Judas Priest - Angel of Retribution


Review

Stil (VÖ): Heavy Metal (28.02.2005)
Label/Vertrieb: Sony Music


Bewertung: "Ein Comeback wie es sein muss!"
Link: http://www.JudasPriest.com
http://www.hardplace.de/judaspriest (Artistpage)
Da hielt ich sie also in meinen Wursthänden: die Scheibe, auf die Heavy Metal-Jünger auf aller Welt seit anderthalb Dekaden warten. DEN Nachfolger DES Heavy Metal-Albums aller Zeiten. Auf dem schwarzen Cover in Kreuzstellung ein an die Verkörperung der Heavy Metal Music erinnernd eine Gestalt. Die Rede ist natürlich von der Band, die zusammen mit Iron Maiden und Saxon die NWoBHM begründeten: Judas Priest. Seit 2003 ist die lang erhoffte Wiederversöhnung des Metal Gods Rob Halford mit seinen Mitstreitern Glen Tipton, K. K. Downing, Ian Hill und Scott Travis perfekt. „Angel of Retribution" ist der Name des Painkiller-Nachfolgers, und ob der den gigantischen Ansprüchen der Fans gerecht wird, klären wir jetzt.Stille. Die Lichter aus. Nichts soll diesen Höreindruck trüben. Man hört das Surren des CD-Laufwerkes, die CD wird eingelesen. Im aufklappenden Dialog schnell und vor Vorfreude fast platzend den „Audio-CD abspielen"-Button gedrückt und los geht's. Verzerrte Gitarren läuten den Opener, „Judas Rising", ein. Doublebass und eine für Priest-Verhältnisse dicke Härte kommt und begleitet den tiefen Gesang vom Metal God persönlich. Spätestens beim Refrain, bei dem die Halfordsche Stimme auftrumpft, merkt man: The Priest ist back, und kaum treffender hätte man den Titel nicht wählen können. Er kann es noch! Einfach zum genießen, Augen auf und die wie 40 Sekunden vorkommenden 4:13 Minuten, die von einem wunderbaren Solo gekrönt werden, vorrüberziehen lassen, direkt Richtung Track 2, „Deal with the Devil". An alte 80er-Aufnahmen erinnernd prescht der Track direkt nach vorne, bei einzelnen Gitarreneinsätzen hat man die Luftgitarre nicht mehr unter Kontrolle, und als der Live-Kandidat überhaupt, zum Refrain ansetzt, geht nichts mehr, worunter diverse Gegenstände leiden müssen. „Got a Deal with the Devil, and also a great guitarsolo!"Bereits im Vorfeld wurde der dritte Song des Albums, namentlich „Revolution", im Internet veröffentlicht. In diesem Mid-Tempo-Song mit typischem Priest-Stampfriff und verzerrter Stimme, welches nach eigenen Aussagen stark in die von Jimi Hendrix beeinflusste Ecke geht, waltet größtenteils die Ruhe, die sich auch bis in „Worth Fighting For" fortführt. Noch eine „Spur oldschooliger" mit einem klassischen Rockriff geht es hier erst langsam los, raue, cleane vocals lassen Rob Halfords Vielfältigkeit noch einmal aufblitzen. Doch mit einem Mal verzieht die Ruhe, denn der Sturm kommt. Mit einem Powerriff das mir noch in 10 Jahren tief in den Gehörgängen liegen wird und einer Doublebass, die es in sich hat, kommt der „Demonizer" aus seiner Gruft. Mit einer unglaublichen Wucht und wieder einmal sein ganzes Stimmvolumen ausnutzend brüllt Halford auf einen ein, es kommen Erinnerungen an Nightcrawler (Painkiller) auf. Textzeilen wie „and the Painkiller raises again..." lassen erahnen, dass man sich Gedanken zu der Reunion-Scheibe und ihrer Beziehung zum indirekten Vorgänger gemacht hat. Zu den Soli sage ich nichts mehr, allzu