Grimgod - Master Tipp

Grimgod - Master
    Southern, Heavy, Thrash

    Label: Eigenverlag
    VÖ: 02.02.2019
    Bewertung:10/10

    Grimgod


Dafür, dass GRIMGOD auf dem Fest Evil in Manrode meine Festival-Neuentdeckung waren, habe ich sie seinerzeit tatsächlich mit erstaunlich wenigen Worten bedacht – und fast wäre es mir bei der Rezension der aktuellen Platte ähnlich ergangen, denn auch hier passt einfach alles. Was will man dann anderes sagen, als "Nicht weiterlesen, sondern direkt reinhören!"? Nun dauert es aber noch gute zwei Wochen, bis die Platte am 02. Februar im Eigenverlag erscheint, so dass diese Begründung leider nicht gilt.

Hinter GRIMGOD verstecken sich Gitarrist Jax Warner, Bassist Kenneth Maxwell und Drummer Richy Wilkinson, und auch wenn sowohl Sound als auch die Namen es vermuten lassen, stammt das Trio nicht etwa aus den tiefsten amerikanischen Südstaaten, sondern aus dem beschaulichen Thüringen.

Zusammen wächst, was zusammen gehört

Mit dem aktuellen Album "Master" veröffentlicht die Band nun endlich den Nachfolger, oder besser gesagt die zweite Hälfte des 2015 begonnenen "Beastmaster"-Albums. Von vornherein als Doppelalbum konzipiert, konnten die Fans bereits vor vier Jahren den ersten Teil "Beast" im schicken Pappschuber mit zusätzlicher Leerhülle erwerben, die nun endlich durch den passenden zweiten Teil ersetzt werden kann. Wurde Teil 1 noch im Klangbunker von Michael Jung aufgenommen, durfte beim Nachfolger nun Andy Classen, der auch schon bei TANKARD und den APOKALYPTISCHEN REITERN seine Finger und Ohren mit im Spiel hatte, hinters Mischpult.

7 Songs, 31 Minuten – aber Nonstop-Rock'n'Roll

Zunächst überrascht die kurze Spielzeit von gerade einmal 31 Minuten – sobald man sich aber weitergehend mit der Band befasst und das Albumkonzept versteht, wird ein Schuh draus. Vor allem, wenn diese 31 Minuten durchgängig mit erstklassigen Songs gefüllt sind und es nicht wie bei vielen anderen Alben doch den einen oder andere Füllsong gibt, den man spätestens ab dem dritten Hören ohnehin überspringt.
 
Bereits der Opener "Rock'em All" geht ohne großes Intro in ein Riff über, das stilistisch irgendwo zwischen MOTÖRHEAD und LYNYRD SKYNYRD anzusiedeln ist und das bei mir direkt Assoziationen zum Titty Twister – der legendären Vampir-Bar aus Robert Rodriguez' Kultfilm "From Dusk Till Dawn" – weckt. Kurz mit Kuhglocken angezählt, geht es im darauf folgenden "Witness me" zunächst tempogeladen weiter, ehe die Thüringer im doomig angehauchten langsamen Mittelteil dem Zuhörer eine erste kleine Verschnaufpause gönnen und ihren Facettenreichtum unter Beweis stellen.

"Wrecking Crew Man" überzeugt insbesondere durch den extrem live- und mitsingtauglichen Refrain, ehe wir genau auf der Hälfte des Albums bei meinem persönlichen Highlight "Dreadnought" ankommen: Nach einem kurzen Sample von R.E.M.s "It's the End of the World as we know it", das von einer panischen Radioansage unterbrochen wird, starten GRIMGOD mit einem weiteren tempogeladenen und trotzdem groovenden Riff, ehe sich beim etwas langsamer gehaltenen Refrain ein gewisser PANTERA-Vibe nicht leugnen lässt und erneut zum lauten Mitgröhlen einlädt.

Im Intro von "Shitmagnet" darf vor allem Bassist Kenneth Maxwell sein Können unter Beweis stellen, ehe die Band für die Strophe ein wenig den Fuß vom Gas nimmt und dafür wieder ein paar eher Southern-Rock-lastige Töne einschlägt. Das Mitsingpotential bleibt aber unverändert. Mit der Halbballade "The Way We Roll" nähern wir uns leider schon dem viel zu frühen Ende: Hier beweist insbesondere Sänger Jax Warner, dass Rock'n'Roll durchaus auch mal etwas nachdenklicher und melancholischer sein kann, ohne dabei an Urgewalt und Durchschlagskraft zu verlieren.

HiHat und Bass kündigen dann unheilvoll das baldige Ende des Albums an, mit „Down On Your Knees“ (oder doch vielleicht eher "Dusty Duke was here"?) sind wir beim letzten Song angelangt. Noch eine finale Megafon-Ansage, noch ein letztes Ohrwurm-Riff, zu dem man sein Haupthaar schütteln kann – so schnell kann eine halbe Stunde vorbei sein, wenn man sie mit erstklassiger Musik füllt.

Beastmaster – das Warten hat sich gelohnt

Nach vier Jahren Wartezeit ist das Album endlich komplett und GRIMGOD haben die Zwischenzeit erfolgreich genutzt. Jax Warners Gesang klingt nach Ölflecken, Whisky-Atem und Autobahnen ohne Tempolimit. Kenneth Maxwell ist ein Bassist, der tatsächlich aktiv und auch in der Aufnahme hörbar mitspielt, statt begleitenderweise gelangweilt auf der E-Saite zu verweilen. Und ich habe keine Ahnung, wie ein groovendes Uhrwerk aussieht, aber in einem entsprechenden Wikipedia-Artikel würde ich für ein Foto von Drummer Richy Wilkinson plädieren.

Ich habe lange mit mir gerungen, wie ich das Album bewerten soll – immerhin ist es auf gewisse Weise doch noch ein Debütalbum und im Gegensatz zu Nigel Tufnels Verstärker geht unsere Bewertungsskala eben nicht bis 11. Aber wenn ich die Frage, "Was hätten sie anders machen können, damit ich das Album noch ein bisschen besser finde?" auch nach langem Nachdenken nicht beantworten kann, bleibt mir nichts anderes übrig, als erstmalig in meiner BYE-Schreibkarriere tatsächlich die Höchstnote 10 zu vergeben.

Tracklist:

  1. Rock'Em All
  2. Witness me
  3. Wrecking Crew Man
  4. Dreadnought
  5. Shitmagnet
  6. The Way We Roll
  7. Down On Your Knees
Sonja

Stile: Heavy- , Power-, Thrash-, Pagan-Metal, Hardrock, Prog 
Bands: Orden Ogan, Edguy, Running Wild, Anthrax, Annihilator, Rage, Alestorm, Airbourne