Diorama - Even The Devil Doesn´t Care

Diorama - Even The Devil Doesn´t Care
    Dark Wave / Electro Pop

    Label: Accession Records
    VÖ: 25.01.13
    Bewertung:7/10

    DIORAMA OFFICIAL


Zwei Jahre nach dem Vorgänger "Cubed" veröffentlichten DIORAMA um Mastermind Torben Wendt mit "Even The Devil Doesn´t Care" ihr nunmehr achtes Studioalbum. Dabei wartet die Band, die in ihrer 17-jährigen Bandgeschichte schon so manchen musikalischen Wandel vollbrachte, auch hier mit einer neuen Tiefe und einem neuen Blickwinkel sowie die in ihrer Musik und den Texten allgegenwärtige Melancholie auf.

"Even The Devil Doesn´t Care" ist seit langem der härteste Brocken, der in meiner Anlage gelandet ist. Die Texte, die Musik, das Artwork spiegeln die durch den Bandnamen bereits angedeutete Dreidimensionalität wider, auch ist es die erklärte Intention der Band, "to build musical showcases for listeners, dancers and thinkers. And melancholics". DIORAMA machen also Musik, bei der der Hörer selbst bestimmten kann, wie tief er eintauchen möchte und wie stark er sich mit dem musikalischen Komplex auseinandersetzen möchte.

Mir erscheinen manche Songs beim ersten Hören leicht und "bequem", wiegen jedoch von Mal zu Mal schwerer und werden gar "unbequem", wobei es den umgekehrten Fall natürlich auch gibt.
"Maison Du Tigre" ist der erste Titel der Scheibe und offenbart gleich den Facettenreichtum, welchen man die nächste Stunde erleben darf. Und "darf" ist der richtige Ausdruck - ist es doch ein Glück, dass es in der weit gefächerten Sparte der elektronischen Musik auch immer wieder aufleuchtende Acts gibt, die sich nicht, wie leider so viele, nahe an der Grenze zum belanglosen Mainstream und klischee- und kitschtriefenden Elektroschlager bewegen, sondern von dieser Grenze ein wohltuendes Stück entfernt bleiben und dennoch wunderbar emotionale Musik liefern.

Der Opener ist tanzbar und lebt durch das Spiel verschiedener Melodiespuren, die sich übereinander legen. Sowohl rockige Elemente, als auch melodische Keyboards werden durch Torben Wendts schönen und eigenen Gesang verbunden. Textlich und musikalisch sticht vor allem der Chorus ins Auge: "Mother nature lost her child / there´s no earth beneath my feet / all the times I´ve played it wild / have left my story incomplete / now I´m here to end the show / with no more promises to keep / no faith to be repaid and no / more miles to go before I sleep".

Generell ist es schwer, hier Vergleiche anzustellen á  la "klingt wie Band XY", denn auch die Einordnung in ein bestimmtes Genre gestaltet sich nicht leicht. Elemente aus Rock, Alternative und Progressive in Verbindung mit typischen Electro Pop- und Dark Wave-Stilmitteln... wirklich gelungen.
"Hope" hinterlässt bei mir ziemlichen Eindruck, denn die Musik ist zwar leicht und animiert erneut zum Tanzen, der Text, der vom Sinn der Hoffnung handelt, ist jedoch sehr melancholisch. Bildlich kann man sich hier also Atlas vorstellen, wie er die Last des Himmelsgewölbes auf seinen Schultern trägt und doch leichtfüßig tanzt.

"The Scale" ist mein Favorit auf dem Album. Der Text handelt von unserem alltäglichen Konkurrenzkampf, von einer Comeptition, an der eigentlich so niemand teilnehmen wollte und aus der es auszubrechen gilt. Sarkastisch wird der Hörer aufgefordert, das Rennen zu ignorieren und stattdessen zu feiern, wobei in der letzten Zeile die Ermahnung steht, nicht mit leeren Händen zu kommen. Die Melodie und die Keyboards strahlen eine unheimliche Dynamik aus und tolle Effekte. Torben Wendts Stimme tut ihr Übriges, um im Kopf zu bleiben.

"My Favourite Song" ist der Song, der den Zugang am schwersten macht und beim Hörer stark polarisieren wird. Viele Klangwelten überlagern sich und werden für mich zu einem Konstrukt, zu dem sehr gut das Bild des Waldes von Katharina Schellenberger passt, die in Zusammenarbeit mit der Band die Bilder des Artworks lieferte - die sich, ebenso wie die Musik, eben nicht auf den ersten Blick erschließen.
"Summit" beginnt sehr tröstlich mit sanfter Melodie und samtweichem Gesang. Eine schöne Pianomelodie trägt den ganzen Song, jedoch trifft der Text, der sehr nach Abschied klingt, durch die Sanftheit umso mehr mit aller Wucht in die Mitte.

"Anthrazit und Weiss" ist ein unbedingter Anspieltipp, denn der einzige auf Deutsch gesungene Song hat es in sich. "Lass Hand in Hand uns um die Häuser ziehen / vorbei an Wirklichkeit gewordenen Utopien / die aufmarschieren stolz in Reih´ und Glied / stilgerecht in Weiß und Anthrazit", diese Zeilen sprechen für sich und auch die Melodie verleiht dem ganzen eine Mordskraft!

Die an manchen Stellen sehr hoch gesungenen Passagen in Verbindung mit den Melodien sind mir manchmal ein wenig zu viel ("When We Meet Again In Hell"), jedoch wird hier generell wahrhaft tolles Material abgeliefert. Leider fehlt mir die Erfahrung der letzten Alben, um mich dem Brocken mehr anzunähern. Generell mag ich es jedoch, wenn man bei jedem Hören neue Dinge entdeckt und sich der Inhalt eines Albums einem nicht sofort entgegenwirft.

DIORAMA sind dieses Jahr u.a. auf dem M´ERA LUNA FESTIVAL zu erleben.