Atrocity - Okkult Tipp

Atrocity - Okkult
    Death Metal

    Label: Napalm Records (Universal)
    VÖ: 26.04.2013
    Bewertung:9/10

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ATROCITY beziehen sich wieder mehr auf ihren Bandnamen, ihre starken und ehrenwerten Death Metal Wurzeln und hauen mit dem ersten Teil der „Okkult" Trilogie eine Platte raus, die ich den Ludwigsburgern so gar nicht mehr zugetraut hätte. Unterstützung für ihr okkultes Vorhaben erhalten ATROCITY vom Lingua Mortis Orchester, welches unter der Leitung von Victor Smolski (RAGE) musiziert. Gemeinsam wurde ein bombastisches, vielfältiges Album geschaffen, das unterschiedliche Musikfans begeistern wird. Ich fühle mich extrem gut unterhalten, wie schon lange nicht mehr, und bin jetzt schon mächtig gespannt auf die Fortsetzung.

Eingebettet in schaurige Hörspielmomente begeistert „Okkult" mit zwölf starken Songs, die abwechslungsreicher und doch in der Zusammenstellung nicht passender hätten sein können. Über jedem Song thront die einzigartige Stimme von Sänger und Produzent Alex Krull, der sehr angenehm biestig durch die Stücke krächzt und growlt. Es wird kräftig am akustischen Ohrfeigenbaum gerüttelt und gerade Fans der alten, harten Alben kommen mit „Okkult" auf ihre Kosten.

Für die Tanzfraktion liefern ATROCITY den deutschsprachigen Stampfer „Satansbraut" mit kurzen Knarzriffs auf tanzbarem Takt. Schön, wenn ein Sänger beide Tricks kann und Deutsch genauso gut singt wie Englisch. Mir gefallen besonders die Death Metal Groovemonster wie das ständig von Prügelattacken unterbrochene und herrlich scheppernde „Masaya (Boca Del Infierno)", der stimmungsvolle, mit Chören unterlegte Opener "Pandæmonium" oder das komplett auf Vollgas laufende „Death By Metal". Bei „Necromancy Divine" schaffen es ATROCITY über ganze sieben Minuten, die Spannung im Song zu halten. Die Mischung zwischen blutrünstigem Geschreie und akzentuierten femininen Geisterchören harmoniert perfekt bis zum plötzlichen Abbruch, dem ein grimmiges Flüstern folgt und dann ein langsamer Wiederaufbau des Stückes. Doubelbass walzt den Hörer nieder, während bizarre Gitarrentöne einen epischen Sound basteln. Das ist leidenschaftlicher, kompromissloser Metal, der perfekt in das okkulte Konzept passt.

Auch lyrisch hat sich die Band nicht lumpen lassen und sich bei der Bandhymne „March Of The Undying" ihrer eigenen Bandgeschichte gewidmet. Mystische Prophezeiungen, die Mythen der Antarktis oder einen Song über die Hexe „La Voisine", die im 17. Jahrhundert ihr Unwesen treibt, wurden ebenfalls auf „Okkult" vertont. Die genialen „Geräusche" in und zwischen den Stücken gehen auf das Konto von Katie Halliday, einer kanadischen Sound Designerin (u.a. Saw V", „Saw VI", „Saw 3D (VII)", „The Devil's Carnival" oder „Todd and the Book of Pure Evil").

ATROCITY haben wirklich an alles gedacht: Tolle Songs mit Biss und einer hohen Hitdichte, ein opulentes Orchester, eine erfahrene Sound Designerin und nicht zuletzt die erste Metal Schatzsuche überhaupt! Ja, richtig gehört, eine Schatzsuche! Es gibt keinen schnöden Bonustrack zu „Okkult", stattdessen werden ATROCITY je einen Song an einer okkulten Stätte verstecken. Zum ersten Teil der Trilogie wird das ein Ort in Europa sein, alle Original Recording Tracks und Mixe werden zerstört, so dass der Fund tatsächlich einzigartig ist und keine Aufnahmen vorhanden sind, bis jemand den Schatz findet. Hinweise gibt es im Booklet der Limited Edition Digipak Ausgabe.

Es freut mich wahnsinnig, dass mit ATROCITY weiterhin zu rechnen ist und die Band ein derart innovatives und detailverliebtes Album veröffentlich hat! „Okkult" ist tatsächlich besonders und einzigartig.