Battle Beast - Steel Tipp

Battle Beast - Steel

Stil/Spielzeit: Melodic Metal/traditioneller 80er Jahre Metal (45:57)
Label/Vertrieb (VÖ): Nuclear Blast (27.01.2012)
Bewertung: 8/10

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Oh scheiße, noch mehr Klischees auf einmal gehen wohl nicht! Das von einem metalbegeisterten Drittklässer gezeichnete Cover zeigt den Kampf eines Löwenmenschen gegen einen Roboter, neben dem einfallsreichen Albumtitel "Steel" begeistern auch die Songs mit Titeln wie "Enter The Metal World", "Justice And Metal", "Iron Hand" und "Die-Hard Warrior", die Lyrics strotzen vor Begriffen wie "steel", "fight", "metal" und "machine", die Promofotos zeigen ein durchgestyltes, böse drein guckendes Sextett in stählernen Posen mit Ketten, Plattenpanzern und Lederhandschuhen. Peinlich? Absolut. Und trotzdem geil!

Die finnischen Hopefuls BATTLE BEAST, deren Debüt nun via Nuclear Blast auch außerhalb Finnlands erhältlich ist, besitzen nämlich etwas, das sie derbe von anderen Kapellen unterscheidet: Eine Sängerin namens Nitte Valo, die mehr Eier in der Hose hat als der Großteil ihrer männlichen Kollegen zusammen - und das, obwohl sie eine Frau ist. So herrlich rockig und wie eine Mischung aus Chris Boltendahl und Udo Dirkschneider in weiblich (obwohl das Feminine nicht immer rauszuhören ist) klingt keine andere Sängerin, selbst unter den männlichen Kollegen muss man lange suchen, um eine ähnlich raue und technisch so gute Stimme zu finden. Es ist hauptsächlich der Verdienst von Nitte, dass die Songs auf "Steel" funktionieren und nicht ins Lächerliche abdriften. Mit ihrer rotzigen Stimme wirft die Frontfrau ein gewaltiges Pfund in den Raum, das die Nummern eine ganze Ecke härter und kantiger macht, als es die Mischung aus traditionellem Achtziger-Stahl und typisch finnischem, schnellem Melodic Metal (inklusive Keyboards) erahnen lassen würde. Dabei gibt sich die Band wirklich alle Mühe, "Steel" auf der instrumentalen Ebene im besten Licht zu präsentieren: Die Gitarristen Juuso und Anton riffen und solieren punktgenau auf ihren Sechssaitern und füllen jede Lücke mit quietschenden Leads, die Drums von Pyry sind selten allerhöchste Schlagzeug-Kunst, aber druckvoll, effizient und kraftvoll, Janne setzt mit Keyboards und Orchestersamples mal Akzente, mal steht er kurz davor, ganze Passagen mit süßlichem Pomp zuzukleistern, und Eeros dominantes Bassspiel ist vielleicht sogar etwas zu sehr in den Vordergrund gemischt. Und dann kommt Nitte mit ihrer Reibeisenstimme und sorgt dafür, dass selbst ultrakitschige Passagen richtig cool klingen.

Die Refrains und Melodien von "Enter The Metal World", "Show Me How To Die", "Armageddon Clan" und "Steel" bohren sich tief in die Gehörgänge, ohne dass man etwas dagegen unternehmen kann - und dabei sind sie ziemlich cheesy und simpel. Aber eben trotzdem erstaunlich hörenswert und eingängig und im Falle von "Iron Hand" auch mal majestätisch erhaben. Dazwischen machen sich auch kurze Uptempo-Hymnen wie "Die Hard-Warrior" und "Justice And Metal" mit deutlichem Hard Rock-Einschlag, das überraschend abwechslungsreiche, epische "The Band Of The Hawk" und die schöne Halbballade "Savage And Saint" sehr gut. Und auf ihre ganz eigene Art schaffen es BATTLE BEAST, den Hörer in ihren Bann zu ziehen und beim ersten Probehören als ekelhaft-kitschig empfundene 08/15 Power Metal-Elemente als wichtige Trademarks wahrzunehmen, die sehr professionell und mit modernem, aber nicht glattpoliertem Sound auf CD gepresst wurden.

Die von BATTLE BEAST präsentierte Mischung aus rasantem, traditionellen Power Metal, Melodic Metal der finnischen Art und einer kleinen Prise Hard Rock (alles irgendwo zwischen MANOWAR, DIO, frühen GRAVE DIGGER und ACCEPT angesiedelt) hat ihren ganz eigenen Reiz, der sich mir erst nach ein paar erzwungenen Durchläufen erschloss. Mit jeder Umdrehung fand ich "Steel" besser und besser, bis das Debüt richtig zündete. Trotz des peinlichen Posergehabes auf Promofotos entsteht bei der Musik nicht der Eindruck, es mit Metal vom Reißbrett zu tun zu haben. Selten ist eine CD in meinen Ohren nach anfangs schlechtem Eindruck so dermaßen gewachsen wie der Erstling der Finnen um Frontfrau Nitte.