Mastodon - Blood Mountain

mastodon

Stil (Spielzeit): Metal (68:16)
Label/Vertrieb (VÖ): Reprise/Warner (08.09.06)
Bewertung: Eine Erfahrung für sich (10/10)

www.mastodonrocks.com

„Blood Mountain“ ist nicht nur ein typisches MASTODON-Album geworden. Es ist ein Bollwerk, erbaut aus massiven Riffs, wie ein unberechenbares Reptil mit einem Panzer aus Stahl und einem enormen Herzen, durch das armdicke Venen kochendes Blut pumpen. Ich habe Großes erhofft, und es ist wahrhaft Großes geschehen.

Der Labelwechsel zu Warner hat die Band keineswegs ins kommerzielle Off geführt oder sich hemmend auf den unkonventionellen Stil der Truppe ausgewirkt, ganz im Gegenteil: „Blood Mountain“ klingt experimenteller, progressiver und eigensinniger als alle vorherigen Alben – und das, obwohl all diese Attribute auch auf „Leviathan“ oder „Remission“ zutreffen. Das dritte Full Length bietet eine ungemein intensive und komplexe Mischung, die Bekanntes weiterführt und das Konzept beibehält, dabei jedoch immer wieder hochmelodisch ausbricht oder psychedelisch umherschweift und als Ganzes eine alles niedermalmende Soundwand bildet. 

Auffallend neu sind die ausufernden Griffbrett-Arpeggio-Aktionen im Wechsel mit den bewährten, explodierenden Riffkolonnen. „Sleeping Giant“ ist neben den bereits vorher über myspace.com veröffentlichten Songs "Crystal Skull", "The Wolf Is Loose" und "Capillarian Crest" nur eine von vielen weiteren Offenbarungen und kommt hoch-melodisch sowie nahezu lasziv daher, bevor der Steinschlag vom „Blut-Berg“ erneut unbarmherzig auf einen niedergeht. Überhaupt findet sich trotz hervorstechend experimentell-progressiver Schlagseite die Intensität von „Leviathan“ deutlich in jedem der zwölf Titel wieder. MASTODON trauen sich einfach, loten ständig ihre Grenzen neu aus und bleiben im Detail unvorhersehbar bis zum Schluss.

Die Texte bergen erneut ein Konzept: die Reise zu sich selbst, das Erleben von Träumen und Visionen. Dabei steht die Band selbst im Mittelpunkt einer wahnwitzigen Erzählung, die voll gestopft ist mit Monstern und kranken Eindrücken. Das passt zur stellenweise extrem brachialen Musik, wobei neben „Circle Of Cysquatch“ der Song „Bladecatcher“ das beste Beispiel darstellt: So klingt ein Schlumpf, den man durch den Fleischwolf dreht. Bizarr und doch gelungen, teils Experiment und teils schlicht vereintes Können dieser unglaublichen Truppe aus Atlanta.

"Blood Mountain" knallt ohne Umweg in mein Gefühls-Zentrum und ist definitiv keine leichte Kost, jedoch ein Muss für alle MASTODON-Fans. Bis dato das eindrücklichste, eigenständigste und herausfordernste Album des Jahres und ein weiterer großer Schritt für diese Ausnahme-Band.