Newsted - Heavy Metal Music

Newsted - Heavy Metal Music
Nach der Trennung von METALLICA benötigte Jason Newsted erst einmal Abwechslung. ECHOBRAIN, PAPA WHEELIE und IR8 VS. SEXOTURICA hießen die weniger erfolgreichen, OZZY OSBOURNE und VOIVOD die deutlich namhafteren Stationen des Bassisten. Nach einer mehrjährigen Zwangspause aufgrund einer Operation an der Schulter leckte Newsted Ende 2011 wieder Blut, als er anlässlich der Konzerte zum 30. Geburtstag wieder mit METALLICA auf der Bühne stand. Nach der EP "Metal" folgt nun das erste Album seiner eigenen Band unter dem Banner NEWSTED.

Den 50-Jährigen unterstützen die Gitarristen Mike Mushok (STAIND) und Jessie Farnsworth, die Drums übernimmt Jesus Mendez Jr. Newsted selbst bedient - wie sollte es auch anders sein? - den Bass und kümmert sich um die Vocals. Auf den ersten Blick ist "Heavy Metal Music" zahmer, oder sagen wir anders ausgefallen, als erwartet. Ich hätte mit einem richtigen Thrash-Brett gerechnet, schließlich ließ Newsted bei METALLICA nicht nur einmal durchblicken, dass ihm die musikalische Richtung, welche die Band nach dem schwarzen Album eingeschlagen hat, zu lasch sei.

"Heavy Metal Music" ist also keinesfalls vergleichbar mit "Ride The Lightning", "Master Of Puppets" oder auch "... And Justice For All". Wenn überhaupt orientieren sich NEWSTED am schwarzen Album, allerdings lassen sich die METALLICA-Einflüsse gar nicht so stark heraus hören, wie man meinen sollte. Der knackige Metal geht eher in Richtung VOIVOD light, schielt auch in Richtung BLACK SABBATH ("Ampossible"!) und ALICE IN CHAINS. Eine passende Schublade zu finden, ist aber extrem schwer. Am ehesten kann man "Heavy Metal Music" wohl als im besten Sinne modernen, progressiv angehauchten Heavy Metal bezeichnen.

NEWSTED bewegen sich oft im Midtempo-Bereich, schaffen es durch schwere Riffs und eine düstere Stimmung aber, eine drückende Heavyness herauf zu beschwören. Exemplarisch zeigen das Tracks wie der hypnotische, mit klasse Soli bestückte Opener "Heroic Dose", der im Grunde ohne richtigen Chorus auskommt, das tempo- und abwechslungsreiche "Soldierhead" und das brachiale "As The Crow Flies". Denkt man an Mushoks Hauptband STAIND, so hätte man dem Gitarristen solch fette Riffs und klassischen Metal-Soli gar nicht zugetraut.

Die Drums knallen, der Bass pumpt, und die größte Überraschung sind wohl die Vocals. Newsted hat bei METALLICA Anfang der Neunziger schon mal "Whiplash" oder "Seek And Destroy" gesungen (oder eher gebrüllt) und die Backings kraftvoller übernommen als heute Hammet und Trujillo, aber dass er seine Gesangsleistung so steigern konnte, ist für mich der positivste Aspekt des gesamten Albums. Ein hochtalentierter oder technisch versierter Sänger wird der 50-jährige nicht, aber seine Vocals sind rau und haben Charakter.

Den besitzen auch die anderen Songs auf dem ersten NEWSTED-Album, das ziemlich abwechslungsreich ausgefallen ist. "Futureality" zum Beispiel lebt vom Kontrast aus schwerem Metal und melodischer Gitarrenarbeit, "King Of The Underdogs" ist ein weiterer brutaler Hammer und "Nocturnus" ein schleppender Doom-Ohrwurm. Den Songs ist anzumerken, dass sie Newsteds eigene Babys sind. Abgerundet von einer fetten Produktion ist "Heavy Metal Music" für mich bisher eine der Überraschungen des Metal-Jahres 2013.