Deserted Fear - Drowned By Humanity Tipp

Deserted Fear - Drowned By Humanity
    Death Metal

    Label: Century Media
    VÖ: 08.02.2019
    Bewertung:10/10

    Deserted Fear


Für mich sind sie eine der besten Death Metal Bands unserer Neuzeit und geben mir die Hoffnung, dass guter Death eben nicht sterben wird. Die Rede ist von den Thüringern DESERTED FEAR. So lang ist die Vita des deutschen Trios noch nicht wirklich, knappe zehn Jahre gibt es sie erst, und denn lehren sie ihre Kollegen so dermaßen das Fürchten. Vor einiger Zeit schon haben sie den Death-Metal-Underground verlassen – und legen jetzt mit "Drowned By Humanity" nach.

DESERTED FEAR – Etwas Bandgeschichte

Nach der Gründung 2007 avancierte das erste DESERTED FEAR Album "My Empire" 2012 überraschend zum Quotenhit. Plötzlich spürten Fans und Death-Metal-Verfechter das Potential der Band. Dadurch wurde ihnen die Rolle als die "Zukunftstalente des Death Metals" mutmaßlich auf den Leib geschneidert und bis heute – zum vierten Album "Drowned By Humanity" – haben die Eisenberger alles Menschenmögliche in dieses Projekt gesteckt, um ihrer Rolle gerecht zu werden. Mit Erfolg.

"Wir sind da hineingewachsen", erinnert sich Gitarrist Fabian Hildebrandt an das überraschende Interesse. Nach "My Empire" war nicht nur Disziplin gefragt, sondern auch das Erfüllen der eigenen Erwartungshaltung: "Du hast die Sache einmal angefangen und jetzt willst du sie so fortsetzen, dass du selbst zu 100 Prozent damit zufrieden bist. Das ist wie mit einem eigenem Kind, nichts anderes", verdeutlicht Sänger Manuel "Mahne" Glatter.

In einer Strebsamkeit, die ihresgleichen sucht und wovon sich manch andere Band eine Scheibe abschneiden könnte, brachten die Jungs in fünf Jahren drei starke Alben raus und wuchsen so zu einer der größten Death-Metal-Bands Deutschlands. Trotzdem sind die Thüringer immer noch zu 100 Prozent eine waschechte Do-It-Yourself-Band, die ihre Alben sogar selbst aufnimmt. Diese "Ärmel-hoch"-Mentalität brachte sie wahrscheinlich weiter, als sie es je für möglich hielten. Man möchte beinah hochnäsig die Behauptung aufstellen: Da musste erst diese deutsche Metalband kommen, um Swedish Death Metal wieder international salonfähig zu machen.

Mit ihrem letztem Werk "Dead Shores Rising" ist das Trio sogar in die Top 50 der deutschen Album-Charts geschossen, was nicht nur an der sympathischen Art der Jungs liegt, sondern auch an ihrem ununterbrochenem Touren, egal ob sie dabei im Gepäck von beispielsweise MORBID ANGEL mitgeschleppt wurden oder mit eigenen Headlinertouren. Die Jungs rackern und rocken sich Live echt den Arsch wund – und das kommt an.

"Drowned By Humanity" – Die Band im Hier und Jetzt

Die neue Scheibe "Drowned By Humanity" beweist ein weiteres Mal, dass DESERTED FEAR kein One-Hit-Wonder sind und sich die Drei stets weiter entwickeln können und auch wollen. Album Nummer vier lebt von einer tiefschürfenden Schwere, zeigt aber zugleich offene Weiten. Erstmals setzt das Dreiergespann auf Gefühl und baut so einen interessanten Kontrast zu gewaltigen Groove-Gewittern auf. Freiraum, der dem Trio gut steht und dem Werk gut tut.

Die neu gewonnene Abwechslung ist nicht nur treffender und fesselnder, sondern auch gleichzeitig kerniger und rotziger. Teilweise klingt etwas Traurigkeit durch, aber niemals Hoffnungslosigkeit. Das Trio hat Flächen geschaffen, die zum Denken anregen. Und das sollen sie auch: Lyrisch hinterfragen die Drei die Gesellschaft. Umwelt, Untergang und Aufbruch – das sind zentrale Themen, frei nach dem Motto: Man kann viele kleine Dinge tun, um die Welt ein Stück besser zu machen. In einem geradezu tobenden Sturm erinnern DESERTED FEAR an Naturschutz, mahnen die Unachtsamkeit der Menschen in einer modernen Gesellschaft. Die jugendliche, wilde Freiheit ist ihnen dabei geblieben, nur übernimmt erwachsene Ernsthaftigkeit jetzt das Steuer. 

Unterstützt wurden DESERTED FEAR bei ihren Arbeiten für "Drowned By Humanity" von dem schwedischen Produzenten Henrik Udd, der auch schon Hand an Werke von IN FLAMES, AT THE GATES, SOILWORK oder auch ARCH ENEMY gelegt hat und dadurch einiges an Wissen über den typischen Schwedensound mitbringen konnte. 

Nach Aussagen von Sänger Mahne ist auch sein sein kleiner Sohn nicht ganz unschuldig an dem 'frischen' Sound der Band. Die Band fühlt mehr denn je, dass das kleine Wunder ihnen eine "unglaubliche Begeisterung und Lebensfreude" schenkt. "Jeden Tag in ein Kindergesicht zu schauen und es wachsen zu sehen, das lässt dich alles andere vergessen, das steht einfach über allem."

Fazit

Die eigentliche Gefahr, die ich mittlerweile stets über DESERTED FEAR wie ein Damoklesschwert hängen sehe, ist, dass alles zu schnell geschieht und damit Gefahr laufen könnte, zu schnell zu verblassen. Aber "Drowned By Humanity" ist eine markerschütternde Frischzellenkur! Ein neues Leben, ein neuer Geist für DESERTED FEAR. Das neue Werk lässt den Hörer das Kind in einem fühlen, immer wenn die Erwachsenenwelt aufs Gemüt drückt. Wieder mit voller Kraft und endloser Energie in neue Welten vorstoßen, die allein aus faszinierender Kreativität erschaffen werden.

„Drowned By Humanity“ gehört jetzt schon für mich zu DEN Alben des noch jungen Jahres 2019.

 

LINE-UP:
Fabian Hildebrandt – Guitars
Manuel Glatter – Guitars/ Vocals
Simon Mengs – Drums