Angelzoom - s/t (Re-Release)



Stil (Spielzeit): Dark Wave/Ambient/Electro/Gothic (73:13)
Label/Vertrieb (VÖ): Metal Mind Productions (11.10.10)
Bewertung: 7,5/10

Link

Für das Label Nuclear Blast war und ist eine Band wie ANGELZOOM recht ungewöhnlich, da Metal auf dem selbstbetitelten Debüt gar nicht vorkommt. Trotzdem veröffentlichte die Donzdorfer Plattenfirma 2004 dieses amtosphärische Gemisch aus Wave, Ambient, Electro und Gothic, das nun von Metal Mind Productions wiederveröffentlicht wird und gleich mit sechs Bonustracks aufgestockt wurde. So kommt "Angelzoom" 2010 auf die stolze Anzahl von 21 Tracks.

Hauptinitiatorin von ANGELZOOM war Claudia Uhle (eigentlich Sängerin bei der Popband X-PERIENCE). Mit "Angelzoom" veröffentlichte sie ein Album voll süßer Atmosphäre, elektronischen Spielereien, balladesken Songs und einer großen Portion Soundtrack-Feeling. Als Sängerin macht sie ihren Job sehr gut, ihre Stimme ist wunderschön, wenn auch leider teils stark mit deutschem Akzent behaftet (nicht nur einmal wird aus einem "th" ein "s"). Das selbstbetitelte Debüt ist reich an Höhepunkten für die, die es ein wenig ruhiger und entspannter brauchen.

"Turn The Sky", der erste Song, der mit Unterstützung von APOCALYPTICA aufgenommen wurde, gefällt z.B. auf Anhieb durch eine leicht melancholische, wunderschöne und entspannte Stimmung sowie einen Refrain, der sich auch bei einem Projekt wie GREGORIAN gut machen könnte (übrigens ein Merkmal, das auf "Angelzoom" noch öfter zu erkennen ist, beispielsweise bei dem verträumten "Back In The Moment" feat. Joachim Witt). Die verträumten Ambient-Sounds klingen wie in den Liner Notes beschrieben tatsächlich wie ein Soundtrack zu einem noch nicht gedrehten Film und strahlen eine ganz eigene Faszination aus. "Otium" beispielsweise könnte auch von ENYA stammen und vermittelt Winter- und Weihnachtsfeeling, "Guardian Angel" ist ein sehr stimmungsvoller Song voller Liebe und Gefühl, reine Instrumentalnummern wie "Bouncing Shadows" bringen Abwechslung in die atmosphärische Scheibe und sorgen für fließende Übergänge zwischen den fast durchweg hochklassigen Songs.

ANGELZOOM haben (oder hat) auch drei Coverversionen auf ihrem Debüt verewigt, am spannendsten ist die ungewohnte Version von LINKIN PARKs "Crawling", das eine interessante Interpretation des Originals darstellt und vor allem im dramatischen, tieftraurigen Refrain eine ganz neue Ebene betritt. Neben Joachim Witt und APOCALYPTICA haben auch miLù (MILA MAR) und Musiker der INCHTABOKATABLES und LETZTE INSTANZ (von denen auch ein Lied gecovert wurde) an "Angelzoom" mitgewirkt.

Unter den sechs Bonustracks finden sich ein Song des Mega-Kinoflops "Alone In The Dark" ("Peace Of Mind"), "Fairyland" in mehreren Versionen inkl. Videoclip und die beiden Non Album-Tracks "Sapphire Sky" und "The World Between". Damit ist quasi die komplette "Fairyland"-Single als Bonus enthalten, Metal Mind haben es aber leider wieder mal verpasst, noch mehr Bonusmaterial (z.B. die Songs der "Back In The Moment"-Maxi) auf die CD zu packen.

Das Debüt, ist nach wie vor eine unheimlich schöne Sache, die perfekt zur aufkommenden Vorweihnachtszeit passt und ein wenig Tuhe ins hektische Leben bringt. Wer das Album noch nicht besitzt und Wert auf die gewohnte goldene CD, eine Limitierung von 2000 Stück und das Digipack mit Linernotes legt, sollte hier zugreifen.

Mehr Gothic Rock / Dark Wave Reviews