oft will ich das Wort „Supermegaspitzenklasse³" bzw. die Phrase „einer Priest-Scheibe würdig" nicht verwenden, selbst, wenn es ohne Zweifel angemessen ist. Auf jeden Fall noch einmal extra hervorzuheben ist der superbe Schrei am Ende, der einem durch Mark und Pfennig geht. Wieder melodiöser legt „Wheels of Fire" los, ein klassischer Hybrid aus Metal und Rock, der wieder insbesondere im Refrain zu beeindrucken weiß. „Angel" ist die Ballade des Albums, und die geht voll auf die Tränendrüse... Na gut, sollte es zumindest, denn bei einem abgestumpften Medienkind wie mir, weckt das nicht mehr allzu viele Gefühle. Trotzdem ist es eine „wunderschöne" Nummer mit Akkustikschrumme und einer tollen Gesangslinie. Klasse Ballade und mutig von den Priestern, so ein Stück auf die Reunionscheibe zu packen, die bis jetzt voll und ganz in ihren Bann zieht. Dann ist die Schnulze zu ende und der „Hellrider" betritt die Bühne. Ganz im Priest-Stil mit verzerrtem Gitarrenintro und wuchtigen Drums danach. Nach vorne preschend wechselt Halford zwischen einigermaßen cleanen und „seinen" Vocals ab, als der Refrain mit einem schweren „HELLRIDER" ertönt hält den geneigten Zuhörer nichts mehr auf dem Stuhl. DER Song des Albums. „Eulogy" ist wieder eine ruhige Nummer, hier kommen wieder Akkustikparts und klare Gesangslinien zum Einsatz, nach 2:52 Minuten ist Schluss.Jetzt kommt das Opus des Albums. Der Track, auf den ich persönlich am meisten gespannt war: Die 13 1/2-Minuten-Wucht „Loch Ness". Langsames Intro am Anfang, erst nach knapp einer Minuten kommen die gewohnt verzerrten Gitarren: erst ein, dann zweistimmig ohne Drums kommt eine „doomige" Stimmung auf, die zur Thematik wahrlich passt. Langsam und gemächlich presst Halford seine Stimme durch die Lautsprecher, jeden Moment wartet man auf die Explosion: nach 3 ½ Minuten der erste Schrei und der Refrain. Episch, das einzige Wort, welches dieses Lied zu beschreiben vermag. Vereinzelt wieder der Schrei der Schreie, gepaart mit cleanen Vocals. Göttlich, einfach nur Göttlich. Nach den 13 Minuten kann man es nicht fassen. Stille im Zimmer. Erste Besinnung auf das soeben durchlebte. Das war es, das Priest Album, welches in die übergroßen Painkiller-Fußstapfen treten soll. 

Ein kurzes Fazit:
Und nach dieser knappen Stunde kann ich sagen, dass es diese zu großen Teilen ausfüllt: Hier wurde ein Reunion-Album geschaffen, welches sinnvoll und durchgehend stark die Stärken der Band miteinander vereint. Spitze Schreie, Leadguitarduelle aber auch ruhige, cleane Passagen in den Stücken kennzeichnen dieses Album, welches für Priest-Fans in aller Welt ein würdiger Nachfolger für das Überwerk des Jahres 1990 ist. Jeder der Metal hört, hat sich dieses Album zu kaufen. Definitiv. Ohne Ausnahme.Ich persönlich bin schon auf die Live-Performances von Songs wie Hellrider oder Revolution gespannt. Ob es auch ein Live-Wiedersehen mit dem Überstück Lochness geben wird, kann ich noch nicht sagen. Ein Erlebnis für's Leben wäre es auf jeden Fall.Man sieht sich am 10.03 in der Grugahalle, Essen!

Tracklist:
#1 Judas Rising#2 Deal with the Devil#3 Revolution#4 Worth Fighting For#5 Demonizer#6 Wheels of Fire#7 Angel#8 Hellrider#9 Eulogy#10 Loch Ness

Spielzeit:
52:38 Minuten