Jaskari, der nicht einfach „nur" clean singt, sondern eine große Bandbreite von kratziger Alternativeatmo bis hin zu schon fast powermetalartigem Gesang zur Verfügung hat. Damit bilden die beiden gesanglich ein scheinbar unschlagbares Team und decken die kompletten gesanglichen Möglichkeiten ab. Da der Gesang nun auf zwei verteilt wurde, ist der Unterschied zwischen „sauber" und „dreckig" natürlich auch noch deutlicher zu hören, und das bringt „Lizard Dusk" im Vergleich zu den Vorgängern auf ein höheres Level!

Gemeinsam mit den hervorragenden musikalischen Leistungen der anderen, stehen TRACEDAWN somit praktisch alle musikalischen Türen offen. Sie haben sich ihren eigenen wilden, aber nicht chaotischen Sound gebastelt. Die Genialität, die sich daraus ergibt, gipfelt dann in Songs wie „Thanks For Asking , I'm Just Obsessed", einem schnellen, thrashig anmutenden Stück mit traumhaften Gitarrenmelodien, plätschernden Keyboardsounds und einem unglaublich mitreißenden Drive. Ebenso das beeindruckende „You're Fired", welches sich hochschaukelt zu einem majestätischen Klangmonster, das dich in die Knie zwingt... gleiche oder ähnliche Lobeshymnen kann ich auf jeden beliebigen Song der Platte singen, da diese Scheibe keinen Ausfall hat und auch nach gefühlten 100 Mal Hören kein bisschen langweilig geworden ist.

Ein weiteres Beispiel dafür, dass Finnland in Richtung musikalischer Früherziehung irgendwas besser macht als alle anderen.