Allegaeon – Formshifter

allegaeon-formshifter

Stil (Spielzeit):
Melodic Death Metal (52:58)
Label/Vertrieb (VÖ): Metal Blade ( 04.05.2012)
Bewertung: 6,5 /10

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ALLEGAEON haben mit „Formshifter" ein erstklassiges Werk abgeliefert, zumindest handwerklich. Auch wenn es nichts Neues ist, aber die Jungs aus USA können derbe geil Gitarre spielen! Technisch auf höchstmöglichem Niveau, rasend schnell und noch dazu eine Vielfalt an drückenden Riffs, massig Melodien und traumhaften Soli. Musikalisch ist „Formshifter" so abwechslungsreich, dass man das Album kaum nach weniger als fünf Durchläufen komplett erfassen kann und zu Anfang richtig erschlagen ist.

Die (brutal getriggerten) Drums jagen dich per Lichtgeschwindigkeit durch die Songs, während die genialen Gitarrenparts an dir vorbeifliegen und du kaum einen Moment richtig greifen kannst. Schon der erste Song „Behold (God I Am)" überfährt mich förmlich mit einer solchen Vielfalt, dass man locker zwei Songs daraus machen könnte. Stimmlich gibt es ebenfalls gar nichts zu meckern: Angepisste Drohgebärden treffen auf hasserfüllte Kreischer, alles top!

Aber die Drums sind fragwürdig verewigt, auch wenn es sogenannter „technischer Death Metal" ist. Wenn die Drums den schönsten Part versauen, dann ist das kontraproduktiv. Das „Formshifter" trotzdem mächtig Spaß macht, liegt an den vielen guten Ideen, die ALLEGAEON umgesetzt haben. (Und wahrscheinlich auch daran, dass einem der Klang irgendwann vertraut ist..., ob das gut und wünschenwert ist, sei mal dahingestellt.)

Da werden einfach alle Instrumente mitten im Song gestoppt, um dem Bass fünf Sekunden alleine zu gönnen. Da wird plötzlich mit mächtigen Refrains gepunktet („The Azrael Trigger") oder ein Akustikpart zum Niederknien eingebaut. Allerdings ist die Produktion nicht differenziert genug, um ALLEGAEON den Druck und vor allem den Raum zu geben, den sie eigentlich selbst mit ihrem Sound erzeugen. Die Songs könnten um einiges mächtiger sein, lediglich der laut gestellte Bass passt zu meinen Vorstellungen von einer gut produzierten Platte.

Ein weiterer Punkt ist das Tempo. Nix gegen schnell, nix gegen Geknüppel, aber ALLEGAEON versauen sich selbst manch epischen Moment, wenn sie die genialsten Parts zu schnell (wenn auch einwandfrei und sauber) spielen. Bevor man „...ja, das ist mal ein geiler Moment..." zu Ende gedacht hat, da ist er auch schon vorbei. Momente wie das wunderschöne, depressive und wehmütige spanische Gitarrenoutro bei „Icon Images" sind leider die Ausnahme, zeigen allerdings, was noch an Mehrwert drin gewesen wäre.

So ist „Formshifter" ein aggressives, kaltes Wuchtgeschoss geworfen, was auch nicht schlimm ist... aber mit etwas mehr Liebe zur Produktion und sorgfältigerer Ausarbeitung des Sounds eventuell noch fetter eingeschlagen wäre.