ASP - GeistErfahrer EP Tipp


ASP-Geisterfahrer

Stil (Spielzeit): Gothic Rock (37:58)
Label/Vertrieb (VÖ): Trisol Music Group/Soulfood (16.11.12)
Bewertung:
8,5/10


ASPs Welten / Facebook

Zunächst noch fremd und doch unheimlich vertraut, so kann man das Gefühl beschreiben, wenn man das neueste Werk von ASP vor sich hat und zum ersten Mal auf „Play" drückt...

Die „Gothic Novel Rock"-Band ASP um Frontmann Alexander F. Spreng begab sich auf den Weg zu neuen Ufern, nach Abschluss des fünf Studioalben umfassenden „Schmetterlingszyklus", einer eigenen Interpretation der Sage um Krabat, (Unplugged-) Tourneen und dem für viele Fans schmerzlichen Ausscheiden des Gründungsmitglieds, Produzenten und Gitarristen Matthias Ambré und dem erst vor kurzem bekannt gegebenen Weggang von Schlagzeuger Oliver „Himmi" Himmighoffen.
Das 2011 erschienene Studioalbum „fremd" war der erste Streich, dem nun der nächste in Form der EP „GeistErfahrer" folgt. Anders als der „Schmetterlingszyklus", welcher vor allem von der Veränderung und Vergänglichkeit handelte, spielt der „Fremder-Zyklus" vor allem auf das Anderssein und das Sich-Fremd-Fühlen in der Gesellschaft an, wobei wie gewohnt auch viel Platz zur Eigeninterpretation bleibt.

Der Opener und Titeltrack haut mich vor meinen Lautsprechern echt um. Treibende Elektrobeats, zu denen sich immer schneller werdende, krachende Gitarren gesellen, gepaart mit ASPs eigenwilligem Gesang, machen wirklich Bock auf das Album. Opernhafter Gesang und eine ASP'sche Melodie runden gemeinsam mit den treibend gesungenen Refrainzeilen „Doch du, kehr um, kehr um, kehr um!" den Song ab.

Zunächst etwas ruhiger geht es mit „in Sack und Asche" weiter. Dabei ist besonders das gelungene Artwork zu erwähnen. Generell wäre ein ASP Album undenkbar ohne ein zu Ende gedachtes Artwork, doch hier fällt auf, dass eine höhere Anzahl an Künstlern für das Artwork verantwortlich zeichnet und die einzelnen Umsetzungen stark voneinander abweichen. Obwohl ein roter Faden in der Thematik erkennbar ist, stehen die Songs für sich.
Der zweite Song erinnert an eine Ballade, bei der Klavier- und Cembaloparts neben dem Gesang stehen. Der Text zeigt sich geprägt von allerlei Wortspielen und kritisiert vermeintliche Dichtkunst. Ein sehr rockiger Refrain lässt bemängelnde Stimmen, die im letzten Album zu viele Elektrosounds gehört zu haben meinten, an Boden verlieren. Mein Hightlight ist die letzte Strophe, bei dem ein ruhiger Part mit opernhaftem, epischem Gesangspart zunächst immer lauter mit E-Gitarren untermalt wird, um dann nach einem kurzen Cembalopart wiederum in den Refrain umzuschwenken – tolles Arrangement!

Zum Song „ÜberHärte" enthält das Layout zwei eingerahmte Portraits eines sich langsam versteinernden ASP. Der Song wird wohl live auf der bereits abgeschlossenen „GeistErfahrer"-Tour die Menge zum Toben gebracht haben. Der Refrain hat zwar Ohrwurmcharakter, ist mir jedoch nach den beiden vorhergehenden Songs insgesamt etwas zu flach.
„Carpe noctem" hingegen ist ein gelungener, solider Gothic-Rock-Song und eine Liebeserklärung an die Nacht, das „Paradies auf Erden". Auf Festivals der schwarzen Szene, wie dem M´ERA LUNA, für das ASP bereits bestätigt sind, wird dieser Song wohl eine tolle Atmosphäre erzeugen.
„Weichen[t]stellungen (GeistErfahrer Reprise)" nimmt, wie im Titel bereits erwähnt, das Hauptmotiv des ersten Songs auf, baut ordentlich Druck auf und wird so zu meinem zweiten Lieblinggsstück der Platte. Gewohnt ironisch kritisiert wird der Drang, Contenance zu wahren, keine Schwäche zu zeigen und sich der Allgemeinheit anzupassen. Lutz Demmler (ehemals UMBRA ET IMAGO) ist übrigens für Matze Ambré bei ASP eingestiegen und sorgte mit ASP für die Arrangements.

„Danach", der letzte Song der Platte und auf dem Bookletrücken optisch von den anderen abgegrenzt, ist geprägt durch akustische Gitarren und erzeugt ein wenig „Endzeitstimmung". Auf ASPs mehrmalige Frage „Wann kommt der Winter?" setzen nach der Hälfte des Songs elektrische Gitarren in ein Solo ein. Mit dem Satz: „Wenn alles stirbt, dann stirbt auch endlich deine Angst..." verklingt das Album und entlässt mich ein wenig nachdenklich und melancholisch, aber auch in meinem "Fansein" bestätigt.